Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0961 (05:22 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0884 im europäischen Geschäft markiert wurde. USD/JPY stellt sich auf 131,82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,41. EUR-CHF oszilliert bei 0,9927.

Finanzmarkt: US-Daten belasten – Gold und Silber glänzen

Die Finanzmärkte zeigten sich anfällig bezüglich schwacher US-Daten (Arbeitsmarkt, Aufträge, siehe Datenpotpourri).

So verloren die Aktienmärkte im Tagesverlauf als Folge ihre Gewinne (DAX Höchstkurs 15.736 Punkte) und drehten partiell in den Verlustbereich. Große Teile Asiens ex Japan haben heute einen Feiertag. Ergo gibt es keine neuen Erkenntnisse aus China und Hongkong.

An den Kapitalmärkten wirkte sich das US-Datenpotpourri insbesondere in den USA entspannend aus. So stellt sich die Rendite der 10-jährigen US-Staatstitel aktuell auf 3,35% (Vortag 3,43%), während 10-jährige Bundesanleihen mit 2,25% rentieren (Vortag 2,24%).

Der USD kam gestern in Folge schwacher US-Daten und damit korreliert veränderter Zinserwartungen unter die Räder. Der EUR markierte in der Folge gegenüber dem USD Höchstkurse bei 1,0973 im US-Handel und hält aktuell das erhöhte Niveau.

Noch ausgeprägter waren die Verluste des USD gegenüber den edlen Metallen, den Währungen ohne Fehl und Tadel. So markierte Gold mit 2025 USD den höchsten Kurs seit 03/2022. Silber konnte in der Spitze bis auf über 25 USD zulegen und erreichte den höchsten Kurs seit 04/2022.

Ukraine: Verbesserte Bedingungen für Diplomatie?

Nach einem Telefonat zwischen Präsident Biden und Frankreichs Präsident Macron verlautete, dass beide die Bereitschaft hätten, die Regierung Chinas einzubinden, um das Ende des Krieges in der Ukraine zu beschleunigten (Reuters, 5.4.2022, 05:02:23 Uhr, Mitteilung des Elysee-Palasts).

Kommentar: Diese Einlassung stellt eine Neuausrichtung dar, nachdem zuvor Pekings Rolle von westlicher Seite brüsk abgelehnt wurde (auch aus Berlin). Es wird sich zeigen, ob es nur Worte vor dem Besuch Macrons in Peking sind oder ob den Worten Inhalte folgen werden. Fakt ist, dass Pekings Rolle in der internationalen Diplomatie in jüngerer Zeit von Erfolgen gekrönt ist (Naher Osten). Chinas "Standing" hat sich im internationalen Verkehr dadurch insbesondere außerhalb des Westens deutlich erhöht. Reagiert der Westen wegen des Risikos einer möglichen Selbstisolierung auf internationaler Bühne?

Institute erwarten keine Rezession

Die führenden Institute (IfW, IFO, RWI, IWH) haben ihre Konjunkturprognose in ihrer Gemeinschaftsdiagnose für die deutsche Wirtschaft per 2023 von zuvor -0,4% auf +0,3% angehoben. Für 2024 wird ein Wachstum von 1,5% erwartet (Herbstprognose 1,9%).

Kommentar: Die BIP-Prognosen per 2023 aus der Gemeinschaftsdiagnose, seitens der Wirtschaftsweisen und seitens des Wirtschaftsministerium haben sich jetzt weitgehend angeglichen. Sollte sich der Ukraine-Konflikt nicht verschärfen, sind weitere leichte positive Anpassungen möglich. Das gilt insbesondere dann, wenn die politisch verfügten Programmatiken (Infrastruktur und grüne Transition, global Billionenvolumen) in der ökonomischen Realität ankommen sollten.

Bei der Inflation rechnen die Institute per 2024 mit einer Entspannung. Der Verbraucherpreisanstieg soll sich dann auf 2,4% stellen nach 6,0% per 2023 (2022 6,9%).

