Die Zentralbanken spielten abwechselnd die Rolle von Drogenlieferanten, Wanderpredigern und Heckenschützen. Diejenigen, die nichts sagen, ja nicht mal ihre Hände fanden, auf denen sie saßen, werden auch im nächsten Jahr wieder hofiert. Diese Notenbanken sorgen dafür, dass wir aus der Zukunft borgen und alles „vorfressen“ können, was wir irgendwann nachhungern müssen, am Tag der Abrechnung, wenn Schulden nicht mehr umgebucht, sondern ausgebucht werden.
Außer Spesen nix gewesen?
Am Ende dieses verrückten Jahres fehlen dem DAX 13 Prozent. Hauptsache gesund! Auch an den US-Börsen liegen überall Minuszeichen nur so herum. Selbst für Dauersparer, die auf ein Gemisch oder Gebräu von Aktien und Anleihen setzten, gab es sogar Doppelschläge ins Kontor, denn auch die ach so sicheren Staatsanleihen erlebten ihr blaues Wunder und der Rentenmarkt den schlimmsten Absturz seit Ewigkeiten. Die Zinsen stiegen, die Kurse stürzten ab. Gewinnen konnte man nur mit dem US-Dollar und einigen Rohstoffen. In Euro glänzen Gold mit fünf und Silber mit neun Prozent. Aber sonst?
Raub ohne Einbruch
Auch für Leute mit überhaupt keinem Engagement an der Börse, sondern nur Geld auf der hohen Kante oder unter der Matratze, mit Fest- und Termingeld war es ein kalter Schlag ins Wasser. Die Inflation hat dem Ersparten in einem Jahr ein Zehntel weggefressen. Kluge Leute haben ausgerechnet, dass in dieser Zeit hierzulande fast 500 Milliarden Euro Kaufkraft in Luft aufgegangen sind, ganz ohne CO2-Ausstoß. Und das Erstaunliche dabei: Kaum jemand merkt, dass die 50 auf dem 50er keine 50 mehr sind, sondern nur noch 45.
Im nächsten Jahr rechnen Fachleute mit weiteren sieben Prozent Inflation. Dann wird aus der 45 eine 42. Seit der Einführung des Euro wurde aus der 50 auf dem 50er eine 20 oder 15. Wer sich dann noch später seine Ersparnisse aus herkömmlichen „sicheren Sparanlagen“ wie Versicherungen auszahlen lässt, kann das dann mit einem „Vielen Dank für Nichts!“ feiern. (oder so wenig).
Für Leute mit gar keinen Ersparnissen, und das ist ein Drittel der Bevölkerung, wurde das Einkaufen zum Slalomlauf um die überall herumstehenden Preisspitzen. Selbst beim „Preiseinstieg“ im Supermarkt wütet in den unteren Regalen die Inflation. In diesen Regalen klaffen oft „Präsenzlücken“, weil man sich dort zuerst bedient. Die feinen Welten mögen zwar fein sein, aber auch fein teuer. Schließlich bleibt es auch 2023 eine Herausforderung, mit dem Einkommen auszukommen, für immer mehr Menschen.
Was sonst noch geschah
Was gab es bei Ihnen zum Heiligabend? Würstchen und Kartoffelsalat? Volltreffer! Dieses Gemisch feierte einen kometenhaften Aufstieg, wahrscheinlich aufgrund der Unbezahlbarkeit von Ente, Gans und Co. Überhaupt fragt man sich, warum sich die Leute alle Jahre wieder so vollstopfen, natürlich unter größter Ignoranz des ökologischen Fußabdrucks. Wenn Sie dennoch ein gutes Werk in der Hinsicht tun wollen, kleben Sie sich demnächst am Küchentisch fest. Oder an der Heizung. Dann stehen Sie nicht im Weg rum. Den Vegetariern sei noch auf den Weg gegeben, dass die Würstchen auch diesmal schon tot waren und nicht extra haben ihr Leben lassen müssen.
Mathematische Genies haben ausgerechnet, dass die Preise für den Klassiker „W+KS“ jetzt 20 Prozent höher lagen als zum letzten Fest, welches wegen Corona „Weihnachtsruhe“ hieß - mit begrüßenswerten Kontaktbeschränkungen. Eine gute Gelegenheit, sich die unliebsamen Teile der Familie vom Leib zu halten. Und den Teppich sauber…
***Breaking News!***
Seit dem 21. Dezember werden die Tage wieder länger hell. Der Drehpunkt am Abend war schon der 12. Dezember, als die Sonne am schnellsten hinterm Horizont verschwand. Ab dem 30. Dezember werden auch die Morgenstunden wieder lichter. Warum ich das schreibe? Weil es wichtig ist! Oder wollen Sie hier an dieser Stelle etwa lesen, was ich geschenkt bekam, und ob mein Baum ökologisch korrekt aufwuchs und dann, statt brutal gefällt, diesmal tot gestreichelt wurde? Sehen Sie!
„Was heißt das für mich konkret!?“
Ja, ich weiß auch nicht.... Real sind die meisten Leute in diesem Land ärmer geworden. 2023 geht das wahrscheinlich so weiter. Irgendwann ist die Energierechnung höher als die Rente. Jetzt wollte ich doch noch etwas Tröstliches schreiben. Aber was? Mir fällt in Sachen Geld leider nicht viel ein. Sicherlich gibt es auch wieder bessere Kaufkurse, um Geldwerte in Sachwerte zu tauschen. Auch wenn an den Börsen nichts sicher ist: Die Börse kann mal fallen. Die Kaufkraft des Geldes aber wird nie mehr steigen. Höchstens die Erkenntnis, das begriffen zu haben.
