Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0497 (05:47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0444 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 137,17. In der Folge notiert EUR-JPY bei 144,00. EUR-CHF oszilliert bei 0,9890.

Finanzmarkt: Verhaltene Risikoaversion

Am Finanzmarkt dominierte zuletzt eine verhaltene Risikoaversion. Momentumverluste sind nach den starken Bewegungen der Vorwochen erkennbar. Richtung Jahresende werden Bücher geschlossen, Liquidität am Markt nimmt tendenziell ab. Das eröffnet nach vorne schauend zwei Interpretationsvarianten. Ruhe im Seitwärtsmodus oder aber größere Bewegungen, weil die liquiditätsarme Situation aggressiven Marktteilnehmern Opportunitäten der Einflussnahme eröffnet.

Am Aktienmarkt kam es zu geringfügigen Kursverlusten. Auch die Zinsentscheidung der kanadischen Zentralbank den Leitzins um lediglich 0,50 % auf 4,25 % zu erhöhen, was als ein Indiz für die Entscheidung der US-Notenbank in der kommenden Woche gewertet werden darf, hatte keine positive Wirkung.

Am Kapitalmarkt waren die Renditen leicht rückläufig. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 1,76 % (Vortag 1,78 %), 10-jährige US-Staatstitel mit 3,46 % (Vortag 3,54 %).

Der Euro bewegt sich in enger Bandbreite gegenüber dem USD auf dem Terrain der letzten Tage. Gold und Silber konnten einen Teil des verlorenen Terrains zurückgewinnen.

Gold: Höchste Nachfrage der Zentralbanken seit 1967!

Der World Gold Council hat seinen Report für das dritte Quartal 2022 veröffentlicht. Dieser Report hat es bezüglich der Zentralbankkäufe in sich. Zentralbanken haben 399,3 Tonnen Gold erworben. Das ist eine Vervierfachung gegenüber dem dritten Quartal 2021. Im zweiten Quartal 2022 beliefen sich die Käufe auf 186 Tonnen, im ersten Quartal 2022 auf 87,7 Tonnen. In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres summierten sich die Käufe damit auf 673 Tonnen. Damit wurden in den ersten drei Quartalen mehr Gold erworben als in den Gesamtjahren zurückgehend bis 1967!

Kommentar: Das ist eine Ansage aus dem Zentralbanksektor. Diese Käufe implizieren eine Neuausrichtung, die kausal mit dem Thema der Konfiszierung der Devisenreserven Russlands durch westliche Zentralbanken korreliert. Interessant ist darüber hinaus, dass von den 399,3 Tonnen nur circa 100 Tonnen aufgeschlüsselt werden (Türkei 31,2 Tonnen, Usbekistan 26,1 Tonnen, Indien 17,5 Tonnen) bezüglich der Käufer. Bei den restlichen 300 Tonnen wird China als Käufer vermutet. China neigt bei dem Thema Goldreserven nicht zu Transparenz.

Quantitativ betrachtet sind Zentralbanken mit den höchsten Käufen seit 1967 förmlich in einem „Goldrausch“. Die mangelnde Reaktion des Goldpreises in USD wirft Fragen über Preismanagement auf (US-Futures: „Papiergold“ macht die Preise, US/UK Oligopol am Future-Markt).

© Zerohedge

Roter Teppich für Xi

Präsident Xi traf gestern zu einem Besuch in Saudi-Arabien ein. Laut staatlicher Nachrichtenagentur SPA soll die chinesische Delegation mit Saudi-Arabien Geschäfte im Wert von 30 Mrd. USD und weitere Abkommen mit anderen arabischen Staaten unterzeichnen. In der Region wird für China der „Rote Teppich“ ausgerollt.

Kommentar: Die geopolitischen Veränderungen im Jahr 2022 sind im historischen Kontext markant, wenn nicht sogar dramatisch. Achsenverschiebungen finden dynamisch statt.

