An den Börsen ist der Dezember einer der stärksten Monate. Der DAX legt dann statistisch gesehen ein Prozent zu – und die Leute selbst sogar ein paar Prozent mehr, sagt dann im Januar die Waage. Seit Ende September steigen schon die Kurse. Der DAX steht 2.700 Punkte oder 22,5 Prozent höher als am Tief bei 11.866 Zählern.

Per Definition ist das ein neuer Bullenmarkt oder ein veritabler Fehlausbruch. Alle Spekulationen über eine weniger straffe Geldpolitik wurden schon vor Nikolaus wahr. Wir wissen längst, dass die Notenbanken in der Falle sitzen. Und wir mit ihnen.

Ist das jetzt neuer Aufschwung trotz Rezession? Oder das Ende einer Bärenmarktrally? Wie wir wissen, kann Börse auch ohne Wirtschaft. Bald spekuliert man schon über die ersten Zinssenkungen, denn die Wirtschaft kommt nicht auf die Beine.

Selbst rosa Farbe hilft nicht, während alle Prognosen so durchsichtig waren wie Schneegestöber, aber irgendwie auch unterhaltsam. Bald werden wir schon wieder damit zugeschüttet. Prognosen sind nicht mehr als Unterhaltung wie Weihnachtsmärkte und gebrannte Mandeln, nur kosten- und wertlos.

Ebbe in der Kasse schon vor dem Fest

Das Klagen im Einzelhandel hallt derzeit besonders laut durch die halb leeren Einkaufsgassen, ausgerechnet vor Weihnachten. Dann fährt der Einzelhandel die meisten Umsätze ein - und die Gewinne des ganzen Jahres. Aber die Leute halten ihr Geld zusammen. Vernünftig!

Im Oktober wurde real sechs Prozent weniger ausgegeben. Kein Wunder, denn seit vier Quartalen sinken die realen Löhne, obwohl sie brutto im Herbstquartal um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Die Inflation fraß so viel auf, dass es zu einem erschreckend realen Lohnminus von 5,7 Prozent gekommen ist.

Am Ende des Jahres sind wir real alle ärmer geworden. Man hatte es uns angekündigt. Dafür hüpfen wir in der Nähe des Gefrierpunktes kollektiv um ein einsames Teelicht. Man streitet sich nur noch darüber, ob dieses Licht für Weihnachten steht, oder als Grablicht für das Aus unserer Schland-schaft in Katar, die zwar schlecht gespielt, aber in Sachen politischer Korrektheit zu überzeugen wusste. Unterdessen lacht über Spanien die Sonne und über uns die ganze Welt.

Dunkel war´s. Nicht mal der Mond schien helle

Apropos Sonne... Sie hat sich hier seit Tagen nicht sehen lassen. Wind gab es so wenig wie derzeit Fiebersaft für die Kinder. Während vier Tagen Dunkelflaute haben wir auf die gute alte Kohle gesetzt, sodass auch diese jetzt knapp werden könnte, war zu lesen.

Zudem wurden Unmengen Gas verstromt und dieser zu unseren französischen Nachbarn geschickt, während wir offiziell das Gas für den Frieden sparen und in unseren wenig geheizten Wohnungen Schimmelpilze züchten. Jede Kilowattstunde an erneuerbaren Energien braucht in Dunkelflauten ein konventionelles Backup oder Speicher. Deshalb sollten Dunkelflauten dringend verboten werden!

Nein, ich will nicht meckern, aber lachen darf ich schon, wenn wir angeblich kein Stromproblem haben. Sollten sich die Weltverbesserer aber geirrt haben, bin ich gespannt, ob man dann noch E-Autos laden darf. Oder müssen die dann dem Stromnetz als Stromspeicher zur Verfügung stehen? Sagen Sie das nicht so laut! Je mehr die Welt von vermeintlichen Weltverbesserern heimgesucht wird, desto deutlicher wird, dass sie längst noch nicht fertig sind.

Besitz kommt vom Behalten

Doch bald ist erst einmal Weihnachten. Für einen Sparer ist dieses Fest der pure Horror. Geld auszugeben, was man behalten möchte, macht keinen Spaß. Denn was man heute nicht ausgibt, muss man später nicht nacharbeiten. Schließlich kommt Besitz nicht vom Ausgeben, sondern vom Behalten. Aber es gibt immer irgendwie die Zwänge, sich von Geld zu trennen, selbst wenn man keins hat.

Das Schlimme an Weihnachten ist die Qual der Wahl. Wem schenkt man was, und was kostet das? Der Handel und das Werbefernsehen haben dieses Fest missbraucht und zu einem Kaufrausch umfunktioniert. KONSUM steht für die alte Abkürzung aus der DDR: „Kaufe Ohne Nachzudenken Schnell Unseren Mist“.

Ich war am Wochenende auf einem Weihnachtsmarkt. Oder war es ein Winterfest der Satire? Kinder sangen „Oh, Du Fröhliche!“. Im Nieselregen trompetete eine Big Band etwas von weißer Weihnacht auf Englisch und aus einem Lautsprecher dudelte: „Morgen, Kinder wird’s was geben!“. Aber was?

Dieses Jahr geht sogar der Glühwein weit weniger in die Birne, dafür vor allem ins Geld und alles andere viel teurer auf die Hüften. Was aber wird uns das Christkind bringen? Vielleicht ein paar Kilowattstunden Strom und Gas? Ein paar Scheite Holz und Kohlen? Die Schwiegermütter verschenken lieber wieder ihre Anwesenheit an die Lieben, erleichtern die Tafel um die besten Bissen und bereichern sie mit den dümmsten Sprüchen aus dem Reich von Moralin und Doppeldeutigkeiten.

Nein, es gibt wohl wieder nur Bücher, Klamotten, Spielzeug und etwas, was duftet - aus rein egoistisch-praktischen Gründen in Zeiten von knapper Energie. Kleine Kinder bekommen Spielzeug und größere Blagen Sekundenkleber. Und Gutscheine von allen für alle! Die werden dann nach dem Fest eingetauscht und viele Geschenke umgetauscht. Gebt den Viren eine Chance! Alle Jahre wieder. Dann ist ja endlich bald schon Ostern. Doch erst einmal kommt Weihnachten! Bis dahin nur noch zweimal duschen!

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