Nein, lassen Sie dieses seltsame Jahr ruhig ausrauschen. Keine Taktik, keine Hektik. Lasst die Kurse Kurse sein! 2021 war anstrengend genug. 2022 wird nicht besser oder schlechter, sondern anders. Wir werden wieder viel Glück brauchen und auch Bekannte, die jemanden kennen, sollte man einen Handwerker benötigen oder ein Ersatzteil. DDR, nie warste uns näher als heute.

Ruhig jetzt! Einfach die Füße hochlegen! Noch ein paar Zimtsterne für Aschenblödel? Wenn nicht, dann schnell mal auf die Pauke hauen mit „The Best of irgendwas“ in der Glotze. Die Waage hat Zeit! Nichts tickert, nichts klickert. Die Familie mag mal wieder genervt haben. Und wer weiß, welche Freude uns demnächst widerfahren oder heimsuchen wird...

Die Tage bleiben jetzt länger hell und nach Silvester wird vieles wieder „normal“, wenn der Alltag wieder zuschlägt. Dann geht es wieder hektisch über ‘n Ecktisch, mit oder ohne Omikron. Das Hamsterrad dreht sich dann pünktlich und blitzeblank geputzt am 3. Januar weiter, nur noch etwas schneller.

Die paar Irritationen an der DAX-Tafel vor dem Fest vergessen wir mal. Omikron ist ja schon unterwegs. Mariacron soll danach kommen. Oder etwas Anderes. Nichts Genaues weiß man nicht. Hoffentlich geht uns nicht das Gas, der Strom oder die Luft aus.

Bis dahin aber updaten wir den Computer für die nächste Homeoffice-Periode, füllen die Vorräte auf und kaufen ein paar Tonnen Klopapier. Man weiß ja nicht, wann der nächste Lockdown kommt. Bitte auch Nudeln nicht vergessen und die Hefe für das Mehl! Die geistige Verfassung eines Volkes erkennt man erst an seinen Hamsterkäufen.

Unterm Gabentisch lagen für die Börsianer so mancher Spekulatius und auch 15 Prozent Gewinn beim DAX. Was wird für 2022 erwartet? Viel! Um genauer zu sein, noch viel mehr. Das Böllern überlassen wir auch diesmal wieder der EZB. Die hat immer Munition. Madame Inflation, wie die Chefin im Tower inzwischen genannt wird, serviert auch 2022 wieder Diäten aus der Zinsküche. Mahlzeit!

Und wenn es dann Silvester wird, öffnen wir eine Flasche Selters und stoßen damit im tiefen Gedenken an die Einführung des Euro vor 20 Jahren an. Den hat man uns allen als Heilsbringer und Friedenstaube einfach so übergestülpt. Niemand wurde damals gefragt, sonst wäre es vielleicht nie dazu gekommen. Dazu gab es viele Versprechen und gute Absichten.

Zwei Jahrzehnte sind seitdem vergangen und die Verträge von damals wurden längst gebrochen. Kein Land fühlt sich mehr an die Maastricht-Kriterien gebunden. Die Defizite sind ausgeufert, die Schuldengrenze liegt in Euroland bei rund 100 statt 60 Prozent des BIP. Keines der Länder würde die Kriterien für die Euro-Aufnahme erfüllen.

Die Realität schreibt sich heute täglich neu. Nach zwei Jahrzehnten ist jetzt freitags der Einkaufskorb doppelt so teuer oder halb so voll. Und nächstes Jahr bleibt nichts anders. Die Verantwortlichen sind längst über alle Berge. Als Nächstes sollen die alten Verträge so geschliffen werden, dass sie zum Schlendrian passen.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Die Transferunion ist längst Realität, in der alle für die Schulden aller einstehen. Das nennt man Wortbruch. Wer davon redet, ist inzwischen ein Verschwörungstheoretiker oder Schlimmeres. Scheitern ist keine Option und keinem darf etwas passieren, weil sonst allen etwas passiert. Genug davon! Füße hoch! Ausspannen! Noch ein Plätzchen? Das mit dem Gluten aber nur für die Schwiegermutter!

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