Die Frage/Bitte ist komplexer als es scheint. Ich versuche, hier eine vereinfachte Lösung aufzuzeigen, wie man sich diesem Thema am besten nähert.

1. Grundabsicherung

Bevor man sich überhaupt mit dem Thema Vermögensaufbau beschäftigt, gilt es, die Grundlagen dafür zu schaffen. Dafür müssen folgende Fragen geklärt sein.

- Lässt mein derzeitiges bzw. zukünftiges Einkommen und meine Ausgaben eine nachhaltige Sparfähigkeit zu? Ist die Liquiditätsversorgung dauerhaft gewährleistet?

Liquiditätsversorgung geht stets vor Vermögensanlage! Jede noch so gute Anlagestrategie wird zerstört, wenn zur Unzeit aus Mangel an Liquidität langfristige Vermögenswerte liquidiert werden müssen.

 

Lesen Sie hierzu ggf. meinen Artikel „Private Finanzplanung – Wozu? – Lohnt sich das?“ vom 06.01.2015.

 

- Sind existenziell wichtige Risiken (voran Privathaftpflicht und Berufsunfähigkeit) abgesichert?

- Besitzen Sie eine ausreichende Risiko-LV, um Ihnen wichtige und von Ihnen finanziell abhängige Familienangehörige abzusichern?

- Sind Verbindlichkeiten vorhanden? Da Kreditzinsen höher als der sichere Zins sind, macht es i.d.R. mehr Sinn, Verbindlichkeiten zu tilgen, was auch einem Vermögensaufbau gleichkommt. Denn aus Fremdkapital wird dadurch Eigenkapital.

Besitzen Sie z.B. einen Kredit zu 3% Sollzins, wäre eine Tilgung immer dann wirtschaftlicher, wenn der garantierte Zins für eine vergleichbare Geldanlage unter 4% liegt. 1.000 EUR Sondertilgung ersparen Ihnen hier 30,- EUR Kreditzinsen. Und das garantiert! Um das gleiche Ergebnis bei einer Geldanlage zu erhalten, müssten Sie eine Anlage finden, die Ihnen einen Bruttozins von mind. 4% (vor Steuern) garantiert!

2. Einmalanlage oder ratierliches Sparen?

Wer erst ein Vermögen aufbauen möchte, liegt mit einem einfachen Fondssparplan meist auf der „sicheren“ Seite. Die meisten Depotbanken bieten Fondssparpläne schon ab 25,- EUR monatlich an. Der Fondssparplan ist bequem und strategisch durchaus wirkungsvoll. Da Sie bei einer monatlichen Besparung zu 12 verschiedenen Kursen im Jahr Fondsanteile erwerben, handeln Sie unbewusst antizyklisch. Steigen die Kurse halten Sie sich zurück und erwerben weniger Fondsanteile. Fallen hingegen die Kurse, greifen Sie beherzt zu und erwerben mehr Fondsanteile für den gleichen Anlagebetrag.

Dieser Effekt (Cost-Average-Effekt) reduziert sich jedoch mit der Zeit, da sich die monatlichen Sparbeiträge bei wachsendem Anlagebetrag immer weniger auf die Durchschnittskursbildung auswirken.

Für langfristige Anleger (mind. 7 Jahre) ist ein weltweit investierender Aktienfonds eine gute Basis. Ein entsprechender ETF wäre – allein aus Kostengründen – sicherlich die bessere Alternative. Doch hier muss geprüft werden, welche physisch replizierende ETF´s bei welcher Depotbank zu welchen Konditionen sparplanfähig sind?

Bei einer Einmalanlage wäre ein flexibler Mischfonds sicherlich ein guter Start. Wem die aktuelle Markverfassung zu unsicher erscheint, kann den geplanten Anlagebetrag auch in mehrere Raten teilen und ratierlich über einen längeren Zeitraum investieren, um den Einstiegskurs zu optimieren.

Bedenken sie jedoch, dass jeder Fondsmanager eines Mischfonds einen anderen Managementansatz fahren kann, die in unterschiedlichen Börsenphasen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Schauen Sie sich dazu zwingend die Performance der Fonds in vergangenen Krisenzeiten an, auch wenn diese keine Aussage zur zukünftigen Entwicklung zulässt.

3. Aktiv oder passiv?

Hier rede ich nicht davon, ob ein aktiv gemanagter Fonds einem passiv gemanagten ETF vorgezogen werden sollte oder nicht. Ich rede von Ihnen – dem Anleger. Wollen Sie Ihr Depot aktiv gestalten oder eher von fremden Personen managen lassen?

