Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1243 (07:22 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1216 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.13. EUR-CHF oszilliert bei 1.1358.
Risikoaversion in recht sportlicher Form nahm in den letzten 24 Handelsstunden dank politischer Faktoren zu. Das hatte gute Gründe. Faktisch zeichnet einerseits die Achse Washington/London, aber andererseits auch Rom dafür verantwortlich.
London geht immer noch davon aus, dass ein regelbasierter Brexit mit einer Sonderbehandlung des UK verknüpft sei. Die EU ist aber kein Selbstbedienungsautomat Londons im Rahmen britischer Beliebigkeit!
Das amateurhafte politische Theater, dass uns nun seit mehr als zwei Jahren auch mit Verbalattacken aus Westminster und der Fleet Street begleitet, die weit unter dem Niveau der Diplomatie und des Anstands lagen und liegen, liefert dafür keine Grundlage und hat die Bereitschaft vermindert, Konzessionen einzuräumen.
Es gibt laut Theresa May noch eine Anzahl ungelöster Fragen. Da stimmen wir zu. Es würde keine Vereinbarung um jeden Preis geben. Nein, das wollen wir auch nicht. Am Ende zahlte das UK ohnehin den entscheidenden Preis.
Maßgebliches Problem ist die Frage der Grenze Irland/Nordirland nach dem Brexit. Im Eigeninteresse des UK und der Friedfertigkeit in Irland, aber auch im UK ist London gut beraten, dieses Thema nicht klein zu schreiben.
Die Chance auf einen unregulierten Brexit nimmt vor den aktuellen Hintergründen zu. Das belastet derzeit die Finanzmärke.
Die Transaktionskosten daraus wären auf kurze Sicht für die Eurozone erheblich. Je härter der Brexit jedoch ausfiele, desto stärker fielen die Produktionsstättenverlagerungen zu Gunsten Kontinentaleuropas aus, die den Kapitalstock und damit das Potentialwachstum der Eurozone langfristig positiv beeinflussen würden. Im UK hätten sie das Gegenteil zur Folge.
Rom liefert den zweiten politischen Problemherd. In selten gekannter selbstverliebter Form liefert Rom Hybris in beachtlicher Form. Aber nicht nur das, sondern der Ton, der uns aus Rom erreicht, hat kaum etwas gemein mit europäischer Diplomatie. Im Gegenteil, orientiert sich Rom hier an den Beispielen Londons und Warschaus - was für ein Werteverfall.
Man will seitens Roms der EU aufoktroyieren, den politischen Weg der maßgeblich konsumorientierten Neuverschuldung zu respektieren, wohlwissend, dass diese Politik die Grundlage der prekären Haushaltslage Italiens darstellt. Das ist unter intellektuellen Gesichtspunkten äußerst ambitioniert.
Es ist aber auch ein Angriff durch Rom auf die Stabilität des Gesamtgebildes und tangiert in der EU 27 und in der Eurozone 18 weitere Länder, deren Regierungen alle demokratisch legitimiert sind. Dürfen Italiener, die diese Regierung in Rom wählten, über 27 oder 18 andere Länder faktisch bestimmen?
Wir freuen uns über die diplomatischen Einlassungen Manfred Webers, dem Spitzenkandidaten der EVP im Europaparlament. Sie sind von Diplomatie und Anstand geprägt.
Manfred Weber setzt in der Italienfrage zunächst auf Dialog und nicht auf Strafen. Er betonte, Europa sei nicht erpressbar. Es gebe klare stabilitätspolitische Regeln (die Italien mit kreiert hat!) in der EU und es gebe eine gemeinsame Position in der Eurozone. Roms Vorschlag sprenge Grenzen. Von den EU-Ländern forderte er eine stärkere Unterstützung der Kommissionsposition gegenüber Italien ein. Er warf Rom vor, die Erfolge der EU bei der Krisenbekämpfung zu gefährden. Danke ob des Inhalts und der Form - mehr gibt es nicht zu sagen!
Damit kommen wir zu dem Problembereiter Washington.
Die USA machen Druck bei den Sonderzöllen auf Autos aus Europa. Das Handelsministerium habe dem Weißen Haus eine Vorlage übermittelt, ob Sonderzölle von bis zu 25% auf in die USA eingeführte Autos und Autoteile aus Gründen der Nationalen Sicherheit eingeführt werden sollten. Man will signalisieren, dass Washington mangels Fortschritten zunehmend ungehalten sei.
Europa könnte ungehalten sein, weil die nationale Sicherheit der USA durch deutsche Automobilhersteller, die die SUVs (höchste Wertschöpfung bei Kfz) bisher in den USA produzierten und die größten US-Autoexporteure sind, definitiv nicht gefährdet ist. Deutsche Automobilbauer sind ein Geschenk für die US-Wirtschaft und kein nationales Sicherheitsrisiko!
