In der Nacht zum Dienstag kam es in dem Hauptquartier des ukrainischen Militärgeheimdienstes GRU zu einer schweren Explosion. Moskau hatte dieses Angriffsziel damit gerechtfertigt, dass von dort aus die »Terrorangriffe« auf grenznahe russische Dörfer in der vergangenen Woche geplant worden seien.

Kiew schießt Drohnen in Richtung Moskau

Ob der ukrainische Militärgeheimdienst dadurch schwere Schäden an Menschen und Material erlitten hat, gar handlungsunfähig geworden ist, lässt sich nur an der Härte der Reaktion ableiten. Und die fiel heftig aus.

Am Dienstag kam es zum bisher stärksten Drohnenangriff auf Moskau. Nach ukrainischen Angaben wurden 30 Drohnen abgefeuert, Moskau spricht von 8, die ohnehin angeblich alle in der Luft zerstört worden sind. Unabhängig davon, entblößt die russische Luftabwehr Lücken beim Schutz der Hauptstadt und der westrussischen Gebiete.

Selenskyj droht mit Abwesenheit

Unterdessen steigen die Spannungen zwischen Kiew und der NATO. Die Financial Times berichtet, dass der ukrainische Präsident damit droht, ein NATO-Treffen in Litauen im Juli ausfallen zu lassen, wenn der Nordatlantische Militär-Pakt bis dahin nicht die Wünsche Selenskyis erfüllt haben sollte.

Ob diese Drohung Wirkung zeigen wird? Die „Ukraine-Müdigkeit“ im Westen breitet sich aus, Washington droht mit einer Einstellung der Militärhilfe ab dem Herbst. Auch in den europäischen EU- und NATO-Staaten strafen die Wähler ihre transatlantischen politischen Eliten immer mehr ab, auch wenn die Alternativen sich dann als Fake entpuppen, wie etwa die Regierung von Georgia Meloni in Italien.

Selenskyj machte gegenüber der NATO deutlich, dass er nicht an dem Treffen in der litauischen Hauptstadt teilnehmen wird, sollte es bis dahin keinen konkreten Fahrplan für die Vollmitgliedschaft der Ukraine in der NATO geben. Schon im September vergangenen Jahres reichte Kiew seinen Antrag ein, der genauso zögerlich angenommen wurde, wie die gewünschte EU-Mitgliedschaft des schon vor Kriegsausbruch am Boden liegenden Landes.

Washington sagte ebenso ab, wie Paris, der französische Präsident schwadronierte stattdessen von westlichen Sicherheitsgarantien.

Diese Spannungen kommen dem Westen ungelegen, ebenso die sich verschlechternde militärische Ausgangslage für Kiew. Die litauische Ministerpräsidentin Ingrida Simonyte, die das NATO-Treffen am 11. und 12. Juli ausrichten wird, umschrieb diese düstere Ausgangslage mit den Worten, es wäre "sehr traurig", wenn jemand das Ergebnis des Vilnius-Gipfels als "Sieg Russlands" interpretieren würde.

Terror statt Offensive?

Die Regierung in Kiew ließ verlautbaren, dass die groß angekündigte Gegenoffensive schon begonnen habe, nur habe es anscheinend niemand bemerkt.

Stattdessen ließ man im Präsidentenpalast von Kiew verkünden, dass es sich bei den Drohnenangriffen auf Moskau, wie bei den Aktionen von Terroristen und Saboteuren auf russischem Staatsgebiet, eben um diese Gegenoffensive handelt.

Dabei handelt es sich aber um eine asymmetrische Kriegsführung, die gemeinhin als Waffe der Schwachen gilt.

Im Westen reibt man sich die Augen und Ohren, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand und fragt, was mit den gelieferten Waffen geschehen sei.

"Was heißt das konkret für mich!?“

Unterdessen beschäftigt man sich in Washington, angesichts des Scheiterns eines weiteren strategischen Entwurfs mit abenteuerlichen Planspielen. In einem schiefen historischen Vergleich wurde in der New York Times neulich darüber spekuliert, ob man die Rest-Ukraine nicht ebenso in die NATO aufnehmen könne, wie einst Westdeutschland.

Wie im Artikel der New York Times angedeutet, hänge im Fall der Ukraine vieles von der Frontlage - nach der erhofften ukrainischen Offensive - ab. Dafür müsse diese aber erst einmal stattfinden und die im Westen erwünschten Ergebnisse zeigen. Beides ist zur Stunde fraglich.

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