Bitwas? In den kommenden Tagen oder auch Wochen wird der Bitcoin, diese ultimative Spekulation, dieser „Hirnfurz der Nerds“ aus einem Nichts mehr und mehr zum Tagesgespräch. Kurse machen eben die Nachrichten. Jetzt, wo er sich seit dem Tief im Frühjahr versechsfacht hat, wird es auch langsam Zeit dafür. Und wir werden uns wieder anhören dürfen, er wäre digitales Gold oder so etwas ähnliches, eine Blase - oder auch beides. Uns werden dann die üblichen Bilder gezeigt, die eher an eine Goldmünze erinnern als nach einer Feinunze Strom.

Oder so ähnlich. Die gesamte Börsenwelt der Kryptowährungen ist nun auf rund 530 Milliarden US-Dollar angewachsen - etwa ein Drittel so groß wie der DAX oder ein Viertel von Apple. Allein der Bitcoin brachte am Wochenende 290 Milliarden Euro auf die Waage. Das macht Schlagzeilen!

Manch Finanzgenies glaubt, dass der Bitcoin bald sechsstellig wird. Andere rechnen mit einem Verbot des Bitcoins, da er den herkömmlichen Gelddruckern in den Zentralbanken ernsthafte Konkurrenz macht. Wir stehen am Beginn eines großen Spektakels. Entweder man hat ihn oder man hätte ihn gerne gehabt. Vor allem lustig wird es dann, wenn auch die Verbraucherschützer wieder auftauchen und versuchen, die Verbraucher zu schützen. Haben Sie schon eine Tüte Popcorn bereitliegen?

Christine mit der Druckermine

Lasst uns an dieser Stelle in die Hände klatschen und selbige falten. Christine Lagarde steuert seit nunmehr einem Jahr zusammen mit ihren MännInnen die Geschicke der EZB. Mit einer goldenen Eule an ihrer Jacke begann ihr Job. Erinnern Sie sich noch an diese Pressekonferenz?

Das Gold hatte diesen Wink mit dem Zaunpfahl wohl verstanden und ist seitdem um 250 Euro pro Unze teurer geworden. Beim Bitcoin waren es 8.400 Euro für ein Stück. Der Euro hat dabei zum US-Dollar um sieben Prozent aufgewertet. Was lehrt uns das? Nichts.

Lagardes Blick durchs Fernglas verheißt uns ein weiteres Jahrzehnt ohne Zinsen. Wir klatschen nochmal! Und beten immer noch. Das freut die Besitzer von Sachwerten, aber auch die Zombie-Unternehmen und vor allem die Finanzminister dieses Kontinents, auf dem wir so gut und gerne leben.

Die Zinsen bleiben unten und es soll noch mehr Geld gedruckt werden. Das war die indirekt verimpfte Nachricht der EZB aus der Vorwoche. Alles andere wäre ein Wunder. Jede Zinsentscheidung ist zu einem Non-Event geworden.

Das Thema bleibt so spannend wie die 17. Wiederholung der Lindenstraße oder Persil-Werbung. Wie beim Waschmittel denkt man auch hier: Viel hilft viel, auch wenn die Dosis das Gift macht. Nur was Frau Lagarde in ihrer tiefen Handtasche, Pardon, dem Instrumentenkasten der EZB noch so alles finden könnte, ist nun von Belang.

Nie mehr schwach!

Wundert es noch jemanden, dass die Börsen selbst durch einen möglichen härteren Lockdown nach Weihnachten nicht wirklich unter Druck kommen. Die „Märkte“ blicken nämlich hoffnungsvoll auf die nächste Bescherung am 10. Dezember, wenn die EZB dann den noch größeren Sack auspacken wird. Einmal Nikolaus ist heute bei weitem nicht mehr genug.

Muss man sich Sorgen machen? Im Gegenteil! Weg mit der Schwerkraft! Es lebe der Leichtsinn! Laut EZB-Chefin Christine Lagarde kann die EZB weder in die Pleite rutschen, sollte sie mit den Ankäufen von Anleihen Verluste machen, noch kann ihr das Geld ausgehen. Sie kann alles aufkaufen, selbst Unrat, Sperrmüll und alles, was mit der WKN oder ISIN versehen ist. Das weiß auch die Politik.

