Mein Studienkollege Phillip und ich haben uns - wie jedes Jahr zwischen den Semestern - Anfang des Jahres dazu entschlossen, eine Reise zu unternehmen, um aus unserem stressigen Alltag herauszukommen.
Dirk Müller und ich waren dann eben im Februar kurz mal wegen Verwerfungen in der Wirecard Aktie in Kontakt - ich teilte ihm bei dieser Gelegenheit mit, dass ich die von ihm so oft angesprochene chinesische Immobilienblase mit eigenen Augen gesehen habe und sendete ihm ein Video zu (dieses ist weiter unten verlinkt).
Dirk bot mir an, dass ich doch für uns „Cashkursianer“ einen Reisebericht schreiben könnte, um der Community ein paar Informationen über meine Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Den Fokus im Bericht habe ich selbstverständlich eher auf die wirtschaftlich relevanten Themen gelegt. Ich freue mich daher wirklich sehr, dass ich diese Chance wahrnehmen und mich hier in unsere Gemeinschaft einbringen kann und darf.
Die Eckdaten
Ganz kurz noch eine Information zur Reise allgemein: Wir waren vom 15. Februar bis zum 24. Februar 2019 mit einer Reisegruppe von 23 Leuten sechs Tage in Peking und drei Tage in Shanghai unterwegs.
Beim Reiseantritt in München gab es schon die erste Überraschung, denn in der Regel ist Februar nicht gerade die Zeit in der junge Leute (wir sind 22 und 23 Jahre alt) ins kalte China fliegen - aber wir hatten nur zwei Senioren mit an Bord. Die Reisegruppe setzte sich aus Österreichern, Deutschen und Italienern zusammen.
Unsere Annahmen über China
Mir ist besonders wichtig, unsere „Annahmen“ niederzuschreiben, denn unsere Sichtweise, mit der wir diese Reise angetreten haben, sollte sich bald ändern - und wir schnell überrascht werden!
In den Medien wird uns andauernd bei allen Berichterstattungen über China der Platz des himmlischen Friedens und die modernen Regierungsgebäude in Peking gezeigt. Ebenfalls wird uns wiederholt eingeimpft, wie modern die chinesische Infrastruktur (WLAN, Sanitäreinrichtungen usw.) sei.
Westliche Dienste wie Google, Facebook und Whatsapp sind bekanntermaßen gesperrt und durch eine App namens WeChat ersetzt worden, welche wir zwar installierten - aber eben auch eine VPN-App, um - unter Umgehung der chinesischen Einschränkungen - die westlichen Dienste dennoch funktionsfähig zu halten (Sorry, wir sind halt aus der IT *gg*).
Einreise in Peking und der erste Kulturschock
Wir landeten nach acht Stunden Flug in Peking, standen im Ankunftsbereich des Flughafens und dachten uns: „Wow, die haben im Fernsehen wirklich nicht zu viel versprochen“. Man fühlt sich um ein paar Jahre in die Zukunft versetzt, da es viel modernere Sicherheitsstandards mit Handflächenscanner, Iris-Scan und weiteren Spielzeugen der Behörden gibt.
Wir gingen aus dem Flughafen raus und sahen nach oben - an diesem Samstagmorgen war einfach keine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Also kein Smog. Ok, perfekt! Dann kam ein Bus, der zwar etwas älter wirkte, aber er hatte eine Klimaanlage - und das reichte uns für den Moment.
Nach einer Stunde Fahrt kamen wir dann im Herzen Pekings an - und rieben uns verwundert die Augen. Es kam uns vor, als wären wir in der Zeit zurückgereist, denn die Häuser waren alle sehr alt und es sah in unseren Augen einfach wie ein Elendsviertel aus.
Überall auch lateinische Schriftzeichen
Die nächsten zwei Tage waren dann Tempel und Stadtrundfahrten auf dem Programm. Wir besuchten das Olympia-Zentrum, das jetzt schon für die kommenden Olympiaden gebaut wurde.
