Unter dem Begriff des „Klimawandels“ wird mittlerweile vielerlei zusammengefasst. Es ist gleichzeitig ein Markenbegriff und ein Kampfname für eine quasireligiös-politische Bewegung. Es ist die politische Keule, die dort eingesetzt wird, wo die andere große Keule ausnahmsweise nicht passen will. Der punktuelle Starkregen in einem bayerischen Landkreis wird ebenso zu den untrüglichen Zeichen für das menschengemachte Elend wie ein „zu warmer“ oder ein „zu kalter“ Winter. Da ein einzelner Winter natürlich nie exakt dem mittleren Winter entspricht – soviel Statistikkenntnisse sollte man auch bei Berufsschreibern voraussetzen dürfen – wird auch der nächste Winter als Beleg für den unaufhaltsamen Wandel herhalten müssen.

Klimawandel: Vom „Global Warming“ zur Allzweckwaffe

Diesen Satz schrieben wir vor ein paar Tagen und gestern beglückte uns die GMX-Startseite mit dem Bild einer Schneelandschaft und der Frage „Ist der Klimawandel verantwortlich für den Schnee?“. Erinnern Sie sich noch, dass der Klimawandel einst als „Global Warming“ laufen lernte? Mittlerweile haben die Marketingprofis dazu gelernt und der neue Begriff ist unabhängig von der Entwicklung der Temperatur anwendbar.

Bequemer geht es nicht. Sicherer als die penetrant vom Mittelwert abweichenden Winter ist nur das Zeichen der veränderten Bauweise von Biberdämmen in Niedersachsen, der eindeutig die Verwerfungen des sino-asiatischen Klimas und die Auswirkungen der Erzförderung in Westaustralien aufzeigt. Es hängt eben alles mit allem zusammen, das stand auch schon in der Bunten (vermutlich auch im Spiegel). Um als Experte zu gelten genügt es schon für eine „NGO“ wie Greenpeace zu arbeiten. Bei vielen dieser Gruppierungen ist das „N“ in „NGO“ nicht so real wir manche glauben. „Wer finanziert wen?“ ist - wie immer im Leben - die große Frage.

Die Realität spielt im Glauben keine Rolle!

So verlässlich wie man Ereignisse, die sich in der Kriminalitätsstatistik wiederfinden stets als lokale Einzelfälle abtut, so penetrant wird das Wetter eines Monats von den Propheten als Beleg für die gerade aktuelle 300-Jahresprognose herangezogen. Das Wetter des nächsten Monats hingegen ist eher unbedeutend, aber mittlerweile zu heiß, zu kalt und vermutlich auch zu normal, was als klarer Beleg für die eigenen Thesen gilt - da spielt die wirkliche Entwicklung für die Überzeugung oft keine Rolle mehr.

Über die bemerkenswerten Prognosefehler und Großsprechereien kann dabei nicht einmal der Medienmuffel hinwegsehen. Wer erinnert sich nicht noch an einen der Jünger Nostradamus', der seine Mitmenschen mit der Aussage in Bockshorn jagen wollte, es gebe künftig in Deutschland nur noch grüne Winter. Schon vergessen? Das mag daran liegen, dass man die Prognosen lauthals herausposaunt, ihre nachweisliche Fehlerhaftigkeit jedoch ignoriert und mit der nächsten Weissagung ersetzt. Parallelen zum Finanzsektor sind rein zufälliger Natur.

   

Kreischende Prognosen ohne Glaskugel

Im vergangenen Jahr erledigten die deutschen Tageszeitungen ihre Aufgabe zur Weiterreichung von Agenturmeldungen wie immer ebenso wetterunabhängig wie vorbildlich. So wurde eine „Studie“ zitiert, die sich - wie so oft - vor allem mit vagen Vermutungen in den medialen Vordergrund spielte. Der aufrüttelnde Titel lautete „Klimawandel lässt Bierpreise steigen“. Bisher sind die einzigen nachweisbaren Zusammenhänge zwischen der Klimadebatte und den Preisen bekanntlich die gestiegenen Stromkosten und ein paar Milliarden Abschreibungen hier und da für Dinge, denen der schweflige Pesthauch des ökologischen Untergangs anhaftet.

