Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1876 (06:14 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1867 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,26. EUR-CHF oszilliert bei 1,1046.

Auch in der Folge des US-Konjunkturprogramms hat die OECD ihre Wachstumsprognosen deutlich angehoben, denn die Wirkung dieses massiven US-Programms kommt in der ganzen Welt an. So soll die Weltwirtschaft per 2021 nicht mehr um "nur" 4,2 % zulegen, sondern um 5,6 % (2022 von 3,7 % auf 4,0 %). Das Niveau vor der Corona-Krise würde in der Weltwirtschaft Mitte 2021 wieder erreicht. Die Prognose für Deutschland wurde per 2021 von 2,8 % auf 3,0 % gesetzt (2022 jetzt 3,7 % nach zuvor 3,3 %).

US-Hilfspaket im Fokus:

Das US-Hilfspaket mit einem Volumen von circa 1,9 Billionen USD steht aller Voraussicht nach heute zur Abstimmung im US-Repräsentantenhaus an. Um die Wirkung zu ermessen, ist es erforderlich, sich mit den wesentlichen inhaltlichen Größen auseinanderzusetzen.

Zentrale Punkte sind:

  • 400 Mrd. USD für Konjunkturschecks (1400 USD pro Person), konsumtiv.

  • 350 Mrd. USD für Bundesstaaten und Kommunen, vorrangig konsumtiv.

  • 170 Mrd. USD für Schulen und Universitäten, weitgehend konsumtiv.

  • 163 Mrd. USD für Arbeitslosenhilfen des Bundes (300 USD je Woche), konsumtiv.

  • 109 Mrd. USD für öffentliche Gesundheitsversorgung, konsumtiv.

  • 56 Mrd. USD für Kinderhilfsprogramme, konsumtiv.

  • 48 Mrd. USD für Kleinunternehmen, weitgehend konsumtiv.

  • 45 Mrd. USD für Miethilfen, konsumtiv.

  • 12 Mrd. USD für Lebensmittel-Hilfsprogramme, konsumtiv.

Diese Auswahl der zentralen Punkte unterstreicht die Tatsache, dass dieses Hilfspaket äußerst konsumlastig ist. Damit dominieren als ökonomische Konsequenz primär wirtschaftliche Einmaleffekte (bei Investitionen Multiplikatoreffekte). Das bedeutet, dass es temporäre, aber keine nachhaltigen Wirkungen erzielen wird.

Diese temporären Wirkungen gehen jedoch weit über die USA hinaus, da der Konsum in den USA überhaupt nicht solitär aus den USA zu befriedigen ist.

China größter ausländischer Profiteur des US-Hilfspakets

Hinsichtlich der Bedeutung Chinas bei den US-Importen, wird China stark profitieren, stärker als die anderen Wirtschaftsräume dieser Welt. Die USA liefern faktisch ein Konjunkturprogramm für China, aber auch den Rest der Welt.

Vor diesem Hintergrund ist es mehr als verständlich, dass China in der Subventionspolitik restriktiv wird, denn in Peking will man Überhitzungen und deren Folgen verhindern, weil man nicht den ökonomischen Zeitgeist des Westens der Kurzfristigkeit lebt, sondern aus der Wirtschaftsgeschichte der letzten 250 Jahre gelernt hat. "Chapeau!"

Man will Nachhaltigkeit. Nur diese Politik schafft dauerhafte Perspektiven des Erfolgs. Das sind die entscheidenden Grundlagen für erfolgreiches Investment (z.B. Aktien).

Dass die Finanzmarktakteure diese Verweigerung einer fortgesetzten aggressiven Subventionspolitik Chinas aktuell mit Verkäufen chinesischer Aktien goutieren, ist mindestens irritierend, denn dieses Verhalten belegt, dass es keine Lernkurven aus den Krisen des neuen Jahrtausends bei dieser Klientel gibt, und dass der Wirkzusammenhang des US-Hilfspakets intellektuell nicht angemessen erfasst wurde.

Chinas reüssiert als Konsequenz ihrer erfolgreichen Politik mit Charaktermerkmalen, die der Westen aus einer gesünderen Vergangenheit kennt.

  1. Eine normale Zinskurve, die Inflationsrisiken fair bepreist.

  2. Öffentliche Gesamtverschuldung (circa 65 % des BIP), die trotz Subventionsprogrammen im Einklang mit Zukunftsfähigkeit steht.

  3. Im internationalen Vergleich günstige Aktienmärkte (KGV bei 14/USA bei 22).

  4. Erfolgreiche Bildungsoffensiven.

  5. Erfolgreiche Strukturpolitik (Industrien, Dienstleistung, deswegen US-Aggression).

  6. Hohes Wachstum widerstandsfähig verankert.

  7. Erfolgreiche Gesundheitspolitik.

"Food for thought!"

Exkurs: Die soziale Marktwirtschaft Deutschlands war auch Ausdruck dieser Erkenntnis. Die Tatsache, dass wir sie zu Gunsten des US-Modells geschliffen haben, stellt die Negation der ökonomischen Erfahrungswerte dar. Das ist bedauerlich. Wer Lernkurven ignoriert, spielt mit der Zukunft!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: BIP durch Lockdown belastet, ansonsten positive Tendenzen

Das BIP der Eurozone sank laut Revision per 4. Quartal 2020 im Quartalsvergleich um 0,7 % (Prognose -0,6 %, vorläufiger Wert -0,6 %). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 4,9 % (Prognose -5,0 %, vorläufiger Wert -5,0 %).

Die Anzahl der Beschäftigten in der Eurozone stellte sich per 4. Quartal 2020 auf 157.947.800. Der vorläufige Wert lag bei 157.927.000. Im Quartalsvergleich stellte sich ein Anstieg um 0,3 % ein. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 1,9 % (revidiert von -2,0 %, Prognose -2,0 %).

In Italien legte die Industrieproduktion per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich um 1,0 % (Prognose 0,7 %) nach zuvor +0,2 % (revidiert von -0,2 %) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,4 % (Prognose -4,2 %) nach zuvor -1,6 % (revidiert von -2,0 %).

In den Niederlanden legte die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes per Januar im Monatsvergleich um 2,4 % zu. Der Vormonatswert wurde von 0,5 % auf 1,0 % revidiert.

USA: Leichte Stimmungsaufhellung bei kleineren Unternehmen

Der NFIB Business Optimism Index, der die Gemütslage in kleineren Unternehmen abbildet, stieg per Februar von 95,00 auf 95,80 Punkte. Zur Einordnung: Das Niveau dieses Index oszillierte vor der Corona-Krise zwischen 101 - 105 Punkten. Der Januarwert mit 95 Punkten markierte den tiefsten Wert seit Mai 2020. Der Tiefstwert dieses Index im Rahmen der Coronakrise wurde per April 2020 mit 90,90 Zählern erreicht.

China: Preisverwerfung durch Corona bildet sich weiter zurück

Die Verbraucherpreise sanken per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 0,2 % (Prognose -0,4 %) nach zuvor -0,3 %. Im Monatsvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,6 % (Prognose 0,4 %) nach zuvor 1,0 %. Die Erzeugerpreise nahmen per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 1,7 % (Prognose 1,5) nach zuvor 0,3 % zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2220 - 50 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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