Im Jahre 1964 lag die Inflation bei rund einem Prozent pro Jahr. Auch in den sechs Jahren davor hatte sie sich in dieser Größenordnung bewegt. Mitte der 1960er Jahre begann die Inflation dann rasch anzusteigen und erreichte 1980 mehr als 14 %. Sie ging schließlich schrittweise wieder zurück und erreichte in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wieder Werte von 3,5 %.

Während Wirtschaftswissenschaftler über die relative Bedeutung einzelner Einflussfaktoren streiten, die den Kaufkraftverlust über mehr als zehn Jahre lang anheizten und aufrechterhielten, gibt es weitgehende Einigkeit über die Ursache der Probleme: Zu laxe politische und geldpolitische Haltungen resultierten in übermäßigem Wachstum des Geldangebots und den damit verbundenen Konsequenzen.

Die Ölkrisen 1973 und 1979 sind keineswegs Auslöser dieser Entwicklung, sondern verstärkten eine bereits aus anderen Gründen heraus begonnene Entwicklung. Die Situation erinnert an den Anstieg der Preise in Europa, der schon im Jahr 2021 begann und nicht erst mit dem Ukrainekrieg einsetzte, wie oft erzählt wird.

Auch die aktuelle Inflation dürfte sich als hartnäckiger erweisen, als manch hoffnungsfrohe Weissagung dies Glauben machen will. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Inflationsraten einzelner Länder temporär um ein oder zwei Prozentpunkte fallen. Auf dem aktuellen Niveau sind derartige Veränderung nicht bedeutsam.

Wichtiger sind die strukturellen Einflussfaktoren, von denen einige gerade erst begonnen haben, sich im System festzusetzen. Dazu gehören unter anderem die dauerhaft steigenden Transferleistungen, auf absehbare Zeit - mit oder ohne Krieg - deutlich steigende Rüstungsausgaben sowie die aus nachvollziehbaren Gründen anspringenden Gehaltsforderungen.

Ein eindrucksvolles Bild zeigt sich, wenn man sich vom Starren auf einzelne Quartalszahlen lösen kann, und sich die Lage in den Ländern der Europäischen Union einmal aus der Ferne anschaut. Die folgenden Daten stammen von Eurostat.

 

Die deutlichen Unterschiede in den Niveaus der Inflationsraten der einzelnen Länder zeigen mal wieder die Probleme, einen strukturellen und ökonomischen Flickenteppich durch eine zentrale Behörde steuern zu wollen. Es wird auch in diesem Falle nicht klappen.

Es ist übrigens keine Häme, wenn hier und an anderer Stelle auf Fehlprognosen hingewiesen wird. Wir kennen die Prognostiker nicht und gehen davon aus, dass sie ihr Bestes geben. Es sollte jedoch in Erinnerung gerufen werden, was von den Weissagungen zu halten ist: Nichts.

Wer sich noch immer auf solche Dinge verlässt, weil sie in „renommierten Zeitungen“ abgedruckt werden, der ist selbst für die Probleme verantwortlich, die daraus resultieren. Erschreckenderweise sind trotz der regelmäßigen prognostischen Totalausfälle die Hinweise auf das regelmäßige Scheitern selbst nach den letzten Jahren immer noch vonnöten. Daher hier einige Aussagen vielzitierter Ökonomen aus den letzten Jahren.

 

 

 

Jeder muss selbst entscheiden, von wem er sich Tipps holt. Weit weg von Prognosen, die auf dem Würfeln mit Tierknochen basieren, sind die Resultate zahlreicher ökonomischer Prognoseprozesse jedoch offensichtlich nicht. Regierungen und bemerkenswerterweise auch viele große Unternehmen scheinen sich jedoch weiterhin allen Ernstes an solchen Aussagen auszurichten, frei nach dem Motto „besser eine falsche Prognose als gar keine“.

Das ist ein Irrtum und in etwa so unsinnig, wie die Aussage, beim Schwimmen habe man besser ein rotes Bleigewicht in der Tasche als ein grünes. Am besten schwimmt es sich auch in Zukunft ohne Blei in der Hose. Es schadet hingegen nie, sich seine eigenen Gedanken zu machen.

Im Rahmen der großen Inflation gab es übrigens vier wirtschaftliche Rezessionen, zwei schwere Energieengpässe und eine in Friedenszeiten beispiellose Einführung von Lohn- und Preiskontrollen.

Dazu muss es freilich nicht kommen. Wenn wir jedoch wie derzeit öfter von der Rezession als neue Hoffnung für das Beendigen der Inflation hören, dann fragen wir uns, mit welcher Reaktion der Notenbanken und Regierungen diejenigen, die auf den Abschwung setzen, im Falle einer Rezession rechnen. Kann man nicht bereits das Wort „ankurbeln“ erahnen?

„Was heißt das für mich konkret?!“

Die aktuelle Inflation ist struktureller Natur. Das führt nicht zwangsläufig zu ständigen Preisspitzen, wie sie durch Verwerfungen an den Energiemärkten ausgelöst wurden. Es führt jedoch zu einem längerfristig deutlich höheren kumulierten Kaufkraftverlust als viele annehmen. Und auch wenn die Inflationsrate mal um einen Prozentpunkt fällt, sinken bekanntlich nicht die Preise. In diesem Falle steigen sie nur weniger schnell. Was aber einmal weg ist, ist weg.

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