Ich bin ja so froh, dass wir die letzte Woche überstanden haben! Angeblich war es die spannendste Börsenwoche im Universum, so die führenden Meinungsexperten. Auf der Tagesordnung standen nämlich wichtige Preisdaten aus Japan, Deutschland, Euroland und den USA. Diese wurden als marktbewegend eingestuft.

Im Vorfeld war in den Apotheken von höheren Verkäufen von Beruhigungsmedikamenten und Blutdrucksenkern gerechnet worden. Und auf dem Parkett würde man die Auswirkungen auf die Kurse heftig diskutieren, hieß es. Wie witzig! Dies behaupten Leute, die dem Parkett noch nie einen Besuch abgestattet hatten. Aber egal! Dort arbeiten nur noch wenige Händler die Aufträge ihrer Kunden ab und haben wirklich Besseres zu tun, als das zu diskutieren. Außerdem laufen heute fast alle Geschäfte automatisch über die Computer.

„Markt und Meinung“ - das war früher, als man noch übers Parkett gebrüllt hat und sich dann nach dem Börsenhandel gegen 14 Uhr im „Zum Kuckuck“ traf, zu Mittag aß und dabei andere Prozente vernichtete. Heute haben die Daddelmaschinen das Ruder übernommen. Je nachdem, wie diese programmiert wurden, machen sie den Trend, selbst wenn er verrückt scheint.

Haufenweise neue Preise

Dann kamen sie aber, diese ach so wichtigen Preisdaten. Es gab keinen „Brennpunkt“ und auch keine anderen Sondersendungen. Kein Bus blieb stehen, auch kein Plappermaul verstummte. Keine Gedenkminute. Die Erde drehte sich einfach weiter. Wer interessiert sich schon dafür, ob sich die Inflation um 0,1 Prozent mehr oder weniger stark verändert hat?

Unterhaltsam ist es immer wieder, allerdings bereits wieder am nächsten Tag vergessen. Nach offizieller Lesart sinkt die Inflation, was bedeutet, dass sie nicht mehr so schnell steigt als noch vor einigen Monaten. In der freien Wildbahn mag das anders aussehen.

Schaut man an die Börsen, steigt genau dort die Inflation munter weiter. Die Preise für Aktien biegen sich weit nach oben auf. Damit liegt man besser, als sich nur auf Zinsen zu verlassen, heißt es. Außer, wenn das Unternehmen in die Binsen fährt. Viele Unternehmen haben genau das vor. Deshalb sollen Kleinanleger ja breit streuen, wobei der berühmte MSCI-World-Index inzwischen ein eher US-übelastiger Index ist.

Erklärt wird auch, dass es egal ist, wann man seinen Sparplan startet. Nur durchhalten muss man. Langfristig steigen die Kurse immer, was andererseits bedeutet, dass man langfristig immer weniger Ware für sein Geld bekommt.

Marathon statt Sprint

Sparpläne brauchen ihre Zeit. Rom ist auch nicht an einem Tag gebaut und Reiche nicht an einem Tag wohlhabend geworden. Auch die Kirche wurde nicht durch Daytrading reich, sondern mit ihrem dicken Hintern und dem Geld ihrer Schäfchen. Es war immer schon so: Geldwert vergeht und Sachwert besteht. Wenn demnächst wieder die Zinsen ausgelöscht werden, das Tagesgeldkonto nichts mehr bringt, vielleicht sogar kostet, dann werden Aktien wieder alternativlos sein, sagen dann die Verkäufer von Aktienprodukten.

Bekanntlich gibt es altes Geld und schnelles Geld. Schnelles Geld ist oft auch schnell wieder weg. Altes Geld dagegen hat eine lange Geschichte. Oft ist es auch das kluge Geld, was mit Fleiß gemacht wurde. Nicht ganz umsonst heißt es an der Börse: „Hin und Her macht Taschen leer“ oder „Easy comes, easy goes“.

Normalerweise will man tief kaufen und hoch verkaufen. Ein zunehmender Teil der Sparer tauscht aber Überschüsse an Fiat-Geld in Aktien, weil es da sicherer scheint. Werden dann Gewinne „mitgenommen“ sitzen sie wieder auf Fiat. Sollte man letztlich das Fiat besser doch in Gold tauschen? So kann man dem Fiat-Problem entkommen, wenn man damit ein Problem hat.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Langfristig haben Aktien und auch Gold die Inflation ausgleichen können. Der Sachwert hat den Geldwert in einem Papiergeldsystem immer geschlagen. Bald soll es mit den Zinsen ja wieder abwärtsgehen, was schon wieder für Aktien und Sachwerte spricht. Sollte es zwischendurch mal einen Durchhänger geben, der lange Blick zählt. Und der längere Atem. Am besten fängt man damit frühzeitig an, dem Papiergeld zu misstrauen und das in etwas Vernünftiges zu tauschen.

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