Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0039 (05:12 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9953 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 138,87. In der Folge notiert EUR-JPY bei 139,42. EUR-CHF oszilliert bei 0,9851.

Gestern kam es zu einem Abverkauf an den Aktienmärkten, der im Verlauf in Teilen neutralisiert wurde. Die Kapitalmärkte liefern wenig neue Erkenntnisse (10 Jahres Bunds 1,16 %, 10 Jahres Treasuies 2,95 %). Edle Metalle wurden aggressiv verkauft. Gold sank zwischenzeitlich unter die Marke von 1.700 USD. Der USD bleibt an den Devisenmärkten grundsätzlich gefragt. Der Euro konnte nach der zuvor ausgeprägten Schwäche im Rahmen einer Korrektur die Barriere bei der Parität wieder überwinden.

IFO: Weltweite Inflation länger höher

Die globale Inflation wird laut einer Umfrage des IFO-Instituts zukünftig etwas abnehmen, aber im langfristigen Vergleich hoch bleiben. Für 2022 erwarten Ökonomen aus über 100 Staaten (663 befragt) durchschnittlich 7,7 %. Für 2023 werden 6,2 % erwartet, 2026 werden noch 4,5 % prognostiziert. Die Weltbank hat für den Zeitraum 2010 - 2019 einen Durchschnittswert von 2,7 % ausgewiesen.

Kommentar: Grundsätzlich stimme ich der Umfrage zu, auch da sich zunehmend Inflationsdruck aus dem eigenen Wirtschaftsraum entwickelt (z.B. Preis-Lohnspirale). Entscheidend bezüglich einer Entspannungslage der Inflation ist dennoch zusätzlich der weitere Verlauf der Ukraine-Krise (exogener Einfluss, Rohstoffpreisentwicklung).

Saudi-Arabien verdoppelt Öl-Importe aus Russland zur Stromgewinnung

Saudi-Arabien hat seine Importe von Öl aus Russland im zweiten Quartal mehr als verdoppelt. Die Importe stellten sich zwischen April bis Juni auf 647.000 Tonnen. Saudi-Arabien nutzt das Öl zur Stromerzeugung und kann eigenes Rohöl exportieren.

Kommentar: Die Erhöhung der Importe ist ein Votum Saudi-Arabiens. Fakt ist, dass der Westen sanktioniert und bisher metaphorisch das Motto gilt „Kevin allein zuhause“. US-Präsident Bidens anstehender Besuch in Saudi-Arabien soll auch dazu dienen, die Beziehungen Saudi-Arabiens zu Moskau zu unterminieren. Wir sind gespannt, wie voll Bidens Hände nach dem Besuch sind.

EU-Kommission: Neue Prognosen wenig erbaulich

BIP Prognose Eurozone:

2022 2,6 % (zuvor 2,7 %), 2023 1,4 % (zuvor 2,3 %)

BIP Prognose Deutschland:

2022 1,4 % (zuvor 1,6 %), 2023 1,3 % (zuvor 2,4 %)

CPI Prognose Eurozone:

2022 7,6 % (zuvor 6,1 %), 2023 4,0 % (zuvor 2,7 %)

CPI Prognose Deutschland:

2022 7,9 % (zuvor 6,5 %), 2023 4,8 % (zuvor 3,1 %)

Die Anpassung der Prognosen war überfällig. Sie ist wenig erbaulich. Die konjunkturelle als auch die preisliche Entwicklung mit einem erheblichen Risikocluster für die strukturelle Entwicklung ist auch Konsequenz der bewussten Politik im Rahmen der Ukraine-Krise seitens der EU und ihrer Mitgliedsländer.

Kommentar: Im laufenden Jahr zeigt sich im Rahmen der Prognoseanpassungen, dass die Prognosen der Realität hinterherlaufen. Die aktuellen Prognosen erscheinen diesbezüglich anfällig für weitere Anpassungen. Es zeigt sich ein Irrtum hinsichtlich der Folgen unserer Sanktionspolitik.

Die von mir frühzeitig in diesem Report und diversen Videos als auch TV-Auftritten thematisierten fulminanten Risiken, die unsere Politik nicht erkennen wollte oder ignorierte, da die Konsequenzen für Deutschland und die EU bei Beginn der Ukraine-Krise anders dargestellt wurden (Risiken für EU kleingeschrieben, jetzt existentielle Risiken, „Mutter aller Sanktionen“ gegen Russland, wo stehen wir jetzt?), greifen immer stärker Raum. Was sollte Politik machen, wenn man sich in den Folgen der Eskalation brachial irrt, historisch einmalige Schäden für die eigene Bevölkerung und Ökonomie riskiert? Weiter eskalieren und „bockig“ sein oder diplomatische Lösungen suchen?

Entscheidend für die weitere konjunkturelle und strukturelle Zukunft ist und bleibt der Verlauf der Ukraine-Krise, deren Steuerung bisher weder in Brüssel, Berlin oder Kiew liegt, sondern in Washington und Moskau. Das könnte man ändern, denn ohne Brüssel, Paris und Berlin stellte sich das Bild anders dar. Der „Preis“ der Krise wird in der Ukraine, in Russland und in der EU und weit weniger in den USA bezahlt.

