Bereits im vergangenen Jahr zogen die Preise für Energie und Grundstoffe in Europa deutlich an. Viele versuchen daher, die aktuellen Preisspitzen dafür zu nutzen, um von den strukturellen Mängeln abzulenken, die aus den Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte resultieren. Zugegebenermaßen ein plumpes Ablenkungsmanöver.

Andere Debatten zeigen jedoch, wie schwierig es selbst für offensichtlich geistig Verwirrte ist, ihren Stuhl im Parlament oder am Kabinettstisch zu verlieren. Die Ablenkung dürfte damit zumindest eine Weile funktionieren und den Beginn der Behebung struktureller Mängel weiter hinauszögern. Die wachsenden Bildungslücken sowie der Mangel an ausgebildetem Personal werden einer Lösung dabei genauso im Weg stehen wie die zahlreichen urban-juvenilen Endzeitsekten mit ihrem quasireligiösen Habitus. Das Ende ist nahe, bitte spenden Sie reichlich.

Die Lage der deutschen Energieversorgung und der Zustand der entsprechenden Infrastruktur ist seit langem bekannt. Daher geht es bei der aktuellen Debatte weniger um die Unabhängigkeit der Versorgung, sondern lediglich darum, die Richtung der Abhängigkeit zu ändern. Einer strukturellen Verbesserung der eigenständigen Versorgung stehen schon die in den letzten Jahren EU-weit vorangetriebenen Vorschriften zur so genannten „Nachhaltigen Kapitalanlage“ entgegen.

Was würde wohl jemand zu hören bekommen, wenn er heute eine neue Zeche (bzw. Grube) eröffnen würde? Angesichts der Entwicklung der Kohlepreise müsste man die alten Rechnungen noch einmal hervorkramen, die von der ewig billigen chinesischen Kohle ausgingen.

(Daten: Koyfin.com)

Unabhängigkeit hat ihren Preis. Aber hat man sie einmal aufgegeben, ist es noch viel teurer, sie wieder zu erlangen. Die mutigen Gründer unseres Bergbau Start-ups würden jedoch bestenfalls schräg angeschaut und bekämen schlichtweg keine Finanzierung für ihr Vorhaben.

Solange die meisten Bürger nicht wirklich wegen Brennstoffmangels frieren oder wegen Treibstoffmangels nicht mehr vom Fleck kommen, fällt das Verteufeln fossiler Energieträger in die Kategorie Gratismut.

Man fordert lauthals Dinge entlang der gerade salonfähigen Parteilinie, unter denen man selbst jedoch nicht leidet. In dieser mit reichlich moralischem Plüsch ausgestatteten Lebenswelt findet mancher nicht einmal die staatliche Förderung des strombetriebenen Teslas als Viertwagen seltsam.

Woher die vielen guten Zutaten für dieses und andere Elektromobile kommen mögen, interessiert bestenfalls für die Dauer eines einige Minuten langen Berichts aus den entsprechenden Regionen. Aber diese schwer verdauliche Kost soll den Alltag lieber nicht belasten.

So schauen viele Weltenretter unter anderem beim Kobalt nicht genauer hin. Dabei gäbe es einiges zu besprechen. Derzeit stammt der Löwenanteil aus der „Demokratischen Republik Kongo“, einem mehr oder weniger staatlichen Konstrukt mit 92 Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt, das kleiner ist als der Börsenwert der Deutschen Post. Die folgende Grafik zeigt die Verteilung der Kobaltförderung im Zeitverlauf.

 

 

Im Gegensatz zur Auflistung der größten Konsumenten findet sich bei den Produzenten kein europäisches Land in der Tabelle wieder.

Erweitern wir nun das Blickfeld auf die „Metalle der Seltenen Erden“, oft kurz „Seltene Erden“ genannt. Diese 17 Elemente von Cerium bis Yttrium sind in zahlreichen Anwendungen der Hochtechnologie unabdingbar.

 

 

Mehr als die Hälfte dieser Metalle wird in China ans Tageslicht befördert. Die europäischen Länder finden sich auch hier in der Position des Importabhängigen wieder.

Auch bei vielen anderen Grundstoffen besteht eine hohe Abhängigkeit von Importen. Diese lassen sich in vielen Fällen auf Grund der ungleichen Verteilung bestimmter Stoffe auf dem Globus nicht durch eine heimische Produktion ersetzen. Daher hilft weder Zetern noch Jammern, die einzige Möglichkeit, diese Lücken zu stopfen, ist der Handel mit den potentiellen Exporteuren. Wer dies nicht mag, dem steht es frei, sich seinen Verzicht selbst zu organisieren.

Während eine Knappheit für steigende Preise sorgen mag, so kann ein kategorischer Ausschluss des Imports bestimmter Grundstoffe nicht aufgefangen werden. Manche Stoffe wie beispielsweise Platin und Palladium können für die gleichen Zwecke eingesetzt werden. Wenn jedoch weder das eine noch das andere vorhanden ist, wirkt die Freude über manche Substituierbarkeit naiv.

Mit ein bisschen weniger Raumtemperatur, wie dies frei nach Marie-Antoinette manch verwirrter Geist kürzlich forderte, sind strukturelle Probleme nicht zu lösen. Bevor die großen Probleme aber überhaupt angegangen werden können, muss die Einsicht eigener Fehler erfolgen. Von diesem notwendigen Schritt sind wir aufgrund der Durchsetzung der politischen Landschaft mit naiven Wohlfühlideologien weit entfernt.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Solange die Ursachen eines Problems als deren Lösung angesehen werden, ist keine Besserung in Sicht. Wenn mangelnde politische Einsicht und fehlender Wille durch den weiterhin offenen Geldhahn gelöst werden sollen, ist das ebenso wenig hilfreich wie das Agieren von Parlamentariern, die unbelastet von fachlicher und historische Kompetenz mit Schaum vor dem Mund ständig neue strukturelle Großschäden verursachen.

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