Je geringer die Anlagesumme ist, desto übersichtlicher sollte die Anzahl der Fonds sein, die Sie erwerben. Erst ab Anlagesummen von über 20.000 EUR macht es m.E. Sinn, sich selber ein Portfolio aus mehreren Einzelfonds zusammenzustellen. Neben den Grundkenntnissen zu wirtschaftlichen Zusammenhängen, Marktpsychologie, Fondsselektion und Anlagestrategien benötigen Sie auch Zeit und ein nicht zu unterschätzendes Maß an Disziplin und/oder einen guten Berater.

 

Anregungen zu möglichen Anlagestrategien können sie in meiner kleinen Serie aus dem letzten Jahr „How to become a Millionaire“ hier auf Cashkurs erhalten.

Mischfonds

Alternativ haben Sie die Möglichkeit, Ihr Geld in die Hände eines guten Mischfondsmanagers zu geben. Das ist die einfachste Form der Vermögensverwaltung für den „kleinen Mann“. Achten Sie darauf, dass der Fondsmanager in Krisenzeiten auch zu 100% in Cash gehen kann, wenn Sie ein hohes Maß an Sicherheit wünschen. Die meisten Mischfonds werden nämlich mit einer Mindest-Aktienquote gefahren. Ein Wechsel der „Vermögensverwaltung“ ist sehr einfach durch Verkauf und Kauf eines anderen Mischfonds möglich.

Es kann sinnvoll sein, sein Depot mit mehreren Mischfonds aufzustellen, die unterschiedliche Anlage- und Absicherungsstrategien fahren. Denn jede Strategie hat seine Zeit! Einmal im Jahr sollte man dann die ursprüngliche Gewichtung wiederherstellen (Rebalancing).

Robo-Advisor

In den letzten Jahren etablierten sich einige Robo-Advisor am Markt, die eine standarisierte und zum Teil sehr kostengünstige Vermögensverwaltung für geringe Anlagesummen anbieten. Ob alle Anbieter am Markt bestehen und ihre Versprechen einhalten können, muss sich noch beweisen. Ein Wechsel der Strategie ist innerhalb des Angebotes des Robo-Advisors i.d.R. kostenlos möglich. Ein Wechsel des Robo-Advisors hingegen bedarf einer Kündigung und eines Vertrag-Neuabschlusses.

HINWEIS!

Ich verzichte hier bewusst auf die Empfehlung konkreter Fonds oder Robo-Advisors, da die Entscheidung für ein Produkt oder Konzept individuell auf die Bedürfnisse eines jeden Anlegers abgestellt sein sollte. Geeignete Vergleichsportale und Ranglisten finden sich zu Genüge im Internet.

Einzelaktien gehören m.E. in kein Depot eines Kleinanlegers, da hier keine ausgewogene Diversifizierung des Depots möglich ist und die Kosten als auch der Aufwand unverhältnismäßig hoch wären.

Kosten

Kosten sind der größte Performancekiller und werden von vielen Anlegern gerne unterschätzt. Ein direkter Kostenvergleich wie bei einem Handytarif ist fast unmöglich, da die Anbieter und Banken nicht alle anfallenden Kosten transparent offenlegen.

Ausgabeaufschlag

Dieser kann je nach Fonds 0-5,5% vom Anlagebetrag betragen und ist eine reine Erfolgsprovision für den Vermittler. Je nach Anbieter ist die Höhe bis auf 100% Rabatt verhandelbar.

Verwaltungsvergütung

Sie kann im Extremfall bis zu 3% des Fondsvermögens pro Jahr kosten und wird täglich anteilig dem Fondsvermögen entnommen. Da der Anleger dieses nicht durch eine Buchung mitbekommt und die Banken nur ungerne darüber aufklären, wird dieser nicht unerhebliche Kostenpart sehr gerne übersehen. Sie beinhaltet neben der Vergütung des Managements auch Bestandspflegeprovisionen, die die Bank/der Vermittler jährlich bekommt, ohne dass sie/er dafür gegenüber dem Anleger irgendeine Beratungs- bzw. Dienstleistung erbringen muss.

Bestandspflegeprovision

Die Höhe der Bestandsprovisionen (auch Kickbacks oder Retrozession genannt) ist ein Teil der Verwaltungsvergütung und kann je nach Fonds bis über 1% - bezogen auf den Anlagebetrag - pro Jahr betragen. Kosten, die der Anleger nicht sieht aber dennoch anfallen und die Rendite schmälern.

So zahlen der bekannte Mischfonds Flossbach von Storch im Schnitt 0,6%, der Carmignac Patrimoine sogar 0,75% pro Jahr an die Vermittler aus.

