Nun haben die USA einen neuen Präsidenten. Pathos umwehte das Kapitol und süße Soße tropfte aus den Lautsprechern. Die Kommentatoren überschlugen sich in Sachen Aufbruch und Hoffnung. Auf so vielen Vorschusslorbeeren ließ sich trefflich ausrutschen wie auf verstreuten Haselnüssen. Sogar Lady Liberty tanzte auf ihrem Sockel als Lady Gaga sang. Ja, jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, jedem Ende irgendwie auch - wobei Biden eher am Ende einer Geschichte steht als am Anfang.

Auch die Börse hüpfte etwas herum. Angeblich hat sie Joe Biden angeschoben, so die Kommentatoren. Geht´s nicht auch eine Nummer kleiner? Für ein paar Momente schienen die USA wieder geeint zu sein. Trotz des prächtigen Feuerwerks am Abend wird sich der neue Präsident an seinen Taten messen lassen müssen - und vor allem viel Glück benötigen.

Die USA waren schon vor Donald Trump gespalten. Er war vielleicht ein Unfall oder ein Irrtum, mindestens aber Ergebnis der Politik von Clinton, Bush und Obama, wo die Armen ärmer und die Reichen noch reicher wurden. Trumps Fokus war er selbst - und die Börse. Der IT-Sektor gewann in den vier Jahren seiner Präsidentschaft 157 Prozent, Konsumwerte 97 Prozent. Die gesamte Börse stieg in der Trump-Ära um 14 Prozent im Jahr - angefeuert vor allem durch die FAANG-Aktien. Und nun? Die Börsen lauern auf den nächsten Geldregen, der sich schon im Staubecken ansammelt.

Frisch umgeschwenkt...

Erinnern wir uns an dieser Stelle, und falten kurz die Hände, dass honorige Experten in Sachen Meinung und Auslegung der Glaskugelkunst den Börsenkursen unter Trump keine Chancen gaben. Schnell mussten sie dann ihre Fahnen in den neuen Börsenwind, gestrickt aus neuen Schulden und Nullzinsen, drehen. Aktien auf Kredit waren der letzte Schrei und sind es immer noch.

Die letzten Wochen waren ohnehin die Zeit der Wendehälse. Das sind Zugvögel, deren Radius sich meist um die eigenen Vorteile dreht und die auf den Kuppeln der Wetterfahnen wohnen. Ornithologen bezeichnen sie als eine Mischung auch Kuckuck und Suppenhuhn. Die Wendehälse biedern sich nun dem Neuen an. Sogar die Deutsche Bank hat sich von Trump abgewendet, Twitter und Facebook sperren Trumps Konten. Erstaunlich wie private Unternehmen zu einem stärkeren Staat im Staat aufsteigen.

Schneller - höher - weiter?

Wohin steuern die USA? Unter Ronald Reagan stiegen die Staatsschulen in acht Jahren um 1,6 Billionen US-Dollar auf 2,6 Billionen. Unter Bush, dem Großen, kamen in vier Jahren 1,4 Billionen US-Dollar hinzu. Bill Clinton fügte dem Haufen in acht Jahren 1,7 Billionen US-Dollar hinzu. Die USA wiesen durch die Plünderung der Pensionskassen einmal sogar einen Überschuss aus. Dann kam Busch, der noch Größere, und mit ihm weitere 4,3 Billionen US-Dollar Schulden hinzu. Da spielten auch die Kriege für den Frieden eine entscheidende Rolle.

Obama verdoppelte dann den Schuldenberg auf 20 Billionen US-Dollar und Trump fügte in nur vier Jahren weitere acht Billionen US-Dollar dem US-Schuldensaldo hinzu. Seit 1980 verdoppelten sich die Schulden alle acht Jahre. Fakt ist, dass die Schulden schneller steigen als die Steuereinnahmen. Mathematik ist schon was Blödes, weshalb man sie doch abschaffen sollte.

Die andere Seite

Unterdessen lesen wir, dass es in den USA derzeit nach offizieller Lesart 10,74 Millionen Arbeitslose gibt. Die ARD meldete neulich, dass 50 Millionen Menschen in den USA nicht genug zu essen haben und auf Lebensmitteltafeln angewiesen sind. 101,21 Millionen, also die zehnfache Zahl der „Arbeitslosen“ stehen dem Arbeitsmarkt ohnehin nicht zur Verfügung. Vielleicht haben sie einfach schon so viel, dass Arbeiten nicht mehr lohnt - oder sie längst aufgegeben haben. Und da wundert sich jemand, dass Joe Biden 1,9 Billionen US-Dollar auf den Weg bringen will bzw. muss?

65 Prozent der US-Amerikaner würden monatliche Schecks von 2.000 US-Dollar für die Dauer der Pandemie unterstützen, so eine Umfrage. Diese Idee wurde im Mai 2020 von Bernie Sanders und Vizepräsidentin Kamala Harris in einem Gesetzentwurf vorgeschlagen. Nur mehr staatliches Geld kann als eine Art von Geldschrittmacher die Dinge weiter am Laufen halten. Fragt sich jemand, woher es kommt? Nein? Sorgt sich jemand um wachsende Defizite? Nein! Weil niemand es muss. Der Weg in die Schulden ist nicht nur dort alternativlos - auch unter Joe Biden im angeblich reichsten Land der Welt…

„Was bedeutet das für mich konkret?!“

Wenn das Mauerwerk bröckelt, streicht man die Fassade neu an. Später kann man dann noch Lieder singen und in die Hände klatschen. In Sachen USA haben wir es mit einem Empire zu tun, welches die besten Jahre hinter sich gelassen zu haben scheint. Der Rest kommt aus der Druckerpresse. Wer Aktien als Anti-Geld betrachtet und auf dem MCSI-World-Index setzt, sollte bedenken, dass die US-Unternehmen diesen Index (noch) dominieren. Die Musik zieht weiter. Und diese klingt auch im neuen Jahr lauter asiatisch.

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