Eines stach uns aber besonders ins Auge: Sämtliche Hochhäuser der chinesischen Firmen hatten ihren Namen natürlich in chinesischer Schrift angebracht, aber darunter waren bemerkenswerterweise immer auch die lateinischen Buchstaben zu sehen. Analog dazu war es bei Plakaten und der Fernsehwerbung. Sehr oft wurden die chinesischen Buchstaben auch gleich weggelassen.
Unser Reiseleiter erklärte uns, dass die für uns lesbare Bezeichnung dabei steht, weil die meisten Chinesen die chinesischen Schriftzeichen sowieso nicht lesen könnten. Das Privileg, die Schriftzeichen lesen zu können, war laut ihm nur der Oberschicht oder den Gebildeteren vorbehalten.
Die Chinesische Mauer und die Immobilienblase
Ein weiteres Highlight, dem die meisten Reiseteilnehmer entsprechend entgegenfieberten, war das nächste Ziel: Das Besteigen der Chinesischen Mauer. Diese befindet sich circa eine Stunde außerhalb von Peking. Wie in der Einleitung angesprochen, habe ich hier ein Video aufgenommen, das ich keinem vorenthalten will. Hierin sind Rohbauten mit im Schnitt 20 Stockwerken zu sehen.
Unser Reiseleiter merkte an, dass all diese Wohnungen bereits verkauft sind, aber aktuell das Geld fehlt, um diese Bauten fertigzustellen. Das, was im Video zu sehen ist, war natürlich auf der anderen Seite des Busses genau gleich.
Ich stellte unserem Reiseführer nun die Frage: „Schaut das nur auf dieser Stadtausfahrt von Peking so aus - oder auf allen vier Seiten (Norden, Osten, Süden, Westen)? “ Er entgegnete mir: „Ja, das schaut auf allen vier Seiten so aus - und es sieht übrigens in den meisten großen Städten so aus“.
Wir haben nun einfach eine kleine, grobe Überschlagsrechnung angestellt:
Acht Wohnungen (anscheinend Standardbauweise laut Reiseführer) pro Stockwerk, mal 20 Stockwerke, mal sieben Wohnblöcke in einer Reihe, diese mal fünf, da es circa fünf Reihen waren, mal zwei, da es auf der anderen Seite des Busses genauso aussah, mal vier, da es in allen Himmelsrichtungen Pekings anscheinend auch so aussieht. Das ergibt:
8 * 20 * 7 * 5 * 2* 4 = 44.800 Wohnungen, die private Chinesen - aber auch westliche Firmen - in den Bilanzen halten. Da wir aber sehr viele Bereiche noch weiter außerhalb von Peking nicht gesehen haben, dürfte die Zahl um ein Vielfaches höher sein. Das ist wohl die Blase von der Dirk immer spricht.
Das Eindämmen der Blase, chinesische Banken und westliche Finanzdienstleister
Peking hat ganz klar erkannt, dass diese Blase existiert und steuert nun gegen. Aber wie steuert man denn konkret dagegen an? Laut unserem Reiseführer sind die Preise in Peking vor ein paar Jahren so stark explodiert, dass die Regierung es den westlichen Immobilienfirmen verboten hat, Immobilien im großen Stil zu erwerben.
Mittlerweile hat sich der Trend umgedreht - nun verbietet sie den Verkauf auf breiter Front. Chinesen, die in Peking leben, haben auch ein Vorrecht auf Wohnungen, jedoch haben diese eine Limitierung auf maximal zwei Wohnungen, die sie besitzen dürfen (wie auch immer das zu verifizieren ist).
Staatliche Banken stützen das Ganze indem sie die Immobilien selbst aufkaufen, um diese Blase nicht zum Implodieren zu bringen. Was für uns auch sehr interessant war, ist die Tatsache, dass es in China keine Bank gibt, die nicht dem Staat gehört.
HSBC und westliche Banken sind doch auch in China aktiv? Ja, das stimmt - aber sie haben nur eine eingeschränkte Lizenz mit der sie im Vergleich mit den staatlichen Banken nur kleine Teile am chinesischen Kapitalmarkt bewegen können. Diese Information habe ich auf dem Flug von Peking nach Shanghai bekommen, denn dort sprach ich den Mann neben mir im Flieger an, wobei sich im Nachgang durch Überprüfung herausstellte, dass er der CEO von Amazon Asien war!