Nun können wir Ihnen nicht sagen, ob und wie und vor allem warum sich Klima wohin wandelt. Das würden wir auch nie behaupten, wir können es schlichtweg nicht beurteilen. Für solche Situationen gibt es Wörter, mit denen man unsichere Aussagen als solche kennzeichnen kann. Auf solche Wörter wie etwa „möglicherweise“ oder „vermutlich“ oder auch „unter folgenden unsicheren Annahmen“ wartet der kritische Beobachter üblicherweise jedoch vergeblich.

Das zitierte Bier-Papier berücksichtigt der Zeitung zufolge die Entwicklung von „2010 bis 2099“, was wir überaus bemerkenswert finden, da ein Teil dieser Zeitspanne bereits hinter uns liegt, der Großteil allerdings nicht. Wir erkennen das beliebte Muster der Scheinwissenschaft aus wenigen Daten ganz viele Schlüsse zu ziehen. Für einen Trader wäre das so, als würde man aus einem 15-Minuten Chart des DAX auf die Entwicklung aller Märkte in den nächsten Jahren schließen. Sollte es so einen Trader gegeben haben, sitzt er vermutlich mittlerweile im Irrenhaus oder befindet sich in den Händen der Schuldnerberatung.

Die Erkenntnis, die Ernteerträge würden im genannten Zeitraum um „3% bis 17%“ abnehmen, lässt einen ebenfalls zusammenzucken. Wie signifikant eine auf wenigen Daten basierende Prognose eines Ernterückgangs um drei Prozent sein mag, wird nicht erwähnt. Dafür beglückt uns das schreibende Institut mit der erhellenden Erkenntnis, dass in verschiedenen Szenarien „gleichzeitig Hitze und Dürre“ auftreten. Bemerkenswert. Ein ähnlicher Zusammenhang zwischen Regen und oberflächlicher Bodenfeuchte wird ja seit wenigen Jahren von Experten vermutet, konnte aber noch nicht abschließend beurteilt werden.

Wenn, dann bitte auch richtig!

Ob man wirklich alles eine Studie nennen muss, was einen bestimmten Umfang hat, darüber darf man genauso nachdenken, wie darüber, ob sich jeder Journalist nennen muss, nur weil er die Welt mit seinen Zeilen zu beglücken versucht.

Um das Thema Klimawandel endlich in den Status einer Weltreligion zu heben, sollten die Protagonisten den letzten Schritt gehen und endlich den lästigen Punkt der Überprüfbarkeit über Bord werfen. Das hat mancher bereits mit der wissenschaftlichen Seriosität getan und der Ausbau des Geschichten-Gebäudes tut Not.

Wie wäre es mit folgender Erzählung: Wer in diesem Leben einen Diesel-PKW fährt und Fleisch isst, wird im nächsten Leben in einer Dürrehölle wiedergeboren. Und – das haben wir gelernt – wo Dürre ist, kann es auch heiß sein, also Obacht ihr Schlawiner! Angesichts des Zustand so mancher Kirche und einem Papst, der das Klima mag, könnte man mit dieser Geschichte an der Hand vielleicht einen Fusionspartner finden, der schon ein paar Millionen zahlender Mitglieder mitbringt.

Umweltschutz und engagierte Idealisten, die sich für ihn einsetzten und ihn vorantrieben, gab es schon lange bevor man alles mit dem Begriff Klimawandel erschlagen hatte. Man wird das Gefühl nicht los, dass dieser gute alte Umweltschutz seine Mittel wesentlich effektiver einsetzte, indem man Probleme nicht auf internationalen Kongressen bekasperte, sondern zielgerichtet und lokal löste.

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