Europa könnte ungehalten sein, weil die US-Regime-Change Politik um das Mittelmeer die nationalen Sicherheiten der europäischen Länder bedroht, da die Folge Flüchtlingsströme sind, deren sich die USA als primärer Verursacher nicht annehmen. Es wird Zeit, seitens der EU Klartext mit Washington zu reden, wer Risiken für andere kreiert und forciert! Das US-Maß ist extrem voll!
Darüber hinaus sprechen Fakten für sich:
Diese egomanische US-Politik, die jedes Vertrauen gegenüber den USA bezüglich Vertragstreue und Loyalität zum Organigramm in Frage stellt, untergräbt perspektivisch die US-Wirtschaftsstruktur.
• BMW wird das iX3Werk nicht in den USA, sondern in China bauen.
• Volvo kündigte gestern an, Teile der SUV-Produktion aus den USA zu verlegen.
• Honda kündigte gestern Produktionsverlegungen aus den USA an.
Links:
https://www.zerohedge.com/news/2018-11-10/volvo-caught-trade-war-crossfirerips-production-plans
Jeder Tag, der vergeht, unterminiert das US-Modell weiter, da der internationale Kapitalstock (globale Unternehmen) genau weiß, wo die Zukunft liegt (Wachstumsdynamik, Erschließung des Humankapitals) im Osten! Wie verlässlich sind die USA? Verlässlichkeit ist die Grundlage für nachhaltige Investitionen ... "Food for thought!"
Aus Italien erreichten uns gestern Konjunkturdaten, die besser als erwartet ausfielen: Im September sank die Industrieproduktion im Monatsvergleich lediglich um 0,2% (Prognose -0,7%) nach dem starken Vormonat bei +1,7%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 1,3% nach zuvor -0,8% ein.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1370 - 1.1400 neutralisiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
Kommentare
Das was wir heute erleben, ist ganz klar das Ergebnis der katastrophalen und dilettantischen Politik der selbstverliebten, Euro-und Globalisierungs-Utopisten wie Obama, Merkel, Junker usw.
Wer ausschließlich die Gewinne der Großkopferten in den Mittelpunkt politischen Handelns stellt und im gleichen Atemzug der Bevölkerung immer größerer Lasten aufbrummt und das dann auch noch als Erfolg verkauft, muß sich nicht wundern.
Trump, Brexit, Euro-Krise, die AfD, der Rechtsruck in Polen , Ungarn usw., die Krise der PIGS Staaten usw. sind die logischen Ergebnisse dieser Politik. Inzwischen merken nämlich immer mehr Bürger direkt am eigenen Leib das sie trotz angeblich BRUMMENDER Wirtschaft den Gürtel immer enger schnallen müssen. Alle bejubeln die Globalisierung......wie aber ist die Lohnentwicklung in D, inzwischen stehen wir wieder waffenstarrend der Russen gegenüber.
Populismus wächst proportional mit der Ignoranz der Politik an den echten Interessen des Volkes.
Die Steuern sprudeln nur so in Deutschland...aber die da oben quatschen z.B. von der Rente ab 70.
Wem soll man das vermitteln, wenn sich D gleichzeitig zum Sozialamt, vielmehr Selbstbedienungsladen aller Migranten wandelt.
Und am Beispiel Griechenlands sieht man doch aktuell, das diese ganze Spar- und Steuerorgie auf dem Rücken der kleinen Leute dem Land auch nicht auf die Beine hilft. Mal sehen wann das nächste Rettungspaket oder doch der bankrott kommt. Mit 3 Rettungspaketen hat man ja die Schuldtitel aller Großkopferten dem Steuerzahler aufgebrummt. Hätte man damals die Spekulanten und Banken über die Klinge springen lassen und Griechenland aus der Euro-Zone entlassen, wäre mit Sicherheit wenigen Schaden entstanden.
Und die hätten es verkraften können. Der € wäre auch nicht zusammengebrochen wie wir inzwischen wissen, denn die Kreativität von Brüssel, Berlin und Paris Ihre eigenen Regeln, Gesetze und Richtlinien zu biegen und zu brechen, befähigen die daran beteiligten Akteure konkurrenzfähig neben David Copperfield aufzutreten.
Bravo, wieder ein hervorragender Kommentar von Ihnen !!! Klare Fakten in Zusammenhänge gesetzt und die Wahrheit präsentiert, sehr schön.
Wer hätte es gedacht, dass sich bei einer derart desaströsen wirtschaftlichen Situation der südeuropäischen Länder, beispielsweise Italien nicht mehr an die Spielregeln einiger Technokraten aus Brüssel halten will.
Man kann nur den Kopf schütteln.
Was haben wir erwartet? Es ist doch eher verwunderlich, wie lange das Trauerspiel dauert.
Sobald die EZB ihre Zinspolitik ändert, was unter Berücksichtigung der Inflationsrate schon überfällig erscheint, ist das Spiel vorbei!