Mich hat beeindruckt, mit welcher Offenheit er über die Interventionen der chinesischen Regierung und der angeschlossenen Zentralbank gesprochen hat. Er meinte nur, dass der Westen die Macht der Partei unterschätzt, da diese immer noch gewisse Trends (beispielsweise den Boykott von Apple-Geräten) steuern kann.
Abschließend lachte er nur freundlich und gab mir den Hinweis, dass die Amerikaner ziemlich schlecht dastehen würden, wenn China den dort produzierenden Halbleiterfirmen (Intel, AMD uvm.) den Zugang zu Seltenen Erden verwehren würde.
Smog, Atemmasken und die Smogskala
Als sich unser Aufenthalt in Peking so ziemlich dem Ende zuneigte, war nicht nur das Kofferpacken anstrengend, sondern auch das Atmen. Es war ein sehr interessantes Phänomen zu beobachten: Am Samstag und Sonntag war es schön und der Himmel blau. Doch kaum wurden am Montag in der Nacht die Maschinen/Fabriken wieder angeworfen, ging es bergab mit der Luftqualität.
Die Sicht war am letzten Tag in Peking schon so schlecht, dass man die etwas höheren Häuser in der Stadt teilweise nicht mehr sehen konnte. Wir hatten an diesem Tag eine Luftqualität von 187. Die chinesische Regierung gibt jeden Tag mehrmals eine Kennzahl zur Luftqualität bekannt, welche zwischen Null (sehr gut) und 500 (schwerster Smog) notiert. Der Reiseleiter erzählte uns, dass die Zahl 500 in den letzten Jahren mehrmals erreicht wurde.
Der Wert ist also sozusagen auf 500 gedeckelt, könnte inoffiziell aber auch 600 oder mehr betragen. In den Fernsehreportagen wird sehr oft berichtet, dass sehr viele Menschen mit Atemmasken herumlaufen, da es Smog gibt. Das Tragen einer Atemmaske hat aber nicht immer mit Krankheit oder Smog zu tun, sondern auch mit Chinesen aus dem warmen Süden, welche einfach die kalten Temperaturen im Norden nicht gut aushalten.
Moderne Infrastruktur in China!?
Ich denke, hier lasse ich die Bilder für sich selbst sprechen. Die Aufnahme wurde in einer zufällig gewählten Straße gemacht, aber keine Sorge: es sehen sowieso alle so aus. ;)
Das Internet (speziell WLAN) ist in Peking sehr langsam und schlecht. Die Straßen sind im Allgemeinen in Ordnung, jedoch möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass - außer den Regierungsgebäuden und dem Flughafen - sonst nicht wirklich viel Modernes zu sehen war!
Eine Katastrophe waren jedoch die öffentlichen Toiletten. Es stank extrem nach Urin, die meisten der Sanitäranlagen waren uralt, marode und nicht einmal mit Toilettenpapier ausgestattet. Es ist also äußerst ratsam, sich Toilettenpapier mitzunehmen und eher in Lokalen die Örtlichkeiten aufzusuchen.
Autos in China
BMW, Daimler und Volkswagen sind in Peking zwar auch immer wieder zu sehen, der überwiegende Teil der Gefährte ist allerdings noch etwas altmodischer:
Auch eine Anmerkung hierzu: Wenn eine Person einen Audi fährt, erkennt man (fast immer), dass die Fahrzeuginhaber/Innen für eine Firma arbeiten. Die normalen Chinesen fahren in der Regel keine Audis, da diese eben primär als Dienstwägen angedacht sind.
Shanghai: Big Brother im Hotelzimmerschrank
Wir schätzten Shanghai im Vergleich zu Peking als eine sehr moderne und westliche Stadt ein. Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass in unserem Schrank zwei kleine Kameras befestigt waren, die (falls man den Schrank offen ließ) direkt ins Badezimmer filmen konnten.
