Während von der so genannten Energiewende außer weiträumigen Abholzungen, grotesken Aufrufen zur Reduktion des heimischen Energiebedarfs und Meldungen vom nahenden Sieg vor allem Kosten bleiben, zeigt sich der globale Ölmarkt vom anti-fossilen Feldzug weiterhin unbeeindruckt. Der Ölkonsum hängt wie gewohnt nicht von deutschen Befindlichkeiten, sondern vor allem von der Entwicklung der Weltwirtschaft ab.

Während ein Teil des täglichen Bedarfs auch der Auffüllung freier Speicherkapazitäten dienen dürfte, so ist dies nicht der ausschlaggebende Faktor. Die enormen Abflüsse aus der strategischen Reserve der USA unter der aktuellen Regierung sind außergewöhnlich (siehe unser Artikel „309 Schritte zurück, 12 Schritte vor“) und über kurz oder lang werden die Reserven wieder aufgefüllt werden müssen.

Abgesehen von derartigen eher dem Stimmenfang dienenden Maßnahmen sind Schwankungen in der Auslastung der vorhandenen Kapazitäten nicht unüblich. Oft hängen sie mehr von der Terminkurve ab als von erwarteten Störungen der Versorgung. Sind beispielsweise die Kurse für Rohöl zur Lieferung in einem Jahr (Terminpreis) höher als der heutige Preis (Spot-Preis), dann lohnt sich die Umsetzung einer bekannten Strategie: Das Öl wird zum aktuellen Preis gekauft, gelagert und am Terminmarkt direkt zur Lieferung in einem Jahr teurer verkauft. Wenn die Differenz der Preise die Lager- und Versicherungskosten übersteigt, ist dies eine profitable Strategie.

Während staatliche Reserven eher unter der Prämisse der Versorgungssicherheit betrieben werden, steht bei privaten Lagern der wirtschaftliche Nutzen im Vordergrund. Diese Strategie ist übrigens nicht verwerflich, sondern schlichtweg ein normaler ökonomischer Vorgang, bei dem sich zwei Handelspartner über den Markt auf einen Preis für eine Dienstleistung einigen.

Ganz so einfach, wie es medial dargestellt wird, ist die Sache mit den globalen Speichern aber nicht, denn das Öl kommt ja nicht unbedingt dort aus der Erde, wo es gelagert werden kann. Sind die Speicher an einem Ort voll, so kann es auch zu negativen Preisen kommen, da der Abnehmer die Transportkosten zum nächsten Lager übernehmen muss. Dies war unter anderem in Cushing in den USA im Jahr 2020 zu beobachten.

Unabhängig vom Füllstand der weltweiten Öltanks bleibt jedoch eines festzuhalten: Wer bei einem globalen Bedarf in Höhe von 100 Millionen Barrel pro Tag vom Ende des fossilen Zeitalters spricht, der ist in etwa so weit entfernt von der Realität wie die grandiose Taxierung der Kosten der Energiewende für einen Haushalt auf eine Kugel Eis pro Monat.

Überraschend am steigenden Rohölbedarf ist im Grunde nur, wie viele davon immer noch überrascht sind. Wer ab und zu über den Tellerrand hinaus einen Blick auf den globalen Primärenergieverbrauch wirft, den überraschen diese Werte nicht. Die Kurve steigt weiterhin kontinuierlich an, selbst wenn sich aufgrund wirtschaftlicher Abschwächungen in einigen Jahren überschaubare Rückgänge zeigen.

Zwar stieg der Anteil der „erneuerbarer“ Energien im Zeitverlauf an. Aufgrund der geringen Ausgangsbasis wirken sich die gerne zitierten hohen Wachstumsraten dieses Segments in absoluten Werten gemessen jedoch nur in überschaubarem Maße aus. Eine Taschengelderhöhung von 10 auf 15 Euro ist prozentual betrachtet eine Menge. Im Vergleich zur Steigerung eines Gehaltes von 4000 Euro um 5 % hingegen verblasst der Glanz der Erhöhung rasch.

Aufgrund des um ein Vielfaches höheren Verbrauchs von Kohle, Gas und Öl müssen diese prozentual nur langsam zulegen, um in absoluten Werten den Abstand zu wahren. Naiven Annahmen zum Trotz ist ein steigender Anteil „erneuerbarer“ Energien eben nicht gleichbedeutend mit einem sinkenden Verbrauch fossiler Energieträger. Dies wäre nur bei einem insgesamt gleichbleibenden Gesamtverbrauch der Fall. Wie die obenstehende Grafik zeigt, kann davon keine Rede sein.

Folgerichtig wird die britische Regierung hunderte neuer Lizenzen zur Öl- und Gasförderung in der Nordsee vergeben um die Sicherheit der Energieversorgung des Landes zu verbessern und die Energiekosten perspektivisch zu senken. Das Ende eines Zeitalters sieht anders aus.

Für die Briten ist dies angesichts der Abkehr einiger europäischer Länder von russischen Energieträgern eine große Chance, die ja bereits von den USA weidlich genutzt wird. Die Flexibilität, solche Entscheidungen zu treffen, ohne sich in Diskussionen in Brüssel zu verzetteln zeigt einen der großen Vorteile des Brexit. Diesen werden die Briten zu nutzen wissen.

Wie in den USA dürfte auch auf der Insel zudem das Thema der so genannten „nachhaltigen Kapitalanlage“ vor dem Ende stehen bzw. nicht die Bedeutung erlangen, die es innerhalb der EU zwangsweise hat. Die aus diesen Punkten resultierenden direkten Kosten für die EU-Bürger, aber auch die Folgen der zunehmend betonierten Wettbewerbsnachteile werden enorm sein, wenn nicht rasch gegengesteuert wird.

 

Unabhängig davon, woher einzelne Länder ihre fossilen Energieträger beziehen mögen, weist der Blick auf die Daten in keiner Weise auf das Ende ihrer Bedeutung hin. In absoluten Zahlen betrachtet nimmt diese sogar zu. Das Wort “Energiewende” hat daher große Chancen, den Sprung als Lehnwort in den englischen Sprachgebrauch zu schaffen. Der “Ladestau” bei Elektroautos hat es ja bereits geschafft. Katastrophenvokabeln als neuer Exportschlager. Da soll noch einer sagen, unser Land sei nicht breit aufgestellt.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Die von vielen deutschen Medien verbreiteten Nachrichten zu Energiethemen kann man sich getrost sparen. Ein einfacher Blick auf die öffentlich verfügbaren Daten zeigt die Fehlerhaftigkeit vieler Behauptungen und den zunehmenden Wahn eines quasireligiösen Kultes, der sich in Deutschland entwickelt hat. Aber selbst wenn sich die Hauptdarsteller auf den Kopf stellen, fällt der Apfel weiterhin von oben nach unten vom Baum. Das lernt man allerdings nur in der Schule, und offenbar vor allem an Freitagen.

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