Also: Je mehr Schulden ein Staat macht, indem er Anleihen herausgibt, desto mehr kann die EZB diese Papiere auch aufkaufen. So liegen Zentralbank und Politik miteinander im Bett, coronagerecht getrennt, durch eine Theorie der Unabhängigkeit. So besitzt die EZB mit ihrer Geldmacht die eigentliche Macht in Europa und ist der Finanzier der Politik für Europa.

Aber was war das? Unser Finanzminister Olaf Scholz (SPD) plant nun statt mit 96 Milliarden frischer Schulden sich in 2021 ganze 160 Milliarden Euro an den Finanzmärkten frisch zu pumpen. Die Erfolge des Jahres 2020 sollen es möglich machen, denn von den 218 Milliarden Euro an Neuverschuldung wird bei weitem nicht alles abgerufen, hört man aus Berlin.

Ich gehe an der Stelle jede Wette ein, dass die SPD nach der nächsten Bundestagswahl, sollte sie in der Opposition regieren, genau diese Schuldenmacherei zu jeder Gelegenheit kritisieren und verurteilen wird.

Mancher fragt sich, warum die „Novemberhilfen“ „Novemberhilfen“ heißen, wenn sie nicht mehr im November helfen. Wie heißen dann die „Dezemberhilfen“? Das nur nebenbei.

Let´s go digital!

Warum arbeitet die EZB so hektisch an einem digitalen Euro? Soll der dann die bessere Alternative zum herkömmlichen Euro sein? Oder soll er dem Bitcoin Konkurrenz machen?

Verzeihung für die Pause an der Stelle hier. Ich musste so lange lachen.

Oder soll er die herkömmliche Euro-Geldschöpfung durch die Banken per Kredit ablösen?

Oder aber ist er ein weiterer Schritt zur Vorbereitung einer alternativlosen Alternative (hä?) zum herkömmlichen Bargeld?

Wir wissen es nicht. Nur eines scheint sicher: Er wäre als Forderung gegenüber der Zentralbank viel sicherer als gegenüber einer herkömmlichen Bank. Eine Zentralbank hat nämlich wie Omi und Opa immer Geld! Und bekanntlich ist das Bessere der Feind des Guten. Da vertraut man doch lieber der EZB, wenn man keine bessere Wahl hat. Die gibt es aber...

Die Börsen unterdessen riechen den Braten schon länger und verdauten erst einmal ihre Kursgewinne der letzten Wochen. Zwar befürchtet man jetzt auch in Asien eine nächste Corona-Welle, aber langsam kommen ja auch die Impfstoffe ins Spiel. China hat inzwischen eine Million Bürger geimpft. Wir wissen nicht womit, aber russischer Wodka war es wohl nicht.

Was kommt als Nächstes? Der Dauerlockdown? Nach dem Totensonntag kommt in den USA erst einmal „Thanksgiving“ und die großen Familienfeiern. Dann kommt am Freitag (wann sonst?) der „Black Friday“. Diese Tradition hat auch hierzulande Einzug gehalten. Dabei sollen wir doch (verdammt noch mal!) zu Hause bleiben, und faul sein wie die Waschbären, während aber die Läden geöffnet haben. Dort können die Leute dann auf der Suche nach den Weihnachtsschnäppchen untereinander die verschiedenen Viren der Saison austauschen. Moment! Geschenke kaufen? Hä? Für welches Weihnachten eigentlich? Für 2023?

„Was heißt das für mich konkret!?“

Hauptsache, der Konsum brummt. KONSUM = Kaufe Ohne Nachzudenken Schnell Unseren Mist. Ach, was wären wir nur ohne das, wenn uns diese „Besinnlichkeit“ der letzten Monate schon so nervt wie „Last Christmas“ oder ein Hörsturz genau deswegen. Und wenn jetzt auch noch die Silvesterböllerei ausfallen muss, lässt man es zumindest an den Börsen krachen - denn es ist immer noch Suppe da. Zum einen von den Zentralbanken. Und zum anderen soll ja auch bald schon die Impfsuppe kommen.

Man kann das ernst oder noch ernster nehmen – oder auch über einiges davon schmunzeln. Auf jeden Fall aber werden in vier Wochen die Tage wieder länger hell. Und in vier Monaten ist Frühlingsanfang. Schneeglöckchen long! Zumindest ist darauf Verlass. Ich wünsche uns allen, dass wir auch dabei sind.

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