Kommentar: Auch hier erfolgt eine Anpassung an die aktuelle Realität, in der wir leben. Per 2023 besteht die Möglichkeit, dass die Marke von 6,0% im Durchschnitt geringfügig unterschritten wird.

Exkurs: EU versus Japan oder NS1/NS2 versus Sachalin

Japan hat sich laut Wall Street Journal (Link: "Japan breaks with US Allies, buys Russian Oil at Prices Above Cap", nicht barrierefrei) aus dem Sanktionsregime bezüglich Gas und Erdöl verabschiedet. Das Sachalin-Feld hat die Bedeutung für Japan, die für uns North Stream 1 und North Stream 2 hatten. Japan gehört zu den 36 Ländern, die Russland sanktionieren. Japan hat ein Gewicht von circa 4% an der Weltwirtschaft. Ergo sanktionieren jetzt 35 von 193 Ländern bezüglich Gas und Öl.

Fazit: Mit diesem Schritt verschafft sich Japan gegenüber der EU einen markanten Wettbewerbsvorteil bezüglich Energiesicherheit und auch Preislichkeit der Energie. Damit verschärft sich die Situation des Investitionsstandorts Deutschlands und Westeuropas weiter.

Fed Atlanta: GDP-Now 1. Quartal 2023

Die Prognose der Federal Reserve Atlanta für das US-BIP im 1. Quartal 2023 wurde am 3. April auf 1,7% nach unten gesetzt. Es war der geringste Prognosewert seit Ende Januar. Die Federal Reserve Atlanta lässt aktuelle Marktdaten des Quartals in die Prognosen einfließen. Ergo zeigt sich eine Konjunkturabschwächung zum Quartalsende. Konjunkturfissuren nehmen zu. Gleiches gilt für die Leitzinserwartungen in den USA.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Erzeugerpreise mit geringstem Anstieg (J) seit 07/2021

Die Erzeugerpreise verzeichneten per Februar einen Rückgang im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose -0,3%) nach zuvor -2,8%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 13,2% (Prognose 13,3%) nach zuvor 15,1% (revidiert von 15,0%). Es war die geringste Zunahme seit Juli 2021.

Deutschland: Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat Februar einen Überschuss in Höhe von 16,0 Mrd. EUR (Prognose 17,0 Mrd. EUR) nach zuvor 16,0 Mrd. EUR (revidiert von 16,7 Mrd.) aus. Die Exporte nahmen im Monatsvergleich um 4,0% (Prognose 1,6%) nach zuvor 2,5% (revidiert von 2,1%) zu, während Importe um 4,6% (Prognose 1,0%) nach zuvor -1,4% (revidiert von -3,4%) zulegten. Abnehmende Lieferkettenprobleme sind für die Belebung der Exporte und Importe mitverantwortlich.

USA: Fissuren bei Arbeitsmarkt und Auftragseingängen – USD unter Druck

Die Daten aus den USA enttäuschten und werfen Fragen über den weiteren Kurs der US-Notenbank auf. Zwischen Zinserhöhungen und deren Wirkungen liegt ein Zeitverzug. Die jetzt unerwartet schwachen Daten forcieren am Markt veränderte Zinserwartungen, die sich an Devisen- und Edelmetallmärkten belastend für den USD auswirken.

Der Auftragseingang der US-Industrie verzeichnete per Berichtsmonat einen unerwarteten Rückgang im Monatsvergleich um -0,7% (Prognose -0,5%). Zudem wurde der Vormonatswert von -1,6% auf -2,1% revidiert.

Der JOLTS-Report setzte einen markanten negativen Akzent per Februar. Die Zahl der offenen Stellen (Job Openings) stellte sich auf 9,931 Mio. (Prognose 10,400 Mio.) nach zuvor 10,563 Mio. (revidiert von 10,824 Mio.). Es war der schwächste Wert seit Mai 2021.

PMI-Potpourri per März: Dienstleistungssektor und Composite Index

 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0500 – 1.0530 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

 

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