Vor allem in Kriegszeiten feiert dann der Glaube Hochkonjunktur. Hat ja früher auch ausgereicht.

Sicher ist nur, dass 2022 ein weiteres teures Jahr wird. Von Inflationsraten jenseits der sieben Prozent in Europa ist die Rede. Doch seltsam, jetzt, wo die Tage länger hell bleiben und der Frühling um die Ecke biegt, waren die Eisläden rammelvoll.

Auf dem Mittelalter-Spektakel hier um die Ecke war der Teufel los. Der Hafen platzte aus allen Nähten und die Biergärten waren brechend voll. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen, auch wenn morgen das Geld für Gas, Benzin und die Hypothek fehlen sollte. Nein, ich schweife ab…

An der Börse in Moskau wird wieder in Teilzeit gehandelt, während hierzulande die Russland-Fonds weiter eingefroren sind. Man erkennt den wahren Wert einer Anlage erst dann, wenn man ihn verkauft oder verkaufen will. Das eingezahlte Geld ist ja nicht weg. Es hat nur ein anderer. Aber wer? In diese Fonds und ETFs wurden einige Dutzend Milliarden angelegt.

Russlands Guthaben im Westen bleiben eingefroren. Immerhin geht es um 300 Milliarden US-Dollar und Euro - und damit um die Hälfte der russischen Reserven. Was wird wohl China davon halten? Gleiches könnte auch das Reich der Mitte betreffen, sollten dort Entscheidungen getroffen werden, die andere Sanktionen nach sich ziehen könnte. Schließlich hatte China Ende 2021 insgesamt 3,25 Billionen US-Dollar Forderungen an andere Staaten.

Das Spannende in den nächsten Monaten/Jahren wird sein, ob die Staaten, die die Sanktionen gegenüber Russlands nicht unterstützen, ihr eigenes Ding, und zwar gemeinsam machen. China, Indien, Afrika und Südamerika sind auf dem Globus allein schon wegen der Einwohnerzahl keine Leichtgewichte mehr. Und ob der US-Dollar dann noch die Weltleitwährung bleibt?

Es heißt, Russland sei auf Euros und US-Dollar angewiesen, welche es für den Verkauf von Öl und Gas bekommt. Doch Putin verlangt von den für ihn „unfreundlichen Staaten“ russische Rubel! „Vertragsbruch!“, ruft es aus Berlin. „Vergeltung“ wäre richtiger.

Während der Westen bei der russischen Zentralbank um Rubel betteln müsste, kaufen China und Indien russische Rohstoffe mit einem Preisnachlass. Wir dagegen kaufen demnächst Energie von anderen Staaten mit lupenreinen Demokraten, wie von denen aus Katar. Doch Moment, wenn wir für russisches Öl und Gas in Euro bezahlen, was kann Putin damit anfangen? Was kann er dafür kaufen, wenn man ihm nichts mehr verkauft? Für Russland ist dieses Geld wertlos.

Einen Großteil der Reserven hält die russische Zentralbank in Gold. 2.295 Tonnen hat sie angeblich. Experten meinen, das wäre auch nichts wert. Dabei kann Gold als Sicherheit dienen, um an Geld zu kommen. „Wer Gold hat, hat immer Geld“, lehrt die Geschichte. Nicht nur theoretisch könnte Russland den Rubel eine Zeit lang auch an sein Gold binden. Ob man im Kreml darüber nachdenkt?

Unterdessen dreht die Stimmung in den Chefetagen nach unten. Selbst mit prall gefüllten Auftragsbüchern können Unternehmen pleitegehen, wenn sie ohne notwendiges Material nichts mehr produzieren können. Gleichzeitig werfen die explodierenden Preise sämtliche Planungen über den Haufen.

Die Sanktionen gegenüber Russland könnten durchaus für uns hierzulande noch tiefere Furchen vor allem durch die Bilanzen europäischer Unternehmen und auch Börsenkurse ziehen, obwohl die Geldschleusen der Staaten und der EZB sperrangelweit offenstehen. Die größere Gefahr aber auf lange Sicht ist, auf dem Baren sitzen zu bleiben oder Forderungen gegenüber einer Bank zu haben, denn das verdampft einem unter dem Hintern fast schon mit Ansage.

Unterdessen wird die Liste der Produkte länger, die es nicht mehr - oder zu viel höheren Preisen gibt. Am Wochenende wurde eine Schlägerei um Sonnenblumenöl gemeldet. Die Ölkrise zieht jetzt in den Supermarkt ein. Ab August kann wegen der explodierten Preise für Futtermittel eine flächendeckende Versorgung mit Eiern nicht mehr sichergestellt werden. Also werden jetzt Eier für 2022 und 2023 gekauft, auch von den Leuten mit einer Allergie gegen Hühnereiweiß. Man weiß ja nie. Und wie steht es um die Versorgungslage bei Senf? Himmel! Kein Wunder, dass manche Leute durchdrehen und auch die Hamster wegen der Hamsterkäufe in manchen Tierhandlungen ausverkauft sind. Zudem wird auch Papier knapp. Als Nächstes dann eine Meuterei wegen einem Bounty?

Sind Sie gut vorbereitet? Warm, satt, liquide? Wenn ja, ist es gut. Wenn alle Vorbereitung umsonst gewesen sein sollte, umso besser.