Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0966 (05:52 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0924 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 143,43. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,29. EUR-CHF oszilliert bei 0,9444.

Märkte: Risikobereitschaft nimmt wieder zu

Die Finanzmärkte zeigten sich in den letzten 24 Handelsstunden weit überwiegend von höherer Risikobereitschaft geprägt.

An der Datenfront gab es zarte Unterstützung. Heraus ragte der unerwartete Anstieg der US-Neubaubeginne um 14,8% im Monatsvergleich. Eine Korrelation zu den deutlich gesunkenen US-Kapitalmarktzinsen um mehr als 1% in den letzten zwei Monaten, ausgehend von 4,99% auf aktuell 3,91% lässt sich nicht von der Hand weisen. Ob diese Tendenz extrapolierbar ist oder eher einmalige Aufholeffekte spiegelt, darf diskutiert werden.

Die finalen Werte der Verbraucherpreise der Eurozone bestätigten den geringsten Preisanstieg im Jahresvergleich seit Juli 2021 (seinerzeit Nullzinspolitik der EZB). Die Nachrichten und Daten, die uns aus Deutschland (siehe unten) erreichen sind prekär für unseren Standort und unsere Zukunftsaussichten. Sie sind weniger relevant für die Kapitalmärkte. Was bei uns wegfällt, wird anderswo aufgebaut. Unsere Unternehmen, die in großen Indices (DAX) notiert sind, hängen primär an der Weltwirtschaft, weniger an der deutschen Nationalökonomie.

An den Aktienmärkten dominierte die Farbe "Grün". Dieses "Grün" ist angenehm und akzeptabel, es gilt nicht für jedes "Grün". Der Late-DAX legte um 0,56% zu, der EuroStoxx 50 um 0,41%. Etwas ausgeprägter war der Anstieg in den USA. Hier stieg der S&P 500 um 0,59%, der Dow Jones um 0,69% und der Citi Tech 100 um 0,60%. In Fernost ergab sich folgendes Bild (Stand 07:00 Uhr):

Der Nikkei gewann 1,65%, der CSI 300 verlor 0,58%, der Hangseng stieg um 0,87%, der Sensex legte um 0,39% zu, während der Kospi ein Plus von 1,53% auswies. Die "Non-Performance" von Chinas Aktienmärkten (CSI 300 auf tiefsten Niveaus seit Februar 2019), insbesondere im Vergleich zu den westlichen Märkten darf nicht nur, sondern muss als Ausdruck einer "politischen Allokation" seitens der vom Westen dominierten Kapitalmärkte interpretiert werden.

An den Rentenmärkten wurden das Niveau der ermäßigten Renditeniveaus bestätigt. 10-jähige Bundesanleihen rentieren mit 2,02% (Vortag 2,07%), 10-jährige US-Titel mit 3,91% (Vortag 3,94%). Der USD stand gegenüber dem EUR, Gold und Silber unter mäßigem Druck.

Deutschland: IFO-Barometer für Exportwirtschaft rückläufig

Das von IFO ermittelte Barometer für die deutsche Exportwirtschaft sank per Berichtsmonat Dezember um 2,6 auf -6,7 Punkte. Zuvor kam es zu zwei Anstiegen in Folge ausgehend von einem Tiefstwert bei -10,6 Zählern per September. Dennoch ist es der zweitschwächste Wert im Jahr 2023. Nachfolgender Chart belegt die negative Tendenz unter Schwankungen.

 

Kommentar: Dieser Wert reiht sich in eine Phalanx negativer Tendenzen für die deutsche Wirtschaft ein. Das exportseitige Geschäft, das unser Geschäftsmodell, aber auch unser Gesellschaftmodell zu großen Teilen trägt (!), steht unter markantem und zunehmenden Stress.

Diese Schwäche in den Konjunkturdaten hat ihre Ursachen in den Rahmendaten und Strukturen Deutschlands (Aristoteles!). Das ist erkennbar an der besseren Performance aller anderen westlichen Länder. Deutschland ist Schlusslicht und verliert kontinuierlich weiter an Boden. Es liegt auch nicht an dem Weltwirtschaftswachstum bei 3%, das ist auskömmlich! Diese uns belastenden Rahmendaten und Strukturen wurden (Merkel!) und werden von der Politik gesetzt.

