Savvidis gehört zu den vor mehr als zwei Jahrtausenden aus Griechenland ans Schwarze Meer und in den Kaukasus ausgewanderten Pontos-Griechen. Sein rasanter Aufstieg begann, als er 1992 den privatisierten russischen Tabak-Konzern Donskoy Tabak übernahm.

„Wenn ich an einer politischen oder wahlkampfmäßigen Diskussion teilnehmen würde, dann würde ich gern mit einem Wort sagen: Haltet euch an Tsipras. Er ist die Grundvoraussetzung des Erfolgs für die Zukunft. Des nächsten Tages. Er hat die geringste Verantwortung für den Zustand, in dem sich Griechenland nun befindet“, sagte Savvidis. Er ging sogar einen Schritt weiter. Savvidis bemerkte, dass er als er den Premier am vergangenen Freitag im Athener Parlament reden hörte, Applaus spenden wollte und dass Tsipras ihn an Putin erinnern würde. Solch einen Präsidenten würde er sich wünschen, lobte Savvidis Tsipras.

Verständlich, denn während Millionen Griechen unter immer höheren Steuern und Abgaben, die mit ständigen Lohn- und Rentenkürzungen einhergehen, ächzen, bekam Savvidis vom Premier ein Geschenk. Mit einem eilig ins Parlament gebrachten Gesetzesartikel befreit die griechische Regierung den russisch-griechischen Oligarchen von einer Strafzahlung für eines seiner Unternehmen über knapp 38 Millionen Euro. Für Savvidis ist das selbstverständlich, denn „einige müssen mich nicht nur als Ivan Savvidis sehen. Man muss mich wie einen weiteren, ausländischen Investor behandeln“, moniert Savvidis, für den es selbstverständlich erscheint, dass Investoren vom bankrotten Staat gefördert werden.

Engagement in Griechenlands Politik nicht ausgeschlossen

Tatsächlich hat er in Griechenland investiert. In Savvidis Portfolio findet sich, wie es bei russischen Oligarchen üblich scheint, der griechische Top-Fußballverein PAOK Thessaloniki, zweiter in der Liga und Favorit im Pokalfinale. Der Multiunternehmer ist amtierender Präsident der Vereinigung griechischer Gemeinden in Russland, Vorsitzender, er gilt als tiefgläubiger Förderer der Orthodoxen Kirche. Für den Verband der Auslandsgriechen SAE ist er Präsident der Region Schwarzes Meer. Für die Partei seines Freundes Wladimir Putin, Einiges Russland, saß er von 2003 bis 2011 in der Duma. Für die Zukunft schließt er ein Engagement in der griechischen Politik nicht aus. Er werde sich dann mit der Politik beschäftigen, wenn die Griechen in der Landessprache hören würden, versprach er. „Persönlich, als Unternehmer aber auch als Mensch bin ich in meiner DANN Grieche in reinster Form“, beschreibt sich der tiefgläubige Christ.

2012, zwei Jahre nach dem offenen Ausbruch der griechischen Finanzkrise begann sein kometenhafter Aufstieg in Griechenland. Er erwarb die genossenschaftliche Tabakfabrik SEKAP, PAOK-Thessaloniki, das Luxushotel Makedonia Pallas und vor einer Woche im Konsortium mit der Deutsche Invest Equity Partners GmbH und der Terminal Link SAS für seine Belterra Investments Ltd zwanzig Prozent des Hafens von Thessaloniki. Heute erklärt er, dass er die SEKAP aus Patriotismus erworben habe, damit sich kein den Griechen feindlich gesonnener Investor das Unternehmen schnappt. Er habe mit dem Kauf überhaupt nichts gewonnen, sondern nur verloren, klagt Savvidis, der dem damaligen Premierminister Antonis Samaras zumindest arglistige Täuschung vorwirft. „Antonis Samaras hat gutes Geld für den griechischen Staat kassiert und mir dabei seine Kopfschmerzen verkauft“, meint Savvidis.

Die SEKAP, war bis Freitag vergangener Woche mit einer Altlast belastet. 2009 hatten Manager der Firma eine Schiffsladung Zigaretten am Zoll vorbei aus Ägypten nach Griechenland gelotst, wo das Schiff vor der Insel Euböa von der griechischen Zollfahndung aufgebracht wurde. Die Firma geriet in Schieflage, so dass Savvidis sie mit  3,31 Millionen an den Mehrheitseigner, der mittlerweile erloschenen staatlichen Agrarbank von Griechenland, und 2,25 Millionen Euro an die örtliche Bauerngenossenschaft recht preiswert erwerben konnte.