China: Unverzichtbar im Schiffbau

Bekannt sind die Lieferkettenprobleme. Ein wesentlicher Teil betrifft die Handelsflotten neben den mangelnden Hafenkapazitäten. China spielt bei dem Thema Schiffbau eine dominante Rolle in der Welt. Gemäß Angaben des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) haben chinesische Werften im ersten Halbjahr 2022 Aufträge für 18,5 Millionen Schwerguttonnen (deadweight tons) erhalten. Das entspricht einem Anteil am internationalen Schiffsmarkt von 45,2 %. Der Auftragsbestand in den Büchern macht 47,8 % des internationalen Marktes aus. Der Exportanteil im chinesischen Schiffbau stellt sich auf 88,7 %.

Kommentar: China ist in diesem Segment international absehbar nicht ersetzbar. Gleiches gilt auch für Südkorea, das im Jahr 2021 sogar in den ersten fünf Monaten des Jahres vor China lag. Im Gesamtjahr 2021 war China jedoch global dominant.

Deutschland: Meinungsumfrage

Eine Mehrheit der befragten Personen in Deutschland (51 %) ist laut der Forsa-Umfrage für die Sender RTL/ntv der Meinung, dass die gegen Russland verhängten Sanktionen Deutschland mehr schaden als Russland. 39 % der Befragten sind demnach der Ansicht, dass der Schaden für Russland größer sei. 58 % vertreten die Meinung, dass bei einem Gasmangel die privaten Haushalte bevorzugt beliefert werden sollten. 34 % teilen diese Ansicht nicht. Circa zwei Drittel planen freiwillig, sich im Winter einzuschränken.

Kommentar: Sukzessive wird es der Allgemeinheit klar, welche Folgen das westliche Sanktionsregime mit sich bringen wird. Bisher geht der Blick auf die Probleme der individuellen Belastungen durch erhöhte Preise und das Thema Versorgungssicherheit. Die Risiken für den Arbeitsmarkt (und die Struktur der Ökonomie) mit den daraus resultierenden Konsequenzen (Einkommensverluste) ist im Bewusstsein der Bevölkerung und des Staats (Steuerausfälle, erhöhte Sozialkosten) nicht angemessen reflektiert.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Übergreifend waren die Sentiment-Indices, die die Stimmung der Verbraucher abfragen, in Europa inklusive des UK per Juli schwächer.

China: BIP und Datenpotpourri per Juni

Das BIP war im zweiten Quartal bedingt durch die Lockdowns (Corona) deutlich schwächer als erwartet. Im Quartalsvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,6 % (Prognose -1,5 %) nach zuvor +1,4 % (revidiert von 1,3 %) Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,5 % nach zuvor 4,8 % im ersten Quartal 2022.

Weiteres Datenpotpourri (Juni):

Industrieproduktion Juni (J):

3,9 % (Prognose 4,1 %) nach zuvor 0,7 %

Industrieproduktion 1. Hj. (J):

3,4 % (Sechsmonatsperiode) nach 3,3 % (Fünfmonatsperiode)

Einzelhandelsumsätze Juni (J):

3,1 % (Prognose 0,0 %) nach zuvor -6,7 %

Einzelhandelsumsätze 1. Hj. (J):

-0,69 % (Sechsmonatsperiode) nach -1,51 % (Fünfmonatsperiode)

Urbane Investitionen 1. Hj. (J):

6,1 % (Prognose 6,0 %) nach zuvor 6,2 %

Arbeitslosenrate:

5,5 % nach zuvor 5,9 %

Hauspreise (J):

-0,5 % nach zuvor -0,1 %

Sentiment-Index Verbraucher Juli:

71,52 nach zuvor 72,96 Punkten (international betrachtet sehr hoch)

 

Eurozone: Deutschland – Leistungsbilanz mit schwächster Performance seit 2003

Deutschland: Die Großhandelspreise legten per Juni im Monatsvergleich um 0,1 % nach zuvor 1,0 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 21,2 % nach zuvor 22,9 %.

Deutschland: Der Leistungsbilanzüberschuss stellte sich per Mai auf 2,5 Mrd. EUR nach zuvor 9,0 Mrd. EUR. Das war der kleinste Überschuss seit 2003.

USA: Erwartungen nicht erfüllt

Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per Berichtswoche 9. Juli auf 244.000 (Prognose 235.000) nach zuvor 235.000.

Die Erzeugerpreise verzeichneten per Juni im Monatsvergleich eine Zunahme um 1,1 % (Prognose 0,8 %) nach zuvor 0,9 % (revidiert von 0,8 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 11,3 % (Prognose 10,7 %) nach zuvor 10,9 % (revidiert von 10,8 %).

Russland: Devisenreserven deutlich niedriger

Die Devisenreserven sanken in der Berichtswoche per 8. Juli von zuvor 586,8 Mrd. USD auf 572,7 Mrd. USD. Das war der niedrigste Wert seit Juli 2020.

Zinserhöhungen: Philippinen

Die Zentralbank der Philippinen erhöhte den Leitzins von zuvor 2,50 % auf 3,25 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0450 – 1.0480 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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