In den USA mahnt die geringe Marktbreite zur Vorsicht. Nur noch wenige Titel ziehen die Indizes nach oben. Auf der anderen Seite fehlt die Euphorie, die dafür sorgt hat, dass alle ihr Geld in die Börse gesteckt haben und niemand mehr Lust auf heiße Kartoffeln hat.

Zum Glück gibt es ja noch das Sommerloch, wo Löwen mit Wildschweinen verwechselt werden. Meine Nachbarin schrie auf, im trockenen Gras ihrer Wiese hätte sich eine Schlange verheddert. Dabei war es nur der Gartenschlauch. Es ist eben Sommer und sehr heiß. Vor allem, wenn man neuerdings die Bodentemperaturen in der Sonne misst.

Kühler hingegen wirkt der Aufschwung an den Börsen. Der verliert an Fahrt und wirkt zunehmend blutleer. Da helfen auch keine neuen Programme für Wirtschaftswunder, die am Reißbrett gezimmert werden, sie aber eher an das Bauen von Sandburgen am Ostseestrand erinnern. Die nächste Welle kommt bestimmt.

Die Notenbanken lassen die Wirtschaft und damit die Finanzmärkte über deutlich höhere Zinsen zur Ader wie Mücken die Urlauber am Badeteich. Kein Wunder, dass dann der Blutdruck sinkt und schwindelähnliche Anfälle als Folge auftauchen. Zuckungen und Stürze nicht ausgeschlossen.

Auf der anderen Seite hoffen Anleger demnächst schon auf erste Zinssenkungen und damit frisches Adrenalin, wenn der Patient Wirtschaft ins Taumeln kommt. Warum also soll man aus der Börse aussteigen, wenn die nächste Geldflutung schon in Sichtweite ist? Wird es so kommen? Wir wissen es nicht, sollten aber darauf vorbereitet sein.

Fachleute sagen, dass kaum eine Rally derzeit so sehr gehasst werde wie diese. Mit dabei sein, könnte dumm sein. Nicht dabei zu sein, aber auch. Zudem findet man keinen Platz abseits der Märkte. Selbst mit Bargeld oder Tagesgeld trägt man ein Risiko. Sicherlich ist es in dieser Phase klug, ein paar Euro auf der hohen Kante liegen zu haben, falls es zu Kaufgelegenheiten kommt. Aber nicht zu viel. Zudem bringt Tagesgeld bis zu 3,5 Prozent Zinsen - wie auch Bundesanleihen mit kurzer Laufzeit.

Sollte die EZB in dieser Woche nochmals die Zinsen anheben, vielleicht auch vier Prozent Guthabenzins. Doch was hilft es?

Man wird nicht ganz so schnell mehr ärmer in Sachen Kaufkraft wie im letzten Jahr. Gleichzeitig sinkt nach offizieller Lesart die Inflation, auch wenn man draußen in der freien Wildbahn etwas anderes empfinden mag. Anleihen sind derzeit wieder eine echte Konkurrenz zu Aktien, als eine Art von Parkplatz, den man jederzeit wieder verlassen kann.

Zwar beißt die Inflation von der Kaufkraft mehr als den Zinsertrag weg, dennoch kann damit Geld einigermaßen gut oder auch schlecht „überwintern“. Von daher ist es im Moment keine einfache Entscheidung, was man mit seinem Geld tun sollte, sofern man überhaupt noch welches hat.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Geht man sehenden Auges durch die Gegend, sieht man schon, dass die Leute ihr Geld zusammenhalten. Und das ist gut so. Vielleicht erst einmal abwarten und gut mischen. Für Anleger mit Sparplänen und einem langen Zeithorizont ändert sich erst einmal nichts. Wer den Glauben an alles verloren hat, dem bleibt ja noch Gold.

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