Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2144 (06:26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2131 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,29. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,65. EUR-CHF oszilliert bei 1,0824.

Leicht veränderte US-Zinserwartungen liefern den entscheidender Katalysator für die Marktanpassungen. Akteure setzen auf eine etwas stärkere Anhebung der US-Leitzinsen in den nächsten Jahren. Aus den Futures-Kontrakten, die per 09/2023 fällig werden, ließ sich die Erwartung ablesen, dass die Fed die Zinsen um 0,40 % anhebt (Vorwoche 0,30 %). Unterstützung findet diese Sichtweise durch Einlassungen des Fed Gouverneurs Kaplan (Dallas).

Unternehmen und Verbrauchern stünden zwar noch herausfordernde Monate bevor. Im Jahr 2021 sollte das BIP aber um circa fünf Prozent wachsen. Die Arbeitslosenquote sollte auf 4,5 % von derzeit 6,7 % sinken. Die Tatsache, dass maßgeblich Defizite treiben (keine selbsttragenden Kräfte) blendet die US-Notenbank wie schon vor 2020 aus.

Märkte sollen die zukünftigen Cash-Flows diskontieren. Der Blick auf einen moderaten Anstieg der Leitzinsen und Kapitalmarktzinsen auf nominaler Basis wird begleitet sein von einem Anstieg der Inflation. Ergo bleibt es bei einem repressivem Zinsregime auf Niedrigzinsbasis bei dem Realzins, der für die Bewertung der Märkte entscheidend ist. Der Blick auf nur eine Seite der Medaille (nominal) ist wenig zielführend und darf als unausgegoren klassifiziert werden.

Wirtschaftsaktivität schwächt sich zum Jahresstart ab

Die Lockdown-Maßnahmen bremsen die deutsche Wirtschaft zu Beginn des neuen Jahres. Der von der Bundesbank ermittelte Wöchentliche Aktivitätsindex (WAI) für die Kalenderwoche bis zum 10. Januar liegt bei minus 0,3 nach zuvor +0,1 in der Vorwoche. Der Wert besagt, dass die Wirtschaftsaktivität in den dreizehn Wochen bis zum 10. Januar um 0,3 % unter der Aktivität der vorhergehenden dreizehn Wochen lag.

Das kann nicht erstaunen. Ein von der Regierung verfügter partieller Lockdown (insbesondere Dienstleistungen) muss wirtschaftliche Folgen mit sich bringen. Die Situation ist jedoch nicht mit dem Lockdown des Frühjahrs vergleichbar. Per Juni 2020 ergab sich bei dem WAI ein bisheriges historisches Tief bei 5,96. Entscheidend wird das 2. Quartal 2021 sein. Sofern es zu einer Entspannung der Corona-Lage käme, stünde analog zu 2020 ein markanter Aufholprozess bei zunehmender Herdenimmunität (Aussage Spahn) an. Das ist vielversprechend.

Amtsenthebungsverfahren, um Trump zukünftig zu verhindern

Vor seinem Abtritt zerschlägt die Trump-Administration auf internationaler Bühne noch einmal Porzellan. Zunächst war es die Aufkündigung der „One China Policy“. Dann ist es Handelspolitik gegenüber der EU. Die US-Regierung erhebt ab heute Zölle auf Flugzeugteile (15 %) und Weine aus Frankreich und Deutschland (bis zu 25 %). Die scheidende Trump-Regierung stufte gestern Kuba als Terror-Unterstützer ein. Huthi-Rebellen gelten in den USA nun als Terroristen.

So eine Politik eines scheidenden Präsidenten ist historisch ungewöhnlich, da abgewählte Präsidenten sich üblicherweise zurückhalten. Trump will der kommenden Regierung offensichtlich massiv Steine in den Weg rollen. Man könnte bei Böswilligkeit auch einen Ansatz einer Politik der verbrannten Erde erkennen wollen.

Entsprechend sakrosankt agiert die Anti-Trump Fraktion in den USA. Die US-Demokraten haben gestern ein zweites Amtsenthebungsverfahren eingeleitet (morgen wahrscheinlicher Termin für Abstimmung). Eine Verurteilung im Senat könnte aber erst Monate nach dem Ende von Trumps Amtszeit am 20. Januar erfolgen. Entscheidend ist dabei, dass er dann als Konsequenz von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen wäre. Darauf zielt meines Erachtens dieses Verfahren ab.

Zusätzlich zum Amtsenthebungsverfahren trieben die Demokraten eine zweite Option voran, um Trump abzusetzen. Heute soll das Repräsentantenhaus über einen Aufruf an den Vizepräsidenten abstimmen, zusammen mit dem Kabinett Trump für amtsunfähig zu erklären. Nancy Pelosi, die Präsidentin der Kammer, setzte Pence eine Frist von 24 Stunden nach der Verabschiedung der Resolution, um dieser Folge zu leisten. Ansonsten werde man über das Amtsenthebungsverfahren abstimmen lassen, sagte sie. Die Bedrohung für Amerika durch den Präsidenten sei akut.

Mit den beiden Vorlagen decken die Demokraten alle Möglichkeiten ab, einen Präsidenten abzusetzen. Ob die Demokraten mit beiden Verfahrensweisen erfolgreich sein werden ist unklar.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Positiver Akzent vom Sentix-Index

Der Sentix-Index stieg per Januar von zuvor -2,7 auf +1,3 Zähler. Die Prognose lag bei +0,7 Punkten. Damit erreichte der Index den höchsten Stand seit Februar 2020.

Großbritannien: Dynamikverlust im Einzelhandel

Laut BRC stiegen die Einzelhandelsumsätze per Dezember im Jahresvergleich um 4,8 % nach zuvor 7,7 %.

USA: Arbeitsmarkt noch stabil

Der Index des Beschäftigungstrends (Employment Trends) sank per Dezember von zuvor 99,05 (revidiert von 98,81) auf 99,01 Punkte.

Japan: Stimmung ist schwach

Der Index "Economy Watcher‘s Poll" sank per Dezember von zuvor 45,6 auf 35,5 Zähler. Damit wurde das niedrigste Indexniveau seit Mai 2020 ausgewiesen.

Russland: Preise ziehen an

Die Verbraucherpreise legten per Dezember im Monatsvergleich um 0,8 % (Prognose 0,6 %) nach zuvor 0,7 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 4,9 % (Prognose 4,7 %) nach zuvor 4,4 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.2020 - 1.2050 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

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