Hier möchte ich klar Missverständnissen vorbeugen:
1) Ich kann einen Sensor von einer Kamera unterscheiden.
2) Ich habe die Kameras auseinander gebaut, um nachzusehen, ob sie aktiv sind.
3) Am nächsten Tag waren sie weg!
Über diese Sache waren wir - sicherlich nachvollziehbar - „not amused“. Es gibt in ganz Peking und Shanghai keinen Bereich, der nicht mindestens videoüberwacht ist! Die U-Bahn Stationen in London sind - denke ich - eine gute Referenz, denn dort findet man auch extrem viele Kameras!!
Die chinesische Mentalität
Man merkt sehr stark, dass die Chinesen zwar Kapitalismus nach außen verkaufen, aber momentan noch Kommunisten sind. Diese Annahme bestätigte sich beispielsweise dadurch, dass es in keinem der besuchten Essenslokale eine Nachfrage wie „Wollen Sie noch etwas“ gab. Also die Motivation, mehr Geld verdienen zu wollen, ist noch überhaupt nicht verankert.
Chinesen haben übrigens die Eigenschaft oft auf den Boden spucken. Dies ist bei der älteren Generation in den Gehirnen wohl noch so einprogrammiert - und da wird auch beim Essen nicht Halt gemacht. Wir hatten gerade mit dem Essen begonnen, schon wurde neben uns auf den Boden des Lokals gespuckt.
Persönliches Fazit
Die Reise war eine echt tolle Chance, um eine komplett andere Kultur kennenzulernen. Philipp und ich waren relativ überrascht, wie naiv und rückschrittlich (aus unserer Sicht) in China teilweise noch gearbeitet wird. Im Allgemeinen merkt man meiner Empfindung nach, dass der Überwachungsstaat jedoch (leider) sehr gut funktioniert und in China "alles seine Ordnung hat".
Das Land hat aus meiner Sicht relativ viele Chancen in der Zukunft, aber ich fürchte, dass zuerst einfach noch eine Korrektur das System treffen muss, um die Milliarden/Billionen USD Fehlinvestition wieder zu eliminieren.
Ich hoffe, ich konnte etwas dazu betragen, das Thema China aus einer anderen Perspektive zu beleuchten.
Kommentare
Ich kenne viele Chinesen, die Geld verdienen wollen, und das mit einem Biss, den man hier im Land nicht findet. Komisch auch, dass ich kaum schlechte Toiletten gesehen habe. Wird es geben, ebenso wie andere Probleme. Internet finde ich in Deutschland auch schlechter. Übrigens war ich in Städten und auf dem Land; über Monate und nicht nur ein paar Tage. Einiges stimmt, anderes finde ich nicht überzeugend.
Das mit der Immobilienblase passt, denke ich.
Ein sehr einprägsames Merkmal ist allerdings der riesige Gegensatz zwischen Stadt und Land; auf dem Lande sind die Menschen ärmer oder sparen z. B. Geld für eine Wohnung in der Stadt (für ihre Kinder). Dementsprechend sehen dort die Häuser aus.
@"Das Privileg, die Schriftzeichen lesen zu können, war laut ihm nur der Oberschicht oder den Gebildeteren vorbehalten."
China ist viel mehr eine Ellenbogengesellschaft als hier. Massen von Menschen (!) wollen einen guten Job, ein Haus, .... Das Schulsystem macht auf mich einen sehr harten Eindruck, unseres ist Urlaub dagegen. Und es ist, so schien es mir, ein Privileg in Beijing oder Shanghai zu wohnen. Auf dem Land ist weniger Geld da für die private Bildung der Kinder bzgl. Sprachkursen und einem Auslandsstudium.
@ "Ich denke, hier lasse ich die Bilder für sich selbst sprechen. Die Aufnahme wurde in einer zufällig gewählten Straße gemacht, aber keine Sorge: es sehen sowieso alle so aus. ;)"
Ich denke, du warst bei den alten Gebäuden rund um die Verbotene Stadt; es sieht nicht überall so aus. Vielleicht aber außerdem noch in der Vorstadt und auf dem Lande.
