Früher waren die Krawatten so breit und dick wie die Gewinne und Bilanzen der Banken. Später wurden die weniger – und entsprechend auch die Binder schmaler und auch viel kürzer. Welch Zufall!

Die Frankfurter Sparkasse hat neulich den Krawattenzwang für ihre Mitarbeiter aufgehoben. Gleiches gilt auch in Lübeck. Es darf also etwas hemdsärmeliger zugehen. Vielleicht ist das auch die neue Offenheit, sich nicht mehr hinter Krawatten verstecken zu müssen, weil man nichts mehr zu verstecken hat.

Ist die Krawatte als Indikator für die Börsen treffsicherer als der Minirock? Wir wissen es nicht. Wenn ja, könnten die Börsen längst „oben“ gewesen sein. Nach so vielen grünen Wochen hat auch der DAX die Farbe von Grün auf Tiefrot gewechselt. Aber wer war schuld an diesem Verlust der Vorwoche? Natürlich Donald Trump, wenn es nicht Putin oder, gerne auch genommen, das Wetter war.

Wie eine Handgranate schlug dann der Tweet des US-Präsidenten in die seit Ewigkeiten laufenden Handelsgespräche mit China ein, wonach die Zölle auf fast alle chinesischen Waren auf 25 Prozent angehoben würden. Seit Freitag ist das Realität. Und wir leben immer noch! Dabei redete man seit anderthalb Jahren über eine Neuordnung des Handels. Der Durchbruch dieser Gespräche wartete doch stündlich auf das Licht der Öffentlichkeit.

No deal! Nein, das sah nicht gut aus. Mit so einem Handelskrieg ist nicht zu spaßen, sagen führende Meinungsexperten. Die Importeure werden die jetzt höheren Zollkosten auf die Verbraucher abwälzen. Das freut die auch so schmerzlich vermisste Inflation. Unser Wirtschaftsminister Altmaier ruderte mit ein paar warmen, leeren und warnenden Worten durch die Gegend. Mehr blieb ihm nicht zu tun.

Deutschlands Geschäftsmodell ist vom Export abhängig. Wir geben sogar anderen Staaten Geld, damit sie bei uns Waren kaufen. Grüße von den Target2-Salden. Bei einem Handelskrieg fällt uns das hierzulande und unserem schönen Aufschwung auf die Füße. Den Rest schaffen wir ja auch schon mit großen Erfolgen ab. Der DAX lief schon mal rot an wie mancher Schlips. Die chinesischen Börsen hingen über der Kloschüssel.

Eigentlich geht es weniger um freien und fairen Handel, sondern darum, wer in 20 Jahren das weltweite Sagen hat. Bis die USA das Zepter an China weiterreichen, tobt ein harter und teils schmutziger Kampf. Und wir in Europa sitzen zwischen den Stühlen. Was hat das alles mit den Krawatten zu tun? Keine Ahnung! Gerade schaffen die Banken die Krawattenpflicht ab. Vergessen? Aber die einfachsten Erklärungen - auch für Rutschpartien an der Börse - sind immer am plausibelsten.

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