Länder wie Saudi-Arabien, die bisher den USD-Leitwährungsstatus verankerten (vom Gold USD bis 1971 dann zum Petro-USD), stellen sich neu auf. Das ist nicht erstaunlich, denn der Westen will im Rahmen der energetischen Neuausrichtung „übermorgen“ kein Kunde dieser Länder mehr sein.

Auch ist der Westen übergriffig bezüglich Implementierung westlicher Moralvorstellungen in Drittländern losgelöst von deren historischen Kulturentwicklung und losgelöst vom Artikel 2 der UN-Charta (Souveränität).

America first“ Politik unter Ignoranz der WTO-Regeln benachteiligt diese Länder. Kurzfristig will der Westen Geschäft (siehe Deutschland/Katar) im eigenen Interesse und fordert Loyalität als potenzieller zukünftiger Nichtkunde ein (USA Forderung, Liefermengen nicht zu kürzen). Kann dieser westliche Ansatz sachlich überzeugen oder ist er Ausdruck einer Arroganz?

Dem gegenüber steht China als nachhaltiger Kunde der Zukunft. China, das nicht in die Innenpolitik von Drittstaaten eingreift. China, das sich für eine multilaterale Ordnung auf Basis internationalen Rechts einsetzt. China, das die unilaterale US-regelbasierte Ordnung ablehnt, da das einer Aufgabe der eigenen Souveränität gleichkäme (Frage an EU!).

Es ist kein Wunder, dass China in der Region der „Rote Teppich“ ausgerollt wird.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Alle Daten besser als erwartet

Das BIP legte laut letzter Revision per drittem Quartal 2022 im Quartalsvergleich um 0,3 % (Prognose und bisheriger Wert 0,2 %) und im Jahresvergleich um 2,3 % (bisheriger Wert 2,1 %) zu.

Die Zahl der Beschäftigten lieferte gemäß finaler Berechnung per drittem Quartal 2022 mit 164,5 Millionen (bisheriger Wert 164,47 Mio.) einen neuen Rekord seit Start der Eurozone.

Deutschland: Die Industrieproduktion sank per Oktober im Monatsvergleich lediglich um 0,1 % (Prognose -0,6 %) nach zuvor +1,1 % (revidiert von 0,6 %). Im Jahresvergleich übersetzte sich das in einen Anstieg um 0,20 % nach zuvor 3,04 % (revidiert von 2,52 %).

UK: Immobilienmarkt unter Druck

Der RICS Housing Survey Index kollabierte per Berichtsmonat November von -2 auf -25 Punkte (Prognose -10) und markierte den tiefsten Stand seit Mai 2020.

USA: Weiter starkes Konsumkreditwachstum

Laut Revision nahm die Produktivität per drittem Quartal 2022 in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung um 0,8 % (Prognose 0,6 %) zu.

Der MBA-Hypothekenmarktindex sank in der Berichtswoche per 2. Dezember 2022 von zuvor 208,1 auf 204,2 Punkte.

Die Verbraucherkredite verzeichneten per Oktober einen Anstieg um 27,08 Mrd. USD (Prognose 28,30 Mrd. USD) nach zuvor 25,82 Mrd. USD (revidiert von 24,98 Mrd. USD).

China: Devisenreserven legen zu

Per Berichtsmonat November nahmen die Devisenreserven von zuvor 3.052 Mrd. USD auf 3.117 Mrd. USD zu (Prognose 3.100 Mrd. USD).

Japan: BIP final etwas weniger Kontraktion

Laut finaler Berechnung sank das BIP per drittem Quartal im Quartalsvergleich um 0,2 % (Prognose und vorläufiger Wert -0,3 %). In der auf das Jahr hochgerechneten Methode (annualisiert) kam es zu einem Minus in Höhe von 0,8 % (Prognose -1,1 %, vorläufiger Wert -1,2 %).

Der Index „Economy Watcher‘s Poll“ verzeichnete per November einen Rückgang von 49,9 auf 48,1 Punkte.

Kanada: Leitzinserhöhung um 0,50 %

Die Zentralbank Kanadas erhöhte gestern den Leitzins erwartungsgemäß um 0,5 % von 3,75 % auf 4,25 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg

 


 

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