Die Inflation frisst sich von den Rändern der Börsen und Immobilienmärkte jetzt in die Taschen der Leute. Weg ist weg. Inflation ist keine Naturgewalt, sondern von Menschen gemacht. Und die sitzen in den Zentralbanken. Schicken Sie denen doch einen kleinen zynischen Dankesgruß, bevor das Porto auch noch teurer wird.

Die Schlagzeilen werden zunehmend von Engpässen, Materialmangel und Rissen in den Lieferketten geprägt. Sogar Strom ist knapp geworden und wird bald schon sehr viel teurer. Der an den Strombörsen aufgerufene Preis hat sich von zwei auf zwölf Cents pro Kilowattstunde versechsfacht.

Sie ahnen schon, was der Versorger Ihnen demnächst mitteilt? Auf dem aktuellen Niveau wäre mit 40 Cents pro Kilowattstunde zu rechnen. Da überlegt man sich schon, ob man etwas früher ins Bett geht und so Strom spart. Dass eine Kilowattstunde einmal so viel wie ein Brötchen kostet, war früher Verschwörungstheorie. Aber auch die Brötchenpreise werden davonlaufen. Der momentane Preis für eine Kilowattstunde liegt bei knapp 0,32 Euro. Das waren früher mal 63 Pfennige. Ein Viertel des Preises kostet die Erzeugung, so die Statistiker, ein Viertel das Netzentgelt. Die andere Hälfte landet beim Staat.

Und jetzt die Zinswende?

Die Inflationssorgen drücken ebenso auf die Börsenstimmung. Im September stiegen die Verbraucherpreise hierzulande um offizielle 4,1 Prozent, was nicht das Ende der Fahnenstange ist, in Europa um 3,4 Prozent. Das nährt wiederum Zinssorgen, da die EZB auf das Bremspedal drücken müsste. Die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihen sind schon von tieftiefen -0,67 auf -0,23 Prozent angestiegen.

Keine Sorge!“, ruft es aus dem EZB-Turm, die Inflation sei ja nur „vorübergehend“, sagen deren Erfinder. Wie lange damit gemeint ist, sagen sie nicht. Sie wissen es selbst nicht. Aber im nächsten Jahr wird alles besser. Das hieß es auch immer in der DDR. Aber „Märkte“ halten sich so selten an die politisch motivierten Fünfjahrespläne...

Was kann man tun?

Beim Chef nach mehr Lohn fragen! Sechs Prozent müssten es schon sein, denn ein Teil davon versickert gleich beim Finanzamt und in der Sozialversicherung. Alles darunter wäre ein realer Einkommensverlust. Das wird (k)ein Spaß! Und Chefs verstehen oft wenig davon.

Oder aber, man näht sich die Taschen zu, kauft bewusster ein, verzichtet auf Schnickschnack und vergleicht Preise. Vielleicht das nächste Smartphone erst später und nur noch ein Urlaub im Jahr? Auf Balkonien? Ist ja auch schön! Wer es auf die Spitze treiben will, wechselt die Versorger, sucht nach billigsten Tarifen für Internet, Mobilfunk und wirft überflüssige Versicherungen über Bord. Kippe aus und Pulle weg, soll auch helfen, Geld zu sparen. Aber was hat man dann noch vom Leben?

Wenn man damit noch Geld zur Seite legen kann, hat man schon das nächste Problem auf dem Tisch, den Geldfraß. Für immer mehr Leute aber wird es heißen, mit dem Einkommen auszukommen.

Und die Sparer?

Die brauchen eigentlich nichts tun, wenn sie ganz automatisch „ent-reichert“ werden wollen. Das funktioniert ganz ohne Anstrengung. Die verlorene Kaufkraft bleibt weg und kommt auch nicht wieder. Deshalb sollte bzw. muss man sein Geld heute irgendwie ausgeben, solange es noch die heutige Kaufkraft besitzt. Aktien solider Unternehmen gehören dazu, wenn der Preis stimmt. Stimmt ihr Preis? Historisch sind sie teuer. Doch es gab noch nie solche geld-verrückte Zeiten und deswegen so hohe Kurse.

Mit Edelmetallen wird man real vielleicht nicht wirklich reich, aber auch nicht so arm wie mit dem Papiergeld und den lustigen Verrechnungseinheiten auf dem Konto. Am besten sind Dinge, die man wirklich braucht und gebrauchen kann. Denken Sie an Klopapier! Das vermissen die Deutschen am schnellsten, auch wenn es eine ausgelesene Zeitung tun würde.

Wie wäre es mit einem Zweitbuch, wenn das Erste aus dem Lockdown endlich durch ist? Vielleicht mit dem Thema der Vorratshaltung, des Selbermachens statt auf Lieferando zu setzen? Da gibt es hervorragende Literatur für (noch) ganz kleines Geld. Haben Sie jetzt endlich einen Stromgenerator bzw. dickere Klamotten, wenn der Wind nicht weht, die Sonne woanders scheint und der Versorger Sie mal nicht versorgen kann?

„Was bedeutet das für mich konkret?!“

Bleiben Sie aufmerksam und denken Sie selbst. Etwas zu können macht freier, als sich auf andere verlassen zu müssen. Fähigkeiten und Fertigkeiten bringen real oft die größeren Renditen und auch Einsparmöglichkeiten, als sich das alles einkaufen zu müssen. Wer etwas kann und auch zur Seite gelegt hat, bleibt flexibel. Etwas tun zu können, aber nicht tun zu müssen, bedeutet ebenfalls Freiheit. Und manchmal gehört auch die Einsicht in Notwendigkeiten dazu.

Die Spaltung der Gesellschaft in reicher und ärmer schreitet schneller voran. Wer hat, dem wird mehr gegeben. Denen mit kleinen Renten und geringen Einkommen wird genommen. Der Ärger kommt nicht über die Börse, sondern über die Straße. Aber fragen Sie erst einmal beim Chef nach mehr Lohn. Wenn nicht, sollte Plan B und C greifen. Ich hoffe doch, Sie haben einen…

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