NATO-Generalsekretär Stoltenberg wirkte aufgekratzt. Der ansonsten eher spröde auftretende Norweger trat am Donnerstag selbstbewusst vor die aufgestellten Kameras und Mikrofone der internationalen Pressevertreter, um stolz zu verkünden, dass er auf dem Gipfel neben den Außenministern der NATO-Staaten auch die der westlichen Verbündeten aus Asien und Ozeanien begrüßen wird.

Damit gemeint waren Schweden, Finnland, Georgien, die Ukraine sowie Australien, Japan, Neuseeland und Südkorea, denn – so NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag – die aktuelle Krise habe "globale Auswirkungen, die uns alle betreffen“.

Ferner verkündete Stoltenberg eine Art von einem globalen kalten Krieg, worauf er sich auf das enge russische-chinesische Verhältnis bezog. Stoltenberg sah dieses als Herausforderung für die „regelbasierte Ordnung“, wie im NATO-Jargon der Herrschaftsanspruch des Westens tituliert wird.

Eine vom Westen diktierte Ordnung, nach westlichen Regeln, kann gar nichts anderes bedeuten, wie auch der Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe Folker Hellmeyer in diesem sehenswerten Interview analysiert.

Während Außenministerin Baerbock in Brüssel auf hochhackigen Schuhen wortlos an den Reportern vorbeieilte, wie auch ihre Amtskolleginnen und Kollegen, war lediglich von dem Außenminister Luxemburgs Jean Asselborn ein Funken Kritik an der demonstrativ zur Schau gestellten Einheit des Westens zu hören.

Asselborn warnte vor einer totalen Beendung der Beziehung zu Russland, wie es einige Staaten fordern und plädierte indirekt für eine Rückkehr zur Diplomatie, was dieser Tage zwischen Warschau und Washington ja schon fast ketzerisch klingt, obwohl es dringend notwendig ist.

Diplomatie spielt aktuell jedoch nur noch eine geringere Rolle. Nach der Ausweisung zahlreicher russischer Diplomaten aus europäischen Hauptstädten rückt Kiew offenbar auch von bislang mit Moskau erreichten Verhandlungsergebnissen ab. Mehr als Waffenlieferungen und Sanktionen scheint der Westen zur Stunde nicht aufbieten zu wollen, eine fatale Entwicklung, denn sie wirkt wie ein Brandbeschleuniger in diesem Konflikt.

Also ob der Westen sich nicht schon dabei ist sich zu erheben, bei seiner Frontstellung gegenüber Moskau, wurde in Brüssel auch gleich noch Peking als Feindbild skizziert.

Macron nennt den polnischen Regierungschef einen "rechtsextremen Antisemiten!“

Die propagierte Einheitsfront des Westens erhielt einen weiteren Dämpfer, nachdem es zu einem Schlagabtausch zwischen Paris und Warschau kam, indem der französische Präsident Macron seinen polnischen Amtskollegen Morawiecki einen "rechtsextremen Antisemiten!" nannte.

Morawiecki hatte Macron zuvor vorgeworfen, mit „Kriminellen“ zu sprechen und die Frage gestellt, ob der französische Präsident auch mit Hitler und Stalin verhandeln würde. Die polnische Regierung hatte zuletzt auch Deutschland eine zu große Nähe zu Putin vorgeworfen.“

Man darf sich hierbei beunruhigt die Frage stellen, ob Angst oder Größenwahn diese strategischen Entwürfe prägen. Bisher ist es dem Westen nicht einmal gelungen Russland weltweit zu isolieren, schon legt man sich mit China an.

Überhaupt darf man in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass alle strategischen Entwürfe des Westens in den letzten Jahrzehnten krachend gescheitert sind, zuletzt im vergangenem Jahr in Afghanistan.

Der Machtkampf gegen China, wie gegen Russland wird an allen Fronten geführt, politisch, wirtschaftlich und medial, zum Glück noch nicht militärisch. Beunruhigend ist es aber, dass eine künftige militärische Konfrontation, ja sogar die Gefahr eines Weltkrieges, in der Logik dieser westlichen Politik begründet liegt. Dieses wird ja auch schon an den Stimmen deutlich, nicht nur von unbedarften Zeitgenossen geäußert, vor allem in westlichen Medien, die es anscheinend darauf anlegen, dass es knallt.

„Was heißt das für mich konkret!?"

Die Lage ist ernst. Weniger - dort natürlich auch - auf dem Kriegsschauplatz Ukraine, die vom Westen schon abgeschrieben wurde und höchstens als blutende Wunde für Moskau als Kriegsgebiet aufrechterhalten werden soll, aber mehr beim Vormarsch gegen Peking.

Es spricht aber einiges dafür, dass die aktuell propagierte Einheit zu bröckeln beginnt, wenn die wirtschaftlichen Probleme in diversen westlichen Staaten zunehmen, was ja schon erkennbar ist. Die NATO befindet sich auf einem sehr brüchigen Weltmacht-Kurs.

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