@"Autos in China"
In Shanghai und Peking :)
Vielleicht sind die Mieten in Peking und Shanghai so hoch, dass sie sich keine "ordentlichen" (?) Autos mehr leisten können. :)
In einer Provinzstadt schaute es gut aus, sah mehr gute Autos als in Berlin.
Zusammenfassend denke ich, dass es falsch ist die Chinesen zu unterschätzen. Uns technisch unterlegen und weniger arbeitsam sind sie gewiss nicht. Ohne damit den Artikel zu meinen, würde ich eher von einer europäischen Arroganz gegenüber diesem asiatischen Land sprechen, einem fahrlässigen Unterschätzen. Lustigerweise haben viele Chinesen eine exorbitant hohe Meinung von Europa. Sie wären enttäuscht, wenn sie mehr über uns wüssten. So ist es bei einigen Chinesen, die Europa besucht haben. Es scheint so eine Art geistige Lähmung auf Deutschland zu liegen.
Die Leute dort haben die Hoffnung, dass es aufwärts geht, und verhalten sich dementsprechend.
Ich danke dem Autor dennoch für seinen Beitrag und seinen Einsatz, die Bilder und das Video. MfG
Wir sind nicht gelähmt, wir verblöden !!!!
Und das ist gewollt seit Jahren wenn nicht seit Jahrzehnten.
Sie hat mir erzählt, er sei geschockt gewesen über Frankfurt, so dreckig, viele Bettler und Leute denen er abends nicht begegnen möchte.
Ich bin viel in China und kenne das Land etwas. Es gibt ein sehr grossen Gefälle zwischen Stadt und Land. Wie richtig geschrieben es ist eine Ellenbogen Gesellschaft. Gegen oben hat eine sehr starke Elite und vor denen müssen wir Angst haben. Denen sind wir nicht gewachsen, die Leisten, davon können wir nur träumen. Es gibt aber auch eine sehr faule Schicht, die ist dann wie bei uns, nur haben die da keine Sozialleistungen.
Chinesen sind starke Nationalisten und es ist ein Volkssport die Westlichen über den Tisch zu ziehen, von daher hat Trump schon recht wenn er etwas macht.
Ich habe Angst vor diesem Volk in der Zukunft, das Land wurde lange unterdrückt und belächelt, wenn dieser Riese erwacht, Gnade uns Gott. Menschlich habe ich Verständnis, wenn er eines Tages den Spiess umdreht, zum Glück werde ich das dann nicht mehr erleben.
Ich habe erlebt wie sich Touristen in 3.Welt Länder aufführen und wenn wir so weiter machen werden wir es erleben, wie es ist, wenn wir von Überheblichen Touristen besucht werden. Dann ist Bangkok bei uns.
Zu den Pekinger Stadtvierteln: es gibt die sog. Hutongs, jahrhunderte-alte, traditionelle Stadtviertel, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen. Die Bewohner sind tatsaechlich wohlhabend und leben noch einen traditionelleren, kollektiven Lebenstil, in dem sich z.B. auch Toiletten und Kuechen geteilt werden. Fuer Europaer sehen die Viertel benachteiligt aus, das Gegenteil ist aber der Fall. Es lohnt sich durchzulaufen und die Automarken festzustellen.
Ein weiterer wichtiger Hintergrund ist auch das Hukousystem, das den Wohnsitz reguliert und in Peking noch besonders streng angewandt wird.
Viel Spass bei weiteren Reisen.
Auch Schattenseiten blieben nicht verborgen, die sich allerdings bei einem derart raschen Entwicklungstempo kaum vermeiden lassen. Darüber wird aber öffentlich gesprochen und es werden Lösungen gesucht. Als größte Probleme werden von chinesischer Seite beträchtliche Fehlinvestitionen, ein 100-Millionen-Heer von Wanderarbeiten mit beschränkten Rechten und extreme Umweltbelastungen genannt. Erinnern wir uns, dass es ähnliche Erscheinungen in der europäischen Industriegeschichte gab und mancherorts noch gibt. Dabei bedurfte es jeweils starken öffentlichen Drucks, ehe sich etwas tat.
