Fakt ist, die Staaten konnten über Jahre Unmengen Geld raushauen, selbst aus dem Fenster. Finanziert hat es ihnen die EZB. Nicht nur das... Dabei hat die EZB ihr Mandat so weit gedehnt, dass jeder Kaugummi neidisch wurde. Was zählte, war der politische Wille. Dabei geriet die rechtliche Auslegung der ganzen Angelegenheit an den Rand der Legalität, wenn nicht darüber hinaus. Das Ergebnis liegt nun auf dem Tisch und wirkt wie Rotwein auf einer weißen Tischdecke. Gegen diese Flecken sind sogar die berühmten Fleckenzwerge machtlos.

Regierungsnahe Experten redeten die Inflation monatelang klein und machten ernstzunehmende Warner lächerlich. Nun ist diese Verschwörungstheorie zur Realität geworden. Die Leute regen sich gerade darüber auf, dass grüne Gurken bis zu 3,29 Euro kosten, wobei jeder Supermarkt preislich mit einer Feinkostabteilung von vor wenigen Jahren mithalten kann. Nur wer kommt auf die Idee, wer ihnen wirklich die Löcher in ihre Geldbeutel schneidet?

Die Statistiker haben im Februar 8,7 Prozent Inflation gegenüber dem Vorjahr gemessen. Lebensmittel wurden 21,8 Prozent teurer, sind aber nur mit einem Zehntel im Warenkorb gewichtet. Rechnet man diese und auch die Energiepreise aus dem ganzen Zahlensalat heraus, stieg die sogenannte hartnäckige „Kerninflation“ von 5,3 auf 5,6 Prozent. Schlechte Nachrichten nicht nur für Arbeitnehmer! Nach Abzug der Inflation war 2022 das dritte Jahr mit einem realen Einkommensverlust, obwohl die Löhne im letzten Jahr um 3,5 Prozent gestiegen sind.

Was kommt als Nächstes? Die EZB muss die Zinssätze weiter erhöhen, bis eines von zwei Dingen passiert: Entweder die Inflation fällt unter den Leitzins der EZB. Oder die Zinsen sorgen dafür, dass etwas kaputtgeht und die EZB in Panik gerät. Meine Vermutung ist, dass Letzteres passieren wird.

Die Inflation ist nicht gekommen. Sie wurde gemacht und ist das Ergebnis eines Missverhältnisses von Geldmenge, Gütermenge und Umlaufgeschwindigkeit. Das hätte man wissen können und müssen. Und dann möchte die EZB die Inflation in Euroland mit einem Zins bekämpfen, wobei die Spannbreite der neuen Inflationszahlen zwischen fünf und über 20 Prozent ausgewiesen wurde. Viel Glück!

Kommt jetzt die Lohn-Preis-Spirale? Eher die Preis-Lohn-Spirale. Kein Wunder, dass die Gewerkschaften mit zweistelligen Lohnforderungen um die Ecke kommen. Netto und vor allem real bleibt davon nur wenig übrig. Und die Politiker? Die Bezüge unserer EU-Politiker sind an die Inflation gekoppelt. Dagegen hängen die Diäten im Bundestag an der Lohnentwicklung, was nur bedeutet, dass die einen ihr Geld früher, die anderen später bekommen. Dabei wundert man sich schon etwas, dass sich manche Politiker wirklich nur von „Diäten“ ernähren.  

Was kann man tun? Zum einen müssten die Sparer eine der Inflation entsprechende Rendite erwirtschaften, was aber nur schwer gelingt. Wo bekommt man 8,7 Prozent Rendite netto her? Nicht mit Geld auf der hohen Kante, obwohl erste Banken ihre Guthabenzinsen auf Termingeld auf ein Prozent anheben, andere für Festgeld auf zwei Prozent – übrigens ein gutes Geschäft ohne Risiko, denn die EZB zahlt den Banken auf ihre Einlagen 2,5 Prozent.

Die Konsumenten dagegen müssten ihre Ausgaben entsprechend der Inflationsrate reduzieren und Erdbeeren und Trauben im März verschwinden wirklich in die Feinkostabteilung. Die Gaststätten, Restaurants und Ferienflieger werden leerer und die Bedürfnisse konzentrieren sich auf das „must have“, während das „nice to have“ in Schwierigkeiten kommt. Das wird dann auch die Wirtschaft merken, weshalb an der Börse Unternehmen gemieden werden, die vornehmlich Schnickschnack im Angebot haben. Man wird wohl anders sparen müssen und weniger konsumieren können.

Es gibt auch eine tröstliche Sichtweise: Das Geld ist ja nicht weg. Man kann nur viel weniger davon kaufen. Oder auch: Es gibt keine Inflation. Das Geld ist nur weniger wert.

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