Vieles hat sich in den vergangenen 50 Jahren geändert. War man früher stolz auf technischen und wissenschaftlichen Fortschritt, und das, was man gelernt und gemacht hat, so gilt manchem heute bereits jenes als heldenhaft, was man nicht macht.

Privatpersonen, die so handeln, werden gemeinhin Hochstapler genannt

Das geht natürlich nur solange gut, wie sich ein anderer findet, der in einem Anfall von Rückwärtsgewandtheit noch nicht vergessen hat, dass die Leistung in der Schaffung des Wohlstands liegt und nicht in der Umverteilung. Wenn keiner mehr zum Spaten oder in die Tasten greift, schlägt die maximal vereinfachende und generalisierende Küchenphilosophie der Weltrevolution mit ihrem Motto „weniger ist mehr“ schnell und hart auf dem Boden der Realität auf.

Auch beim Geldwert findet der genannte Grundsatz dennoch weiterhin Freunde. Niemand, so hieß es noch bei Einführung des Euro, dieser europäischen Einheits- und Musterwährung, müsse den Verlust der Kaufkraft befürchten. Man werde die konsequente Haltung der Bundesbank zur Inflation übernehmen und die Stabilität der Währung als primäres Ziel der Europäischen Zentralbank verankern.

Diese hehren Worte sind nach einigen slapstickartigen Episoden des europäischen Finanzmarkts, bis hin zur Pleite zahlreicher Banken und dem de facto Kreditausfall einiger Staatsanleihen, in Vergessenheit geraten. Mit der Krise 2008/2009 haben die vermeintlich temporären Experimente der Zentralbanken richtig Fahrt aufgenommen - und im Rahmen des ökonomischen Suizidversuchs des vergangenen Jahres wurden noch ein paar Schippen obendrauf geworfen.

Schlimmer als das reine Ausmaß, ist die offensichtliche Gewöhnung zahlreicher - offenbar von historischen Kenntnissen unbefleckten - Entscheider an die ständige Rufbereitschaft der Geldquellen der Europäischen Zentralbank. So schafft die Politik mit dem Kunststück der verstetigten temporären Maßnahme eine Budgetausweitung, die jeglicher parlamentarischer Kontrollpflicht entzogen ist, und bei der die Fragen immer kleiner, sowie die ausgestellten Schecks immer größer werden. Privatpersonen, die so handeln, werden gemeinhin Hochstapler genannt.

Kaufkraftverlust ist ein strukturelles Problem von Papierwährungen

Der Blick auf die 60er und 70er Jahre ist ein gutes Gegengift gegen die einlullenden Worte von den geringen jährlichen Inflationsraten. Die folgende Grafik vermittelt einen Eindruck von der schwindenden Kaufkraft der D-Mark.

 

 

Gemeinhin wird der schwindende Gegenwert der heimischen Währung zwar gerne dem „Ölpreis-Schock“ und damit den erdölexportierenden Staaten angelastet. Der Blick auf die langfristige Entwicklung ist jedoch eher ein Beleg für das alte Bonmot „Geschichte sind die Lügen, auf die man sich geeinigt hat“.

Der Kaufkraftverlust wird zweifelsfrei zeitweise von bestimmten Entwicklungen wie einem Anstieg der Energiepreise beeinflusst. Im Kern handelt es sich jedoch um ein strukturelles Problem aller Fiat-Währungen. Gesellt sich zu diesem Konstruktionsmerkmal eine politisch abhängige Zentralbank, die eine direkte oder indirekte Staatsfinanzierung durch die Notenbanken betreibt, dann beschleunigt sich langfristig die Abwertung.

Mancher unglaublich gut ausgebildete und stets objektive „Faktenchecker“ würde vermutlich die Aussage des steten Kaufkraftverlustes mit dem Abstreiten der Mondlandung gleichsetzen und zudem eine Unterwanderung der Weltbank durch russische Hacker vermuten, aber wer mehr als 30 Lenze zählt und seine Brötchen nicht von anderen Menschen bezahlen lässt, den wird bestenfalls das Ausmaß des Verfalls überraschen, nicht aber die Richtung.

Anleger sollten weder temporär noch dauerhaft von einer Rückkehr auf den Pfad der Geldwertstabilität hoffen. Der in der EU eingeschlagene Pfad der monetären Totaloffensive bei gleichzeitig rasch sinkender technologischer Leistungsfähigkeit wird dem Geldwert nicht guttun.

Stabiles Geld als Basis einer funktionierenden Gesellschaft – Notenbanken arbeiten am Gegenteil

Und abseits aller ideologischen Grabenkämpfe ist eines klar: Ein stabiler Geldwert stabilisiert die Gesellschaft, führt zur Planbarkeit sowohl im privaten als auch im unternehmerischen Bereich und ist die Basis für den langfristigen ökonomischen Erfolg und den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft. Die Politik der Notenbanken droht mit dem angestrebten Kaufkraftverlust von zwei Prozent pro Jahr das Gegenteil zu erreichen.

Zusätzlich zu den Folgen falscher Richtungsentscheidungen, drohen mittelfristig harte Konsequenzen aus einem heraufziehenden Kontrollverlust, denn niemand sollte davon ausgehen, die Inflation ließe sich bei einem beliebigen Niveau stabil halten. Der Kaufkraftverlust einer Währung lässt sich nicht wie die Raumtemperatur mit einem Thermostat steuern. Eine solche Entwicklung ausgerechnet mit Niedrigzinsen und dem Politikziel „Inflation“ zu bekämpfen zeigt lediglich, dass die Entscheider entweder nicht wissen, was sie tun – oder, dass die verfolgten Ziele nicht den vorgegebenen entsprechen. Jeder mag das für sich selbst beurteilen.

Eigenverantwortung übernehmen und Inflationsverlierer orten

Das einzige, was neben dem anhaltenden Kaufkraftverlust sicher ist, sind die mit großen Gesten vorgetragenen Ausreden, warum man eine temporär höhere Inflation hinnehmen müsse, um ein nicht klar umrissenes langfristiges Ziel („Europa“) zu erreichen. Wenn es dann schiefgeht, sind natürlich andere Schuld.

Von daher ist es angeraten, sich nüchtern vom eventuell verbliebenen Restvertrauen in die Fähigkeiten politisierter Institutionen zu verabschieden und sich dem Verlust der Kaufkraft eigenverantwortlich entgegenzustellen. Dazu gehört neben einer vernünftigen, langfristig ausgerichteten Kapitalanlage, die sich auf reale Anlagen konzentriert, mittlerweile auch der Kampf für das Recht auf Eigentum und dessen rechtlichen Schutz.

Mit der Inflation und dem Schutz des Privateigentums ist es wie mit dem Verfolgungswahn. Wie heißt es so schön? Nur weil man paranoid ist, heißt das nicht, dass niemand hinter einem her ist.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Bei der Ausrichtung der Kapitalanlagen auf die anhaltende und sich langsam beschleunigende Inflation gilt es, das Portfolio nach Inflationsverlierern zu durchforsten. Das sind vor allem nominale Anleihen. Wer auf Grund des Risikoprofils, des Anlagehorizonts, oder wegen rechtlicher Vorgaben in Anleihen investieren muss, sollte sich nach inflationsindexierten Papieren umschauen.

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