Früher stand allein die Bewahrung der Preisstabilität auf dem Arbeitszettel, was der EZB in letzter Zeit aber entglitt. Hier ein paar aktuelle Kurse: Erdbeeren bei 10,40 D-Mark pro Pfund, Spargel bei 24 D-Mark pro Kilo. Eine Kugel Eis kostet drei Mark und Benzin 3,70 DM pro Liter. Bäckerbrot nähert sich der Zehn-Mark-Grenze. Mindestlohn 24 DM.

Man darf nicht mehr umrechnen? Man muss sogar! Nur so erkennt man den Unterschied. Es kommt jetzt nur darauf an, ob das Nettogehalt mit der Inflation hat mithalten können. Wenn nicht, und das ist bei vielen Menschen der Fall, wurde man zwar nominal wohlhabender, real aber ärmer.

In cake we trust

Gerüchten zufolge sollte am vergangenen Mittwoch erst eine „7“ die Geburtstagstorte zieren. Um so viele Prozente stieg nämlich im Euroraum die Inflation im April gegenüber dem Vorjahr. Sandkuchen zum Kaffee hätte es auch getan. Doch den brauchte man im Getriebe, damit er dort nach der Feier weiter knirschen konnte.

Zu spät wurde die selbst erzeugte Inflation erkannt, die ja nur ein „Buckel“ werden sollte, die sich jetzt nur schwer einfangen lässt. Vielleicht auch gar nicht, weil es an echtem Mut und Willen fehlt. Wahrscheinlich auch, weil diese Inflation die Schulden verwässert. Allerdings auch die Guthaben. Und warum sollte man den selbsternannten Geldhütern vertrauen, wenn sie als Experten so versagt haben, eine Inflation als solche überhaupt entdecken zu können?

Zumindest fand der Kanzler für die Geldmacher lobende Worte, nämlich, dass sie in der Krise den Euro zusammengehalten hätten, eine Krise, die es ohne die Gemeinschaftswährung gar nicht gegeben hätte. Inzwischen sind wir jetzt in einer früher undenkbaren Schuldenunion angekommen.

An den Schalthebeln der Geldmacht biegen die Juristen das Recht so weit, bis es quietscht - bis hin zu Tabubrüchen wie den Aufkauf von Staatsanleihen. Jetzt kümmert sich die EZB auch noch um das Klima, ohne der eigentlichen Aufgabe gerecht zu werden.

Arme EZB

Mit ihrer Unabhängigkeit, auch vor dem Gesetz, ist sie zum wichtigsten Akteur der Eurozone geworden und damit zum finanziellen Ausputzer für alle politischen Entscheidungen auf europäischer Ebene. Sie ist der Finanzier aller Regierungen, die so viel Geld rausgehauen haben, dass die Inflation zwangsläufig hochschnellen musste. Das passiert dann, wenn die Zentralbank mit der Regierung ins Bett geht. Übrigens auch an den Finanzmärkten.

Nicht einfach so sind auch die Preise für Immobilien, Aktien und andere Sachwerte angestiegen, während die Kaufkraft des Euro real, und für jeden schmerzhaft, spürbar gesunken ist. Wer das kleine und oft auch schmutzige Geheimnis der Zentralbanken kennt, der weiß, dass er Geld nicht spart, sondern es rechtzeitig in Sachwerte tauscht bzw. in Sicherheit bringt. Und sollte es demnächst mal wieder scheppern, eine zahlt bestimmt – die EZB.

 

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