Wenn dann irgendwann die Nacht und die Börsenstimmung am tiefsten sind, können und werden die Kurse wieder steigen, so wie immer, wenn es nicht anders kommt. Für ETF-Sparpläne hat das nichts zu heißen, denn mit der Zeit wissen die Leute Geldwert von Sachwert zu unterscheiden. Vielleicht gibt es derzeit noch zu viele Werte, die gar keinen Wert haben - und noch auf einem See üppiger Liquidität oben schwimmen wie altes Herbstlaub auf dem Dorfteich.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit kommen als Nächstes die Gewinne der Unternehmen unter Druck und damit auch die Börsen. Im letzten Quartal haben die DAX-Unternehmen so viel umgesetzt wie noch nie und auch so viel verdient. Das könnte bald enden. Noch aber zeigt sich der DAX als unkaputtbar. Nimmt er die 14.500er-Marke heraus - und gar noch die 14.800er-Hürde, steht einem neuen Börsenaufschwung nichts im Wege. Aber wo soll es herkommen, fragen alte Börsianer. Wahrscheinlich später doch aus der Druckerpresse oder von der Flucht vom Baren zum Wahren.

Haste mal ´ne Kilowattstunde?

Deutschland ist ein Sonderfall. Als Industriestandort ist man auch künftig von genügend preiswerter Energie abhängig. Genau das ist der Knackpunkt. Das Bundeswirtschaftsministerium warnte neulich noch vor Versorgungsengpässen mit Gas und Strom. Jetzt auch vor zu wenig Öl. In zwei Wochen tritt das Importverbot für russisches Öl in Kraft. Man warnt also vor sich selbst, denn viele Entscheidungen dort führen jetzt zum Engpass. Erstaunlich! Vielleicht doch lieber ein oder zwei Kanister Kraftstoff als ein paar neue Anteile an einem ETF?

Inzwischen schaut sich die Industrie längst im Ausland nach Alternativen um, auch wenn nicht so viel davon in den Zeitungen steht. Es könnte die Leute verunsichern. Viele Unternehmen machen auch einfach sang- und klanglos zu. Ihre Rufe sind zu leise, um in Berlin gehört zu werden.

Am Wochenende waren Warnungen vor Blackouts im Januar und Februar zu lesen. Also doch ein Strommangel? Nein! Wir brauchen keine Atomkraftwerke. China baut ja gerade 32 neue. Grönemeyers Lied „Kinder an die Macht!“ ist inzwischen Realität.

Billiger, aber nur auf dem Papier

Zum Glück sind die Strom- und Gaspreise an den Börsen erst einmal gesunken, liegen aber immer noch weit über ihrem früheren Niveau. Die Gasspeicher sind so voll wie der Mond nicht voll sein kann, und trotzdem wird 2023 die Wirtschaft hierzulande schrumpfen, in Europa aber wachsen, so die EU-Kommission. Ein bisschen Frieden würde helfen.

Für immer mehr Leute hat die ganz eigene Rezession längst begonnen. Dafür sorgen allein schon die neuen Preise für Strom und Gas zum neuen Jahr. Malte Normal und Schantalle Fatal sind überrascht.

Der Versorger meines Misstrauens hat den Strom um 85 Prozent auf 44 Cents erhöht und den Gaspreis auf 19 Cents pro Kilowattstunde verdoppelt. Oh, du Fröhliche! Von den gefeierten Rückgängen an der Strom- und Gasbörse kommt „unten“ (noch) nichts an.

Die Öffentlichkeit wird darüber informiert, dass der Staat die Preise deckelt, den Dezember-Abschlag übernimmt und Hilfsgelder überweist. Dabei wird übersehen, dass ein Staat nichts verschenkt, sondern umverteilt. Bald wird es günstiger sein, in einer warmen Kneipe den Winterabend zu verbringen als zu Hause.

Schimmel – jetzt nicht nur im Käse

Ein großes Fest wird der beginnende Schimmel für den gemeinen Wohnungsschimmel. Wer im Kühlen sitzt oder gegen die Kälte anhüpft, übersieht dabei gern, dass mit fallenden Temperaturen die Luftfeuchtigkeit schneller steigt als DAX, Dow und Co.

Setzt sich die Feuchtigkeit an den Fenstern ab, macht sie das kurz danach auch an Tapeten, in Sofas und im Mauerwerk. Das hat etwas mit Physik zu tun, ein Schulfach, was man heute abwählen kann. Möge der Leichtsinn über die Schwerkraft triumphieren!

Einige physikalische Grundkenntnisse könnten sich in diesem Winter durchaus auszahlen. Nach zwei Jahren Corona gehört ein großer Teil der Bevölkerung inzwischen zu den „Lüftungsgeschädigten“ und lässt die Fenster aus energetischen Gründen und ideologischen Überzeugungen geschlossen und die Heizung aus. Wer dann den eigenen Atem am Schreibtisch erblicken kann, sollte sich Anti-Schimmelpilz-Mittelchen auf die Einkaufsliste schreiben – oder in solche Aktien investieren.

Die gute Nachricht

EZB-Direktor Fabio Panetta verbreitete in der letzten Woche einen Hauch von Weihnachtsduft, wonach der Übergang zu klimafreundlicheren Formen der Energieversorgung nicht zwangsläufig zu einer höheren Inflation führen. Kostet nur mehr! Und zahlen wir alle. Wird ja in der „Kernrate“ der Inflation gar nicht berücksichtigt! Für die auf 10,6 Prozent gestiegene Inflation ist größtenteils die EZB verantwortlich.

Überhaupt kommt derzeit nicht nur aus dem hohen Turm zu Frankfurt so manche Einlassung, die vermuten lässt, dass Cannabis längst schon freigegeben wurde.

„Was bedeutet das für mich konkret!?“

Es bleibt dabei: Trocken. Warm. Satt. Sicher. Liquide. Das sind die Top-Themen des beginnenden Winters. Börse ist für alle eine Option, die schon gut für sich gesorgt haben. Aus dem Gröbsten sind die Kurse nicht heraus. Wer sich künftig auf den Staat verlässt, bleibt als Leistungsbringer verlassen. Oder man wechselt auf die Seite der Leistungsbezieher. Zumindest hat man noch die Freiheit, sich für das eine oder andere zu entscheiden.

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