Was bei uns über hundert Jahre dauerte, vollzieht sich in China während ein paar Jahrzehnten. Wie beeindruckend das Entwicklungstempo ist, bezeugt allein eine Betrachtung der Menschen. Jüngere Chinesen sind meist um 1-2 Köpfe größer als ihrer Eltern und wirken in ihrem Auftreten, ihrer Mimik und ihrem Blick deutlich selbstsicherer als diese. Mit ihrer modischen Kleidung und dem Smartphone in der Hand unterscheiden sie sich kaum von Gleichaltrigen in Europa.
Die Unterschiede zwischen Stadt und Land wie auch zwischen den Küstenregionen und dem Binnenland sind weiterhin gravierend, wenn auch zu beobachten ist, dass zumindest die größeren Städte im Hinterland aufgeschlossen haben. Dies belegen auch Statistiken.
Beeindruckt haben mich vor allem die Ordnung und die Sauberkeit öffentlicher Orte, ebenso die zahlreichen, gut gepflegten Parkanlagen, öffentliche Bühnen und andere Freizeitstätten. Vergleichbares war in keinen anderen „Dritte-Welt-Land“ zu finden, allenfalls Thailand, Vietnam und Malaysia kommen diesem Niveau relativ nahe.
Auch die hervorragenden Verkehrsverbindungen sollten hervorgehoben werden. Die Bahnfahrt von Peking nach Xi’an dauerte unter fünf Stunden, die Entfernung beträgt ca. 1000 km. Hochmoderne U-Bahnverbindungen gibt es bereits in 15 Städten, es werden jährlich mehr. Das Autobahnnetz hat das weltgrößte US-amerikanische schon vor 10 Jahren übertroffen.
Anstatt sich auf die Schwachpunkte der chinesischen Entwicklung zu fokussieren, wäre es angebracht zu erklären, weshalb das Wirtschaftssystem des Landes trotz wiederholter Unkenrufe weiterhin in der Lage ist, hohe Wachstumsraten zu erzielen.
kleine Anmerkung: bis du 1. Klasse geflogen oder durfte der CEO von Amazon nur in der Touri Klasse fliegen weils noch nicht so läuft bei denen...:-)
Der Bericht entspricht in der Summe nicht meinen eigenen Erfahrungen. Wenn ich alle negativen Erfahrungen einseitig zusammenfassen würde, käme ich auf Ihren Bericht.
Aber insgesamt finde ich diese Darstellung von China extrem unfair und nicht der Realität entsprechend. Wenn man nicht nur in seiner kleinen Reisegruppe von Europäern unterwegs wäre um die Touristenwege entlangzulaufen hätte man vermutlich einen anderen Eindruck bekommen.
Es liegt in der Natur der der Dinge, das alte Stadteile nicht futuristisch aussehen. Es stimmt zwar, dass nicht immer alles bis ans Ende durchdacht ist was hier passiert, aber dafür werden Dinge einfach mal fertig gebracht. Betrachtet man das, was in den letzen 40 Jahren erreicht wurde, dann ist das einfach nur erstaunlich.
Übrigens kann hier niemand vor den Zug fallen oder gestoßen werden. Nichtmal in einer Kleinstadt.
Wifi im Hotel ist wirklich langsam. Aber mit dem mobile hotspot meines Mobiltelefons surfe ich landesweit schneller als in D.
Allerdings, ja - Toiletten können eine echtes Problem sein und man sollte stets gut vorbereitet sein (Papier dabei haben).
Zu dem Bericht des Studenten möchte ich keinen weiteren Kommentar abgeben.
Er zeigt die Vorbehalte und Voreingenommenheit unserer zukünftigen "Abschlussinhaber".
Welches weiß ich nicht ...nur Diplome werden nicht mehr vergeben in diesem Land, "wo wir angeblich so gerne leben".
