Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1666 (06:32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1627 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,43. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,00. EUR-CHF oszilliert bei 1,0811.

In den letzten 24 Handelsstunden gab es nach diversen Einbrüchen an unterschiedlichen Märkten Erholungsversuche, die schlussendlich bisher unausgeprägt verliefen. Aktienmärkte zeigen sich unter Schwankungen leicht erholt. Mit neuer Aufwärtsdynamik hat das jedoch nichts zu tun. Das positive Momentum, dass die letzten Monate getragen hat, ist gebrochen.

Der USD testete die Unterstützungszone bei 1.1620 - 50, die bisher hält. Gold und Silber erholten sich nach den markanten Abkäufen zuvor. Ob der USD dauerhaft ein "Gewinner" sein kann, wenn die USA das Primärproblem dieser Welt darstellen, darf an den Märkten durchaus diskutiert werden. Der Wille dazu scheint jedoch unausgeprägt zu sein. Man pflegt alte Usancen (pawlowsche Reflexe, die algorithmisch unterlegt sind), die jedoch faktisch längst überholt sind.

Wir danken heute dem Chef der US-Notenbank, Herrn Jerome Powell, dass er willentlich oder nicht willentlich unserer Argumentationsführung voll entsprochen hat. Er ging auf den qualitativen Hintergrund der US-Wirtschaft ein. Das war fraglos überfällig. Er bezog sich implizit darauf, dass die selbsttragenden Elemente in der US-Wirtschaft unausgeprägt sind.

Fed-Chef Powell ermahnte die US-Regierung, höhere Hilfen für die privaten Haushalte bereitzustellen. Ansonsten drohte eine Welle von Hypothekenausfällen. Diese Äußerung stellt auf die prekäre Haushaltslage der privaten Haushalte ab, die auch schon vor Corona prekär war, jetzt aber noch prekärer ist. Um das Bild zu vervollständigen, fokussieren wir uns auf die quantitativen Daten vom US-Immobilienmarkt, die derzeit fraglos imposant sind und von Marktopportunisten gerne und regelmäßig abgefeiert werden.

Der Absatz neuer Wohnimmobilien stieg in der annualisierten Fassung per August von 965.000 (revidiert von 901.000) auf 1.011.000 (Prognose 895.000). Das war die beste Performance seit November 2006. so weit zur Quantität und Partylaune. Diese Quantität wird derzeit zu Höchstpreisen am Markt abgesetzt. Wenn aber die Finanzierung dieses Segments der US-Wirtschaft so prekär ist, wie die US-Notenbank einschätzt, stellt jedes Wachstum dieses Segments das Wachstum eines Problems dar. Hier erkennen sie, warum qualitative Analyse unverzichtbar ist und es riskant ist, billigen Marktnarrativen opportunistischer Qualität Folge zu leisten.

Bekanntlich haben aber nicht nur die privaten Haushalte Finanzstress. Die Entität der USA, die die privaten Haushalte heraushauen soll (US-Staatskasse), reüssiert unter den bedeutenden Wirtschaftsnationen mit der schlechtesten Haushaltsdynamik, was eben Ausdruck latenter struktureller Schwächen ist!

Ergo gilt für diese Probleme nicht das Prinzip der Multiplikation (-1 x -1 = +1), sondern der Addition (-1 + (-1) = -2). "Food for thought!"

US-Präsidialamt sieht sich genötigt:

Nach den Äußerungen von US-Präsident Trump zur Amtsübergabe im Fall einer Wahlniederlage bemühte sich das Weiße Haus gestern um eine Klarstellung. Man ließ verlauten, dass der Präsident die Ergebnisse einer „freien und fairen Wahl“ akzeptieren würde. Das klingt zunächst einmal gut und beruhigend. Was passierte aber, wenn das Präsidialamt oder Trump sagten, dass die Wahl eben nicht „frei und fair“ war? Wer interpretiert die Begriffe „frei“ und „fair“? Die Situation ist so ungeklärt wie zuvor.

US-Gericht macht ein wenig Hoffnung

Die Regierung in Washington ist gestern von einem US-Gericht dazu verpflichtet worden, ein Verbot Tiktoks bis Freitag schriftlich zu begründen oder zu verschieben. Diese gerichtliche Verpflichtung ist kein großer Wurf, aber sie ermutigt, dass das Eigentumsrecht in den USA nicht im Schnellverfahren zu einer alten Kamelle verkommt. Das Risiko bleibt jedoch, dass es eine fadenscheinige Begründung geben könnte, die dann im Rahmen politischer Korrektheit akzeptiert würde.

Für ein westliches Land ist es bemerkenswert, dass das politische Statut der „Nationalen Sicherheit“, das rechtlich nicht definiert ist, sondern das beliebig seitens der Administration der USA interpretiert werden kann, von US-Gerichten hinsichtlich der Erfordernisse der US-Verfassung und US-Rechtsstaatlichkeit nicht längst gekippt wurde. Dieses Statut erlaubt Agieren außerhalb der Rechtsstaatlichkeit. Ich weise darauf hin, dass dieser Fall TikTok eine Mahnung an die Unternehmen des Rests der Welt hinsichtlich des Standorts USA und der Nutzung des USD ist.

Zusätzlicher Hinweis: Es ist staatliche Piraterie, wenn die USA fremde Schiffe in internationalen Gewässern auf Basis von US-Recht und nicht internationalem Recht kapern (Tanker des Iran), denn internationale Gewässer sind nicht der "Wilde Westen"!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Geschäftsklimaindices steigen

Der deutsche IFO-Index stieg per September von zuvor 92,5 (revidiert von 92,6) auf 93,4 Punkte (Prognose 93,8) und markierte den höchsten Stand seit Februar 2020 (96,1). Der Lageindex legte von 87,9 auf 89,2 Zähler zu (Prognose 89,5), während der Erwartungsindex von 97,2 (revidiert von 97,5) auf 97,7 Punkte zunahm (Prognose 98,0). Der Gesamtgeschäftsklimaindex Frankreichs stieg per September von 90 auf 92 Punkte. Für den Sektor des Verarbeitenden Gewerbes ergab sich eine Zunahme von 92 (revidiert von 93) auf 96 Zähler (Prognose 95).

UK: Starke Performance im Einzelhandel

Der vom CBI ermittelte Index für den Einzelhandel (Distributive Trades) legte per September von zuvor -6 auf +11 Punkte zu (Prognose -10). Der Index erreichte den höchsten Stand seit April 2019. Der GfK Konsumklimaindex stellte sich im UK auf -25 nach zuvor -17 Punkten (Prognose -27).

USA: Extrem starker Immobilienmarkt

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stellten sich per 19. September auf 870.000 (Prognose 840.000) nach zuvor 866.000 (revidiert von 860.000). Der Absatz neuer Wohnimmobilien stieg in der annualisierten Fassung per August von 965.000 (revidiert von 901.000) auf 1.011.000 (Prognose 895.000). Das war die beste Performance seit November 2006. Der Kansas City Fed Composite Index sank per Berichtsmonat September von zuvor 14 auf 11 Punkte.

Russland: Wenig Veränderung

Die Devisenreserven stellten sich per 18. September auf 590,9 nach zuvor 591,8 Mrd. USD.

Türkei: Überraschende Zinserhöhung

Die Zentralbank hat den Leitzins unerwartet von zuvor 8,25 % auf 10,25 % erhöht (Prognose 8,25 %). Damit reagierte die Zentralbank auf die Währungsturbulenzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1620 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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