Auf der Website der afghanischen Taliban war gestern zu lesen:

"Heute gegen Mittag stürzte ein US-Spezialflugzeug im Spionageeinsatz über der Provinz Ghasni im Gebiet Sado Khelo im Distrikt Deh Yak ab. Das Flugzeug wurde bei dem Absturz zerstört und die gesamte Besatzung zusammen mit mehreren hochrangigen CIA-Beamten getötet. Es sollte erwähnt werden, dass eine Reihe von feindlichen Flugzeugen und Hubschraubern in den letzten Tagen von Mudschaheddin in Helmand, Balch und anderen Provinzen des Landes abgeschossen wurden. Das Wrack des Flugzeugs und die Leichen der Toten liegen an der Absturzstelle."

Nach langem Schweigen bestätigte Washington den Verlust der Maschine. Der Stabschef der Luftwaffe, General Dave Goldfein, erklärte vor Journalisten, dass es sich bei der Maschine um ein US-Militärflugzeug handele. Die Tatsache, dass US-Verteidigungsminister Mark Esper den Vorfall zunächst lediglich mit den Worten kommentiert, er wisse über die Situation Bescheid, habe zu diesem Zeitpunkt aber nichts weiter zu berichten, bietet Anlass zu Spekulationen, dass die Meldung der Taliban über einen Spionageflug nicht von der Hand zu weisen sind.

Haben die Taliban das Flugzeug abgeschossen?

Die Maschine war im Bezirk Deh Yak abgestürzt. Was sind die Gründe für Washingtons Zurückhaltung?

Nun, im Falle eines „erfolgreichen“ Abschusses sollen natürlich keine weiteren Abschusspläne motiviert werden. Ferner würde im Falle eines Abschusses die gestiegene ballistische Kompetenz der Taliban sichtbar werden. Beide Optionen sind für die US-Strategie bedrohlich. 

Knapp 20 Jahre hält der "War on Terror" in Afghanistan schon an, ohne konkrete Ergebnisse, ohne dass bisher ein einziger Afghane als Täter des Attentats von 9/11 ermittelt werden konnte.

Trumps afghanisches Dilemma

US-Präsident Trump steht in Afghanistan vor einem ähnlichen Dilemma wie seine Amtsvorgänger. Angesichts der Ratlosigkeit, von welcher das Weiße Haus nicht nur in dieser Frage umnebelt scheint, streckte Trump seine Fühler in Richtung Taliban aus, um mögliche Verhandlungen auszuloten. Diese scheiterten aber später.

In den USA stellt man sich die Frage, weshalb die Taliban nicht versessen darauf sind, an die Verhandlungstische zurückzukehren. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass die Taliban in den vergangenen Monaten so viele militärische Erfolge zu verzeichnen hatten, dass sie , anstelle von Verhandlungen selbstbewusst die militärische Linie fortführen. Wenn die Taliban im Afghanistan des Jahres 2020 in der Lage sind, militärische Erfolge zu erzielen, dann ist dieser Krieg gescheitert, dessen ursprüngliches Ziel es ja 2001 war, die Taliban zu vernichten.

Über die Folgen des Krieges für die Zivilbevölkerung hat der österreichisch-afghanische Publizist Emran Feroz ein lesenswertes Buch geschrieben. Tod per Knopfdruck: Das wahre Ausmaß des US-Drohnen-Terrors oder Wie Mord zum Alltag werden konnte

In einem Interview mit dem Verfasser dieses Beitrages äußerte sich Feroz wie folgt:

Die USA wissen, dass die Taliban in der Lage sind, der stärksten Militärmacht der Welt die Stirn zu bieten - nach einem immerhin längeren Zeitraum als der 1. und der 2. Weltkrieg zusammen für sich einnahmen. Für Washington erweist sich daher der Ausspruch, welcher aus der Zeit Alexander des Großen stammen soll, Afghanistan zu erobern sei einfach, es zu beherrschen unmöglich, auch heute noch von bedrohlicher Aktualität.

„Was bedeutet das konkret für mich!?“

Zwar wird in Berlin - als Ausdruck einer totalen geostrategischen Fehlinterpretation – nicht mehr behauptet, dass "unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt wird". Dennoch sind von der US-abgängigen deutschen Hauptstadt keine realistischen Lageeinschätzungen zu erwarten, etwa aus dem Ministerium der inkompetenten Ministerin AKK, welche das Niveau ihrer Amtsvorgängerin von der Leyen noch unterschreitet, was an sich schon ein Kunststück darstellt.

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