In den USA heizt Donald Trump der ach so unabhängigen Zentralbank ständig mit Forderungen nach tieferen Zinsen ein. Und es klingt danach, als würde diese folgen wollen. Die Anleihemärkte handeln schon vier Zinssenkungen um 25 Basispunkte bis ins nächste Jahr. Wer hätte das vor ein paar Monaten noch gedacht, als es hieß, die Zinsen müssen steigen. Aber was kümmert die Notenbanker ihr Geschwätz von gestern.

Wohin aber will die EZB die Zinsen absenken? Sie stehen ja schon bei null Prozent bei diesem angeblichen Boom? Tiefer und ins Minus! Jedenfalls verstand man so den EZB-Chef Mario Draghi, als er letzte Woche in Portugal seinen umfänglichen Werkzeugkasten voller alternativer Folterinstrumente der Öffentlichkeit präsentierte. Man nennt das auch „Geldpolitik“ Dabei ist es nur eine höhere Form der Trickserei.

Den DAX hat das gewaltig gefreut. Er sprang wie ein Fisch aus trübem Wasser in die Höhe. Was aber wird dann mit dem Euro? Niemand weiß es. Wenn man ihm schon nicht trauen kann, tauscht man ihn eben in etwas Handfestes und Werthaltiges.

Auch Gold machte einen fast schon irren Sprung nach oben auf ein frisches 5-Jahres-Hoch – in Euro und US-Dollar gerechnet. Anders betrachtet, haben sowohl US-Dollar als auch Euro gegenüber dem Gold entsprechend abgewertet.

Wer es in der Qualitätspresse noch nicht gelesen hat, der Goldpreis steht in mehr als der Hälfte aller Weltwährungen auf einem frischen Rekordhoch. In Australien fiel die 2000er Marke in dort heimischer Währung. Das heißt auch, die meisten Währungen haben gegenüber Gold auf ein Rekordtief abgewertet. Gold ist eben Geld. Alle anderen Währungen tun nur so.

Voltaire soll gesagt haben, dass jede Papierwährung irgendwann zu ihrem inneren Wert zurückkehrt - Null. Das kann noch einige Zeit und viele weitere Wetterrekorde dauern, hat aber Auswirkungen auf den Alltag. Wenn sich wieder mal jemand über die gestiegenen Preise aufregt, der sollte sich bei der EZB beschweren. Die aber sieht darin „Geldwertstabilität“.

Die wirklichen Auswirkungen sehen und spüren wir erst später. Guthaben bei der Bank, Bargeld zu Hause oder die gute altmodische Altersvorsorge… Bei Null– oder Minuszinsen und entsprechender Inflation sind die Auswirkungen dieser Geldpolitik zweifellos und mathematisch betrachtet verheerend. Unsere Ersparnisse stecken meistens nur in Anleihen, die mit immer größeren Negativ-Renditen protzen.

Und wenn Ersparnisse schon keine Zinsen bringen und mehr oder weniger stark der Inflation anheimfallen, muss man heute für später mehr zurücklegen, was in Kaufkraft gerechnet dann auch noch viel schneller verdampft. Oder man muss anders sparen. Die Aktien-, Gold- und auch Immobilienpreise werden sich freuen. Neulich hat ein Ekschperte wieder gewarnt, man könne Gold nicht essen. Nein, das haben wir auch nicht vor...

Das mit den Zinsen und dem modernen Geld ist so eine Sache. Lenin sagte, wer die bürgerliche Gesellschaft zerstören will, muss ihr Geldwesen verwüsten. Klingelt es? Und die nächsten „unkonventionellen“ Maßnahmen werden auch wieder als „alternativlos“ daher kommen. Mal schauen, welche Tricks dem Herrn Draghi noch einfallen. Was bleibt ihm schon übrig auf seine letzten Amtstage? Die Zinsen anheben? Das wird auch sein Nachfolger nicht können.

Man muss Draghi und seinen Zauberkollegen aber zugutehalten, dass das Euroland ganz anders aussähe, hätte er nicht das getan, was er getan hat. Vielleicht hätte es aber auch nicht so weit wie jetzt kommen müssen. Was da auch kommen mag, die Verantwortlichen werden ohnehin nicht für ihr Tun gerade stehen müssen, sondern nur die Sparer.

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