Das sieht in den Flyover-Staaten der USA nicht anders aus ;—).
Verkehrschaos ja, da wird eine neue Hochbahn (Zug) und U-Bahn (Zug) hochgezogen und nicht wie in Europa 10 Jahre alle Einsprachen abgearbeitet.
China ist gut.
Nur von einer oberirdischen Verlegung von Leitungen kann man nicht auf die Modernität der Infrastruktur schließen. Ich habe mehrere Monate in Vietnam gelebt. Dort gibt es ebenfalls diese Verkabelung in den Straßen und engen Gassen. Da hatte ich Glasfaser bis in den Router auf dem Schreibtisch - und das in einem normalen Viertel fernab jeglicher "Western people".
In einigen Ländern ist so eine Verlegung durchaus sinnvoll, da sämtliche Wege üblicherweise betoniert sind. Da ist also nichts mit Gehwegplatten wegräumen und Buddeln. Einen Kabeltausch habe ich mehrfach erlebt. Das geht superschnell, unbürokratisch und billig. Solche Kabelsalate haben mich übrigens auch in Thailand beeindruckt.
Der Zeitraum um sich ein umfassendes Bild zu machen ist bei einem solchen Urlaub sicherlich zu kurz. Grade der Abschnitt zur Infrastruktur wundert mich doch sehr. Zwar sind viele Flüge in China verspätet allerdings ist die Bahninfrastruktur vergleichbar wenn nicht sogar besser als in Deutschland. In Sachen Pünktlichkeit könnte die Deutsche Bahn da noch einiges dazulernen. Auch in Sachen Errichtung von Flughäfen und Bahnhöfen kann Deutschland noch etwas lernen, vorallem beim Tempo. Auch die Internetabdeckung ist wesentlich besser als in der Heimat. Während man im ICE von Frankfurt nach Stuttgart teilweise noch nicht mal Handyempfang hat, hatte bisher jede Route auf der unterwegs war durchgehend 4G Abdeckung. Auch was die Strassen in den großen Städten der Küste angeht brauch sich China nicht zu verstecken.
Auch wenn China von einer kommunistischen Partei regiert wird, bietet es gerade für Unternehmer und Innovationsträger wesentlich besser Möglichkeiten als Deutschland. Sicherlich gibt es noch viele Bereiche bei denen China rückständig ist, aber es hohlt mit 7 Meilenstiefeln auf und wird auch nicht zörgen Deutschland und andere Länder hinter sich zu lassen.
Authentisch. Deckt sich mit meinen Erfahrungen.
Hier gehts momentan drunter und drüber...Demonstranten gegen Polizisten gegen Triaden mit Knüppeln, Bambustöcken, Pflastersteine, Messer, Metallstangen und Pfefferpray. Bis zu knapp 2 Millionen Menschen auf der Straße (etwa ein Viertel von ganz Hong Kong) und jede Nacht Strassenschlachten direkt vor der Haustür, Ampelsysteme die lahmgelegt werden, blockierte Strassentunnel und U-Bahnen die nicht fahren und kein Ende in Sicht.
Ich denke über das Cashkurs Team können wir direkten Kontakt herstellen.
Ich freue mich über jedes Feedback das meine Meinung teilt und noch viel mehr über jene die sich kritisch dazu mitgeteilt haben.
Ich kann @hk9749 nur zustimmen, der Austausch ist mega lehrreich und ich würde mir extrem gefallen wenn mal der eine oder andere eine "Korrektur/Ergänzung" dazuschreibt. Vor allem würde ich einen "positiven" Bericht cool finden, da sich mein Bericht hauptsächlich auf die negativen Seiten bezieht, da eben meine Erwartungshaltung anders war als die Realität.
"Er zeigt die Vorbehalte und Voreingenommenheit unserer zukünftigen "Abschlussinhaber". " - rolf900
Ich würde das nicht auf die "Abschlussinhaber" begrenzen sondern die junge Generation in meinem Alter allgemein nehmen. Das hat meiner Meinung nach nichts mit dem Ausbildungsniveau zu tun, sondern das wir einfach keinen besseren Zugang zu diesem Land haben.
