In seinem lesenswerten Buch “Die Gesellschaft des Spektakels“ schreibt schon 1967 der französische Philosoph Guy Debord:

Das Spektakel ist die Ideologieschlechthin, weil es das Wesenjedes ideologischen Systems in seiner Fülle darstellt und zum Ausdruck bringt: Die Verarmung, die Unterjochung und die Negation des wirklichen Lebens.“

Von der Leyens geschmacklose Rede

In der Tat, Zeilen von beklemmender Aktualität, wie die Verleihung des Karlspreises "an den ukrainischen Präsidenten und das ukrainische Volk" in Aachen anschaulich symbolisierte.

Ursula von der Leyen, die dieser Tage mit einer Verlängerung ihrer nicht durch irgendeinen Wählerwillen begründeten Amtszeit droht, verfiel in ihrer Laudatio für den ukrainischen Präsidenten in eine Art misslungene „Blut, Schweiß und Tränen“ Rede, ohne dabei das Pathos von Winston Churchill zu entfachen. Als „das schlagendes Herz der heutigen europäischen Werte“ verklärte von der Leyen die Ukraine.

Verfahren gegen die EU-Kommissionspräsidentin

Wie mag es um diese europäischen Werte bestellt sein, wenn man zugrunde legt, dass die Ukraine immer noch als das korrupteste Land Europas gilt?

Oder schließt von der Leyen dabei von sich auf andere, denn gegen die EU-Kommissionspräsidenten wird ermittelt.

Wegen der verschwundenen Pfizer-SMS hat ein Belgier Klage gegen die EU-Kommissionspräsidentin erhoben. Der Richter muss ermitteln.“

war etwa in der Berliner Zeitung zu lesen.

Aber: Das ukrainische Volk verteidigt unter der Führung seines Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht nur die Souveränität seines Landes und das Leben seiner Bürger, sondern auch Europa und die europäischen Werte.“

lautet zumindest die offizielle Begründung für die diesjährige Preisverleihung. www.aachen.de - Karlspreis 2023

Nun, auch mit dieser Formulierung beginnt sich der Herzschlag der europäischen Werte zu beschleunigen. Laut Bundeszentrale für politische Bildung waren Freiheit und Pluralismus der ukrainischen Medien in der Vergangenheit bereits beeinträchtigt. Zum einen, da private Medien überwiegend einflussreichen ukrainischen Oligarchen und Politikern gehören. Andererseits gab und gibt es finanzielle Schwierigkeiten beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk.

Gruselig wurde es, als von der Leyen sich in ihrer Rede dazu herabließ zu äußern, die Ukrainer sicherten mit ihrem Blut und ihrem Leben die Zukunft ihrer und auch unserer Kinder.

Was soll das ukrainische Volk davon halten, dass es weiter bluten soll, angefacht durch immer weitere Waffenlieferungen aus dem Westen, verheizt in einem sinnlosen Kampf, aber das westliche Narrativ einhaltend?

Der hier am Anfang erwähnte französische Autor, schrieb in seinem Buch diesbezüglich von „vulgarisierten Pseudofesten, Parodien des Dialogs und der Gabe."

Zwar ist das Nachdenken über den Frieden in der Ukraine so gut wie verboten, trotz europäischer Werte, während es in der EU unter dem Generalverdacht der "Russenpropaganda" gestellt wird.

Doch solche Verbote und Einschränkungen sind kein Schutzbrief für morsche Narrative, sondern drängen die ob der weltpolitischen Entwicklungen, nämlich der Tatsache, dass die Welt nicht dem westlichen Narrativ folgt, auch Brüssel zu realistischeren Einschätzungen der geopolitischen Ausgangslage.

Auch in Kiew selbst wird hinter vorgehaltener Hand die These vertreten, dass ein jetziger Waffenstillstand als ein Sieg für die Ukraine zu interpretieren sei, weil dadurch die Staatlichkeit erhalten bliebe, wenn auch reduziert, sowie ein Zugang zum Meer, bei Odessa. Eine Aufnahme dieser Rest-Ukraine in die EU, würde Brüssel zu einer massiven Dauerfinanzierung dieses Staates zwingen, aber die Regierung in Kiew könnte dann eine Forderung des "Euromaidans" umsetzen.

Unabhängig davon, was man in Europa denkt, hofft, propagiert oder vorgibt zu sein, der Ausgang des Konflikts in der Ukraine, obwohl er auf unserem Kontinent tobt, wird nicht mehr von Europäern entschieden.

"Was heißt das konkret für mich!?“

In der US-amerikanischen Fachzeitschrift "The National Interest" - einer der führenden Fachzeitschriften in dem Bereich Außen-, Sicherheits- und Geopolitik - wurde kürzlich ein Artikel publiziert, welcher die Volksrepublik China als den großen Gewinner des Krieges in der Ukraine analysiert.

Ferner wird Washington in dem Beitrag davor gewarnt, dass der Westen in einem weiteren langwierigen und nicht zu gewinnenden Krieg "feststeckt" und Moskau immer abhängiger von Peking werde. Als großer Verlierer wird die Ukraine identifiziert.

Diese Analyse ist inzwischen auch im Weißen Haus angekommen und verstärkt die sogenannte Ukraine-Müdigkeit, nicht nur der oppositionellen Republikaner.

Die Auswirkungen des Krieges, unabhängig vom Ausgang, wird aber Europa zu tragen haben.

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