Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0022 (05:39 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Stunden bei 0,9972 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 139,57. In der Folge notiert EUR-JPY bei 139,88. EUR-CHF oszilliert bei 0,9821.

Der Stabilisierungsversuch an den Aktienmärkten war nur kurzlebig

Der Stabilisierungsversuch an den Aktienmärkten scheiterte im Tagesverlauf. Die Nervosität bleibt ausgeprägt. Dabei sind die Augen des Marktes sowohl auf geopolitische als auch wirtschaftliche Themen fixiert.

Aus den gestrigen Äußerungen der deutschen Außenministerin lässt sich ableiten, dass nicht ansatzweise eine Abkehr von der Eskalationspolitik zu erwarten ist.

Die Wirtschaftsdaten lieferten weder für Europa noch für die USA positive Entwicklungen. In der Eurozone markierte die Preisinflation ein neues Allzeithoch bei 9,1 %. In den USA enttäuschte sowohl der ADP-Beschäftigungsreport markant als auch der von der Mortgage Bankers Association ermittelte Hypothekenmarktindex, der aktuell auf dem niedrigsten Stand seit Januar 2000 steht.

Die Entwicklungen an den Kapitalmärkten lieferten den Aktienmärkten keine Unterstützung. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe legte auf 1,54 % zu. Die 10-jährige US-Staatsanleihe rentiert jetzt mit 3,20 %. Das Thema Diskontierungsfaktor belastet. Die Zinsdiskussion bezüglich des kommenden EZB-Schritts konnte dem Euro gegenüber anderen Hauptwährungen milde Unterstützung verleihen. Der Euro gewinnt derzeit an Stabilität auf dem schwachen Niveau gegenüber dem USD.

Die edlen Metalle leiden unter dem Zinsanstieg. Sowohl Gold als auch Silber wurden weiter abverkauft. Der Edelmetallmarkt schaut derzeit auf die „Quantität“ der Zinsen, aber nicht auf die Qualität der dahinter stehenden schwächer werdenden Wirtschaftskraft und Strukturen. Ob das smart ist, wird sich weisen.

Ein kurzer Blick auf einen Kernsektor der deutschen Wirtschaft

Laut VDMA hätten zahlreiche Unternehmen massive Probleme, neue Energieverträge für Strom und Gas angeboten zu bekommen oder abschließen zu können. Es gebe für Unternehmen keine Grundversorgung. Einige mittelständische Maschinenbauer sehen sich unkalkulierbaren Risiken außerhalb ihres Kerngeschäfts ausgesetzt.

Kommentar: Das Zerstören von tragenden Strukturen funktioniert sehr schnell. Der Wiederaufbau, wenn er dann überhaupt möglich ist, ist langwierig und teuer. Wissen wir, was wir tun?

Russland resilient

Im ersten Halbjahr 2022 kam es laut vorläufigen Berechnungen der russischen Statistikbehörde zu einem Rückgang des BIP um 0,4 % im Jahresvergleich. Für das Gesamtjahr wird seitens Rosstat (russische Statistikbehörde) ein Rückgang von gut zwei Prozent erwartet. Im kommenden Jahr soll sich ein Minus in Höhe von weniger als ein Prozent einstellen.

Kommentar: Zu Beginn der Sanktionen gegen Russland wurde ein Einbruch von mehr als zehn Prozent des BIP per 2022 thematisiert. Seitdem werden Prognosen positiv angepasst. Auch der IWF wird seine BIP-Prognose, die seit Juli 2022 bei -6,00 % liegt, im Oktober anpassen müssen.

Die Investitionstätigkeit nahm in Russland im ersten Halbjahr 2022 im Jahresvergleich um 7,8 % (160 Mrd. USD) zu.

Kommentar: Diese Zahl ist beeindruckend. Zu hinterfragen ist dabei, wie viel davon privatwirtschaftlich oder staatlich verantwortet ist. Die Aufschlüsselung liegt nicht vor.

Aktuell stellt sich die Arbeitslosenquote auf 3,9 %.

Kommentar: Am Arbeitsmarkt ergeben sich bisher keine Probleme. Die aktuelle Quote bei 3,9 % ist das Allzeittief seit 1992 (Beginn der Reuters Statistik, siehe Chart).

 

Die Handelsbilanz wies laut russischer Zentralbank in den ersten sieben Monaten 2022 einen Überschuss in Höhe von 192,4 Mrd. USD aus (Vorjahr 75,7 Mrd. USD). Die Leistungsbilanz reüssierte im identischen Zeitraum mit einem Aktivsaldo in Höhe von 166,6 Mrd. USD (Vorjahr 50,2 Mrd. USD).

Kommentar: Während es in Russland zu den höchsten historischen Überschüssen kommt, verzeichnet die Eurozone die höchsten jemals gemessenen Handelsbilanzdefizite.