Gerade deshalb würde ich einen "objektiven" Bericht von einer Person die aktuell in China wohnt so gut finden. Vielleicht schaffen wir das ja noch.
LG "der Autor" (Manuel)
ich habe China mehrfach - u.a. auch beruflich - bereist, habe aber aktuell keine Zeit, einen längeren Artikel zu meinen Einschätzungen hier anzubieten. Gerne hole ich das später einmal nach. Aber einige im Artikel geäußerten Eindrücke kann ich nicht unwidersprochen lassen.
1. Wenn chinesische Schriftzeichen i. W. nur von gehobenen Bildungsschichten gelesen werden können, dann wohnen in den Provinzen nur Bildungsbürger. Dort gibt fast keine lateinischen Zeichen. Und das beste Englisch sprechen die Schulkinder, die das Fremden auch sehr gerne nicht ohne Stolz zeigen. Das alte Mandarin ist tatsächlich nur noch wenig zu sehen (außer in Taiwan), da Mao ja die vereinfachte chinesische Schrift eingeführt hatte. Von dem hier zitieren Reiseführer würde ich ungeprüft nichts übernehmen.
2. Eingerüstete Hochhäuser im Bau als sichtbaren Beleg für eine Immobilienblase zu bewerten, halten ich für etwas gewagt. Ich habe viele Langstrecken im Zug absolviert und nur wenige erkennbare Investitionszielen gesehen. Eine Immobilienblase dort würde auch nicht unbedingt den Gesetzen westlicher Dynamik folgen - Subprime Kredite etc. Bodenspekulation ist ohnehin faktisch unmöglich. Unsere Maßstäbe sollten wir hier überdenken.
3. ich habe auf meinen Zugreisen nicht eine Sekunde (!) Verspätung erlebt. Das von China in ca. 30 Jahren aufgebaute Verkehrssystem hat alles überflügelt, was ich bisher gesehen habe. Und da schließe ich die OECD-Welt durchaus ein. Evt. muss ich die Schweiz und Skandinavien, wo ich auch sehr gute Erfahrungen gemacht habe, tw. ausnehmen. Aber forget USA, UK etc.
4. Ja - die Elektrokabel sind so wie auf den Fotos. So wie ich es abseits der Zentren in halb Europa auch kenne.
5. Ja - viele öffentliche Toiletten stinken, wie die kostenlose Bahnhofstoilette früher bei uns. Und Toilettenpapier klauen ist wohl ein chinesisches Hobby. Deshalb gibt es auf dem Olympia Gelände eine ID, damit man nicht in kurzen Abständen zweimal aufs Klo kann. Bloß Sanifair gibt es nicht - wie rückständig...
6. Smog ist ein ernstes Problem, wenn auch abnehmend. Peking‘s Stadtmanagement arbeiteten hart daran und hat in Zusammenarbeit mit dem high tech Institut (etwa dem MIT vergleichbar) Riesenprojekte wie Brennstoffzellenbusse etc. Dort erzählte man mir übrigens, dass man nicht auf volle Elektromobilität setze, sondern alles divers und Hybrid denke, da ein Elektrozapfstellennetz zu teuer würde. Macht bei uns natürlich der Steuerzahler.
7. Autos: Es gibt wohl zwei China. Denn selbst in der Provinz aber ich nahezu keine alte Möhre oder ein Schrottauto gesehen. Mal einen älteren VW Santana. Der Autobestand ist beachtlich.
8. Servicegesellschaft - noch sehr unterschiedlich. Hilfsbereitschaft - immens, unglaublich hoch.
By the way- Kameras im Kleiderschrank hatte ich nirgendwo. Es wäre auch in etwa der letzte Ort, auf dem ich das Volk ausspionieren würde.
;)
Nix für ungut und jedem viele Reisen nach China. Es lohnt.
- Unter 2. muss es natürlich heißen „Investitionsruinen“;
- unter 7 natürlich „habe ich ....“
Hoffentlich habe ich alles berücksichtigt. Sorry again!