Diese jetzt immer offensichtlicheren Schwächen und fortgesetzten Risiken wurden von den Vorgängerregierung, aber insbesondere der amtierenden Regierung nicht angemessen in ihr politisches Kalkül einbezogen. Damit riskieren sie den Kapitalstock (Summe aller Unternehmen), der alle Einkommen für Staat und private Haushalte ursächlich verantwortet. Damit riskieren sie auch den Sozialstaat, der auf Umverteilung der Einkommen des Kapitalstocks basiert, aber auch die Energiewende, die zunächst teuer ist!

Sollten hier nicht starke Neuausrichtungen durch die Politik, die diese Defizite bei Rahmendaten und Strukturen deutlich verbessern, implementiert werden, wird sich die Dynamik der negativen Tendenzen verstärken und die Stabilität der Ökonomie und der Gesellschaft fortgesetzt untergraben. Ist das politisch gewollt?

Deutschland: Auftragspolster schmilzt in Rekordtempo

Das Auftragspolster der deutschen Industrie nimmt in Rekordgeschwindigkeit ab. Der Auftragsbestand sank laut Statistischem Bundesamt im Oktober um 5,9% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2015. Im Vergleich zum Vormonat kam es zu einem Rückgang um 0,6%. Es war der vierte Rückgang in Folge. Sowohl die Aufträge aus dem In- als auch aus dem Ausland sinken.

Kommentar: Die Datensätze liefern Weckrufe in Richtung Berlin. Es sind Weckrufe hin zum Pragmatismus und Verantwortung, weg von Ideologie. Was muss noch passieren?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Verbraucherpreise final ohne Überraschungswert (J)

Laut finaler Berechnung sanken die Verbraucherpreise der Eurozone per November im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose -0,5%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 2,4% ein (Prognose 2,4%). Die Kernrate der Verbraucherpreise fiel im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose -0,6%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 3,6% (Prognose 3,6%).

UK: Auftragseingang weniger negativ, aber weiter schwach

Der vom CBI ermittelte Index für den Auftragseingang verzeichnete per Dezember einen Anstieg von -35 auf -23 Punkte.

USA: Neubaubeginne legen um 14,8% zu!

Die Neubaubeginne stellten sich in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) auf 1,560 Millionen (Prognose 1,36 Mio.) nach zuvor 1,359 Mio. (revidiert von 1,372 Mio.). Wirkt sich hier der Renditerückgang am US-Kapitalmarkt positiv aus? Die Baugenehmigungen lagen in der annualisierten Version bei 1,460 Millionen (Prognose 1,465 Mio.) nach zuvor 1,498 Millionen.

China: Ruhige Hand an der Zinsfront –sehr restriktives Zinsregime

Die "Loan Prime Rat" für einjährige Kredite bleibt unverändert bei 3,45% (CPI -0,5%, PPI -3,0%). Die "Loan Prime Rate" für fünfjährige Kredite bleibt unverändert bei 4,20%. Damit bleibt die Zins und Geldpolitik in China sehr restriktiv (positiver Realzins 3,95%/4,70%).

Japan: Defizitäre Handelsbilanz, stark sinkende Importe (J)

Die Handelsbilanz wies per November ein Defizit in Höhe von 776,9 Mrd. JPY (-4,9 Mrd. EUR) nach zuvor -661,0 Mrd. JPY (-4,2 Mrd. EUR) aus. Exporte nahmen im Jahresvergleich um 0,2% ab (Prognose +1,5%), während Importe per November im Jahresvergleich um 11,9% fielen (Prognose -8,6%).

Kanada: Verbraucherpreise (J) weiter bei 3,10%, Prognose bei 2,9% verfehlt

Die Verbraucherpreise nahmen per Berichtsmonat November im Jahresvergleich um 3,1% (Prognose 2,9%) nach zuvor 3,1% zu. Die Erzeugerpreise verzeichneten per November im Jahresvergleich einen Rückgang um 2,3% nach zuvor -2,6% (revidiert von -2,7%).

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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