Pikantes Thema Fernsehlizenzen

Savvidis gehörte im September 2016 mit 61,5 Millionen Euro zu den Meistbietenden bei der Vergabe griechischer Fernsehlizenzen. Die Auktion wurde vom obersten Gericht, dem Staatsrat, jedoch in einer Eilentscheidung als verfassungswidrig erklärt worden. Savvidis möchte allerdings weiterhin in die griechische Medienwelt investieren und künftig auch mit einem eigenen Fernsehsender Tsipras Politik stützen.

Der erfahrene Geschäftsmann sanierte das Unternehmen, lagerte jedoch Teile der Produktion ins für ihn preiswertere Bulgarien aus. Die gegen SEKAP verhängte Strafe für Zigarettenschmuggel, 2013 waren es knapp 19 Millionen Euro blieb offen. Vor Wochenfrist bestätigte ein griechisches Gericht jedoch, dass die Strafe, die samt Zinsen und Säumniszuschlägen auf 38 Millionen Euro angewachsen ist, eingetrieben werden muss. Zeit für die Savvidis geneigten Politiker zu Handeln. Der SYRIZA Abgeordnete Dimitris Dimitriadis aus Kozani brachte am Donnerstag einen Zusatzartikel zu einem im Plenum diskutierten Gesetz des Wirtschaftsministeriums in Parlament.

Der Artikel besagte, dass Investoren die Strafzahlungen der von ihnen gekauften Firmen auch dann erlassen werden, wenn die Strafen für Schmuggel verhängt wurden. In dem Artikel wurde kein Name eines Unternehmers genannt. Anders als für derartige Gesetze vorgeschrieben, fehlte die Expertise des Staatlichen Rechnungshofs. Ein ähnlicher Vorstoß, bei dem Dimitriadis noch zwei Mitstreiter aus der eigenen Fraktion hatte, war vor Monaten gescheitert. Die gesamte Opposition verlangte in der turbulenten Parlamentssitzung Einzelheiten, sowie den Namen des offensichtlich Begünstigten. Diese Details gab es erst am zweiten Sitzungstag zur Verabschiedung des im Eilverfahren durchs Parlament gepeitschten Gesetzespaket von Wirtschaftsminister Dimitris Papadimitriou. Verteidigungsminister Panos Kammenos erklärte in seiner emotionalen Rede, dass die Firma SEKAP Thema des Artikels sei.

Später wollte sein Premierminister Alexis Tsipras die wütende Opposition überzeugen, dass auch künftige Investoren von der Regel profitieren könnten. Schließlich, meinte Tsipras, gehe das Geld nicht verloren, sondern würde nun vielmehr von den Altbesitzern verlangt.

Wie Tsipras von der im staatlichen Portfolio lagernden, zur Bad Bank erklärten und in Abwicklung befindlichen Agrarbank und der chronisch finanzschwachen Tabakgenossenschaft in Xanthi ohne Belastung des Staatshaushalts die Millionen erhalten möchte, bleibt noch unklar. Tsipras argumentierte zudem mit dem Erhalt von 200 Arbeitsplätzen in der Tabakindustrie.

Das Gesamtgesetz, samt des strittigen Zusatzartikels wurde am Freitagnachmittag vom Parlament ratifiziert. Von 255 anwesenden Parlamentariern erhielt es 151 Ja Stimmen aus der Regierungsfraktion. 88 lehnten das Gesetz komplett ab, 16 enthielten sich der Stimme. Savvidis hingegen freut sich, dass die SEKAP, deren Schulden an Bauern und Sozialversicherungsabgaben er bereits übernommen hatte, nun von der Millionenlast befreit ist. Dass die Opposition sich vehement gegen die Regelung stemmte, ist für Savvidis nur ein weiteres Indiz dafür, dass „Kyriakos Mitsotakis niemals Premierminister werden wird“.

Offenbar möchte der Unternehmer, der gegenüber den früheren Premiers Costas Simitis und Kostas Karamanlis freundschaftliche Gefühle hat, über den früheren Premier Antonis Samaras jedoch abschätzend spricht, seinen Teil dazu beitragen, dass die Nea Dimokratia von Mitsotakis nicht an die Macht kommt.

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