Der Rubel bewegt sich auf mehrjährigem Jahreshoch. Die Zentralbank senkt seit April die Zinsen. Aktuell liegt der Leitzins bei acht Prozent auf dem tiefsten Niveau seit Oktober 2021 (7,5 %).

Kommentar: Der Rubel profitiert und ist eine der stärksten Währungen der Welt im laufenden Jahr, während der Euro von massiver Schwäche gekennzeichnet ist. Die Kaufkraftverluste sind für die Eurozone markant. Der aktuelle Leitzins Russlands (zwischenzeitlich bei 20 % per 03/2022) liegt mit 8,00 % unterhalb des Niveaus bei Ausbruch des Ukraine-Kriegs (8,50 %).

Fazit: Die seit Monaten erfolgten positiven Prognoseanpassungen für Russland bei gleichzeitig negativen Prognoseanpassungen für Deutschland und die Eurozone mit teilweise existentiellen Fragestellungen sollten Fragen aufwerfen. Das den Bürgern Westeuropas seitens ihrer politischen Vertretung bei Verfügung der Sanktionspolitik in Aussicht gestellte Erfolgsszenario (u.a. Von der Leyen: „Die Mutter aller Sanktionen“) hat sich in das Gegenteil verkehrt. Ergibt sich daraus eine Handlungsmaxime für unsere politischen Vertreter? Wenn man sich fatal irrt, was tut man dann? Mehr von dem, was das Problem generiert hat oder sollte man Bemühungen unternehmen, die Krise zu deeskalieren?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: CPI der Eurozone am Allzeithoch

Die Verbraucherpreise nahmen laut Erstschätzung per August im Jahresvergleich um 9,1 % (Prognose 9,0 %) nach zuvor 8,9 % zu. Die Kernrate stieg im Jahresvergleich um 4,3 % (Prognose 4,1 %) nach zuvor 4,0 %.

Deutschland: Die Importpreise legten per Juli im Monatsvergleich um 1,4 % (Prognose 1,5 %) nach 1,0 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 28,9 % (Prognose 29,1 %) nach zuvor 29,9 %.

Deutschland: Die Arbeitslosenquote nahm per August in der saisonal bereinigten Fassung von 5,4 % auf 5,5 % zu (Prognose 5,5 %).

Frankreich: Das BIP stieg per zweitem Quartal 2022 gemäß finaler Berechnung im Quartalsvergleich um 0,5 % (Prognose und vorläufiger Wert 0,5 %) Im Jahresvergleich stellte sich ein Plus in Höhe von 4,2 % (vorläufiger Wert 4,2 %) ein.

Frankreich: Die Verbraucherpreise legten per August im Monatsvergleich um 0,4 % (Prognose 0,5 %) nach zuvor 0,3 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 5,8 % (Prognose und letzter Wert 6,1 %).

USA: ADP und MBA schwach!

Der ADP-Beschäftigungsreport enttäuschte mit nur 132.000 neu geschaffenen Stellen (Prognose 288.000) nach zuvor 268.000 Jobs.

Der von der MBA veröffentlichte Hypothekenmarktindex sank in der Berichtswoche per 26. August von zuvor 270,1 auf 260,1 Zähler und markierte den tiefsten Wert seit Januar 2000.

Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago stieg per August marginal von zuvor 52,1 auf 52,2 Punkte (Prognose 52,0).

Russland: Daten besser als erwartet

Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten per Berichtsmonat Juli im Jahresvergleich einen Rückgang um 8,8 % (Prognose -8,9 %) nach zuvor -9,6 %.

Die Arbeitslosenrate lag per Berichtsmonat Juli bei 3,9 % (Prognose 4,1 %) nach zuvor 3,9 %.

Reale Löhne sanken per Berichtsmonat Juli um 3,2 % (Prognose -6,1 %) nach zuvor -6,1 %.

China: Caixin Index schwach

Der von Caixin berechnete Einkaufsmanagerindex lag laut finaler Berechnung per August bei 49,5 Punkten (Prognose 50,2, vorheriger Wert 50,4).

Japan: PMI mit positivem Akzent

Der von der Jibun Bank ermittelte Einkaufsmanagerindex stellte sich per August gemäß finaler Berechnung auf 51,5 nach zuvor 51,0 Zähler.

Südkorea: Handelsbilanz schwach

Das BIP verzeichnete per zweitem Quartal 2022 im Jahresvergleich einen Anstieg um 2,9 %.

Die Handelsbilanz wies per August ein Defizit in Höhe von 9,47 nach zuvor -4,80 Mrd. USD aus.

Diverse Einkaufsmanagerindices des Verarbeitenden Gewerbes per August (finale Werte)

 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg

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