Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0577 (05:55 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0490 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 135,94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,82. EUR-CHF oszilliert bei 0,9878.

Finanzmarkt: Stabilisierung

Am Finanzmarkt setzte sich gestern eine Stabilisierung nach den Abverkäufen der Vortage (Aktienmärkte) durch.

Europas Aktienmärkte behaupteten sich, während US-Märkte an Boden gewannen. Asiatische Märkte legen heute früh zu.

Am Kapitalmarkt kam es zu einer Zinsversteifung in Deutschland, jedoch nicht in den USA. 10-jährige Bundesanleihen rentieren heute früh mit 1,84 % (Vortag 1,76 %), US-Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit mit 3,46 % (Vortag 3,46 %).

Der USD verlor an Boden. Der EUR testete heute im fernöstlichen Handel die bisherigen Höchstniveaus der aktuellen Bewegung. Von der USD-Schwäche konnten die edlen Metalle profitieren.

USA/Taiwan: TSMC oder USSMC?

Heute möchte ich Ihr Augenmerk auf einen Artikel der Global Times China (staatlich) lenken. In einem Meinungsbeitrag wird die Frage auf die 40 Mrd. USD Investition in Arizona des weltweit führenden Halbleiterherstellers TSMC (Taiwan produziert 64 % aller Halbleiter der Welt, tragender Teil des Geschäftsmodells) gerichtet. Dieses US-Projekt steht im Kontext des Inflation Reduction Act (größtenteils WTO-widrig), um Produktionskapazitäten in die USA zu locken.

Kommentar: Hinsichtlich der hybriden US-Kriegsführung über Wirtschafts- und Finanzkriege losgelöst vom internationalen Rechtswerk (WTO) ist der Ansatz der US-Politik, Abhängigkeiten von Taiwan im Halbleitersektor zu neutralisieren aus US-Sicht verständlich. Dass die Regierungspartei DPP in Taipeh bezüglich des eigenen Interesses mitzieht, ist erstaunlich. Zudem profitieren die USA nicht nur durch die Verlagerung der TSMC-Kapazitäten in die USA (TSMC mäandert zu USSMC, Kapitalstockverlust in Taiwan, Kapitalstockgewinn in den USA), sondern zusätzlich durch die Aufrüstung Taiwans mit US-Militärgütern (konsumtive Mittelverwendung). Ergo könnte die historisch US-interessenbasierte Politik (Kissinger und andere) perspektivisch geopolitisches Interesse an Taiwan verlieren.

Saudi-Arabien und China schreiben Geschichte

Bei dem bedeutenden Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Saudi-Arabien haben beide Seiten gestern milliardenschwere strategische Partnerschaftsabkommen besiegelt. Das Volumen liegt bei circa 30 Mrd. USD. Saudi-Arabien schloss zudem Vereinbarungen mit dem chinesischen Smartphone-Hersteller und Netzwerkausrüster Huawei.

Dazu schrieb Reuters, dass einige westliche Länder dem Konzern vorwerfen, enge Verbindungen zur Regierung in Peking zu pflegen und vermuten, Huawei biete eine Hintertür für Spione, um an Staats- oder Firmengeheimnisse zu gelangen. Huawei bestreitet das.

Kommentar: Saudi-Arabien und China schreiben Geschichte. Die Achse Saudi-Arabien zu den USA und zum Westen verliert an Bedeutung, da der Westen das Wirtschaftsmodell mit den Ölstaaten perspektivisch einstellt. Da ist es aus arabischer Sichtweise nur konsequent, sich dorthin zu orientieren, wo belastbare Wirtschaftsaussichten gegeben sind (Eigeninteresse). Auch der Antrag Saudi-Arabiens 2023 Teil der BRICS zu werden steht für diese Neuausrichtung. Es macht auch Sinn, sich von IT-US-Anbietern zu trennen, denn von denen weiß man seit Snowden, dass sie „Backdoors“ für Washington ermöglichen (EU: IT-Airbus zwingend erforderlich!). Bei Huawei ist es bisher nicht nachgewiesen worden.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman empfing Xi in der Hauptstadt Riad. Xi will eine neue Ära für die Handelsbeziehungen zwischen China und dem früheren engen US-Verbündeten Saudi-Arabien einleiten.

Kommentar: Die Dynamik der Emanzipation der nicht westlichen Welt in ihren Geschäftsmodellen, aber auch in politischen Organigrammen (u.a. BRICS) ist ausgeprägt. Die Ukraine-Krise wirkt diesbezüglich als Katalysator.

Die Reise von Präsident Xi geht anschließend im arabischen Raum weiter. Abkommen mit anderen arabischen Staaten sollen unterzeichnet werden. Es stehen Treffen mit den anderen Golfstaaten und ein weiteres Gipfeltreffen mit arabischen Staatschefs auf der Agenda.

Kommentar: Es ist nicht nur Saudi-Arabien. Erkennbar ist, dass sich wegen der US-Politik zwei Blöcke entwickeln. Ein Block hat zu großen Teilen prekäre Wirtschaftsdaten, der andere nicht!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

China: Geringe Inflation bei Verbraucherpreisen, Deflation bei Erzeugerpreisen

Die Verbraucherpreise stiegen per Berichtsmonat November im Jahresvergleich um 1,6 % (Prognose 1,6 %) nach zuvor 2,1 %.

Die Erzeugerpreise sanken per Berichtsmonat November um 1,3 % (Prognose -1,4 %) nach zuvor -1,3 %.

Fazit: Beneidenswerte Konstellation, die aktives Handeln der Zentralbank im Interesse der Wirtschaft ermöglicht. Warum nur? Hat das etwas mit smarter interessenorientierter Außenpolitik zu tun?

Eurozone: Daten der zweiten Reihe ohne Marktwirkung

Irland: Die Verbraucherpreise legten per Berichtsmonat November im Jahresvergleich um 8,9 % nach zuvor 9,2 % zu.

Lettland: Die Verbraucherpreise nahmen per Berichtsmonat November im Jahresvergleich um 21,8 % (Vormonat 21,8 %) zu.

USA: Keine neuen Erkenntnisse

Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per Berichtswoche 2. Dezember 2022 auf 230.000 (Prognose 230.000) nach zuvor 226.000 (revidiert von 225.000).

Russland: Devisenreserven nehmen zu

Die Devisenreserven nahmen per Berichtswoche 2. Dezember von zuvor 567,5 Mrd. USD auf 571,3 Mrd. USD zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg

In eigener Sache: Heute verweise ich auf einen Podcast mit meinem geschätzten Kollegen Oliver Bruns. Es geht neben anderen Dingen um das Thema Verantwortung.

Zusätzlich weise ich darauf hin, dass der letzte Hellmeyer-Report per 2022 am kommenden Freitag, also am 16. Dezember 2022, veröffentlicht wird. Im Neuen Jahr geht es dann weiter.


 

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