Die Total Expense Ratio (Abkürzung: TER)

oder Gesamtkostenquote ist eine Kennzahl, die Aufschluss darüber gibt, welche Kosten bei einem Investmentfonds jährlich zusätzlich zum Ausgabeaufschlag anfallen.

Die TER greift auf Ebene des Fonds und enthält Verwaltungsgebühren wie z. B. für die Fondsgeschäftsführung, das Portfoliomanagement, Wirtschaftsprüfer und Betriebskosten sowie sonstige Gebühren wie Depotbankgebühren, jedoch (in Deutschland und der Schweiz) ohne Transaktionskosten, d. h. die auf Fondsebene beim Wertpapierkauf/-verkauf entstehenden Kosten und die gesondert aufzuführenden, erfolgsabhängigen „performance fees“.

Die in die TER einzubeziehenden Positionen können – je nach nationalen Gegebenheiten – von Herkunftsland zu Herkunftsland variieren. Der Bundesverband der Investmentgesellschaften hat eine Richtlinie zur TER herausgegeben, deren Umsetzung jedoch keine Verpflichtung ist.

Ein Kostenvergleich allein über die TER ist also nur bedingt möglich.

Performance Fees

Zusätzlich zur üblichen Managementgebühr kann eine Performance Fee anfallen. Sie ist eine Art Bonus im Falle einer überdurchschnittlichen Leistung eines Fondsmanagers. Um diesen Bonus zu erhalten, muss der Fondsmanager eine vorher festgelegte Mindestrendite erzielen.

Ob eine Performance-Fee ein guter Anreiz für den Fondsmanager ist – da streiten sich die Gemüter.

Sie ist nur dann fair, wenn sie mit einer High-Water-Mark versehen ist. Damit ist gemeint, dass die Performancegebühr nicht fällig werden sollte, bevor der Anteilswert des Fonds den höchsten davor erreichten Wert wieder erreicht hat. Das verhindert, dass Fondsanleger eine Erfolgsvergütung für Renditen zahlen, mit denen lediglich eine vergangene Underperformance aufgeholt wurde.

Transaktionskosten

Diese fallen i.d.R. nur bei börsennotierten Fonds (ETF) an und können bis zu 1% der Kauf- und Verkaufssumme betragen.

Depotgebühr

Je nach Depotbank erden hier Pauschbeträge oder Promillesätze – bezogen auf das verwahrte Depotvolumen berechnet. Viele Direktbanken bieten „kostenlose“ Depots an. Da ein Depot und auch ein Abwicklungskonto immer interne Kosten verursachen, wird das „kostenlose“ Depot i.d.R. über andere Gebühren und vereinnahmte Kickbacks quersubventioniert.

Fazit Kosten

Es lohnt sich, die Kosten zu vergleichen. Wichtig dabei ist jedoch, vorher recht genau sein zukünftiges Investitionsverhalten abzuschätzen. Für Bay-and-Hold-Anleger spielen Ausgabeaufschläge eine geringere Rolle als für Anleger, die regelmäßig Ihr Depot anpassen und Transaktionen vornehmen.

 

Nutzen Sie meinen Rechner auf meiner Homepage http://www.io-direkt.de/imas. Mit ihm können Sie recht einfach unterschiedliche Preismodelle vergleichen.

Zusammenfassung

Je geringer das Vermögen ist, desto mehr sollte sich der Anleger mit den oben genannten Themen befassen. Grundlage eines jeden Vermögenaufbaus ist, für eine ausreichende und nachhaltige Liquidität zu sorgen. Die dafür benötigten Gelder dürfen nicht spekulativ angelegt werden, auch wenn es auf Bankanlagen kaum noch Zinsen gibt.

Das langfristig anzulegende Geld sollte in flexible, weltweit investierende Mischfonds investiert werden. Um bei einer reinen Aktienfondsanlage einen günstigen Einstiegskurs zu erzielen, ist eine ratierliche Investition über mindestens 6 Monate ratsam. Einmalanlagen können auch durch einen zusätzlichen Fondssparplan ergänzt werden.

Eine einseitige Depotausrichtung in bestimmte Einzelmärkte und Branchen sollte stets vermieden werden. Das käme einer Spekulation gleich.

Ohne Risiko kein Ertrag!

Es gibt keine Geldanlagen ohne Risiko! Deshalb ist es extrem wichtig, seine eigene Verlusttoleranz zu ermitteln, um daraus die geeigneten Fonds herauszusuchen. Die reine Betrachtung der Risikoklasse, in die Fonds eingestuft werden, reicht da nicht aus.

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