Kommentare
Bei Klassiker „W+KS“ bitte ich um Aufklärung, was ist gemeint? Stehe auf dem Schlauch.
Lebensversicherungen würde ich auflösen und die Schütteleuro in Sachwerte investieren. Aktien kaufen nur mit Insiderwissen, sonst geht's vielleicht wie bei Disney mit über 50% in den Süden.
Glückauf
Ihre Kommentare sind ein Höhepunkt der Woche für mich!!
Machen Sie weiter so im neuen Jahr, aber rutschen Sie erst einmal gut rüber,
Grüße aus Bayern
ich habe sehr gelacht, vielen Dank dafür. Und ja, auch bei uns gab es zum Heiligen Abend das „Gemisch“ wie Sie es nennen. Wir verfeinern es aber regelmäßig mit Weißwürsten, was immerhin eine Wahl lässt zum Klassiker, dem Wiener Würstchen.
Ich bin jetzt ca.15 Jahren regelmäßig hier auf diesem Kanal und unter anderem auch wegen Leuten wie Ihnen. Den „weißen Elefanten“ im Raum anzusprechen und den aktuellen Wahnsinn in dieser Welt zu benennen, sind neben dem zu erwartenden dem finanziellen Fachwissen die Momente, welche mich im täglichen Arbeitsalltag hochhalten und mir des Gefühl geben nicht total neben der Spur zu laufen.
Leider treffe ich in meinem Umfeld nur wenige, die nach der gewonnenen Erkenntnis auch weiter denken wollen. Wo ist die Lösung aus dem Theater und wie kann man sie erreichen. oder anders gefragt: Wie sind wir eigentlich dahin gekommen?
Wie man mit Ängsten und Halbwahrheiten regiert werden kann, haben wir älteren Mitbürger aus den neuen Bundesländer noch erfahren dürfen. Von daher ist uns die aktuelle politische Situation nicht wirklich neu, nur kommt sie in der Dimension für Viele doch etwas unerwartet.
Man kann an sehr viele Zufälle glauben oder es eben auch lassen, getreu der Worte von T. Roosevelt: „In der Politik passiert nichts ungeplanter, und falls es doch mal passieren sollte, dann war es so geplant.“
Von daher ist ein gesundes Misstrauen den Regierenden gegenüber immer geboten, auch wenn das heutzutage schon fast als staatsfeindlich gebrandmarkt wird.
Die aktuelle Regierungsriege in Deutschland kann man nur als peinlich bezeichnen, oder mit Frau Wagenknecht konform gehen, welche diese als „die dümmste Regierung aller Zeiten“ bezeichnet hat.
Ein Volk, welches sich die Energieversorgung unter dem Hintern wegsprengen lässt und danach nicht auf Aufklärung drängt, oder auf den Straßen des Landes seinen Unmut über solche unhaltbaren Zustände bekräftigt, hat für mich genau so eine Regierung auch verdient.
Der „Elefant“, der diesen Anschlag auf die europäische Infrastruktur zu verantworten hat, ist auch bekannt, oder zumindest gibt es wenige Länder weltweit, welche die Mitte hierfür haben. Ich bin sehr gespannt wann die ersten Beweise vorliegen, und wie unser schweigender Bundeskanzler damit umgehen wird. Das Gesicht hat man schon verloren, denn jeder normalbegabte Mensch kann den Kreis der Täter und der Nutznießer dieser Aktion ziemlich sicher eingrenzen. Wir kasteien uns also selber im sogenannten Wertewesten. Diese in den Qualitätsmedien totgeschwiegene Erkenntnis wird sich wie eine Made in unsere Vorstellung von Demokratie und Glaubwürdigkeit von Regierungen fressen. Wenn sie auf der anderen Seite rauskommt, dann sieht sie jeder und das mühsam aufgebaute Kartenhaus fällt in sich zusammen.
Den großen Scherbenhaufen im In- und Ausland dürfen wir einfachen Bürger ganz sicher, so wie geschichtlich immer, wegräumen. Das schlechte Gewissen, nicht´s dagegen unternommen zu haben als es noch Zeit war, wird man uns von den Medien dann bestimmt auch einreden wollen, so dass wir uns mal wieder als Verlierer fühlen dürfen, was ja letztlich auch der Sinn der ganzen Unternehmung sein dürfte.
Alles also auf Neustart, niemand war Schuld, und niemand muss auch niemanden um Verzeihung bitten, wie praktisch.
Sorry, aber Sie haben damit angefangen. Ich musste mal wieder etwas Luft ablassen. Danke für die Möglichkeit und danke für Ihr Engagement.
Beste Grüße und alles Gute für das gesamte Team…. JT
Wieder ein echter Meyer!
Einen guten Rutsch und viele »Bonmots« im neuen Jahr, Franky, wünscht ironalex.
Wie gut, dass uns der 500-Euro-Schein rechtzeitig genommen wurde. Vielleicht sollte man sich schon die ein oder andere Schubkarre zulegen; für später, für den Brotkauf beim Backautomaten des lokalen Discounters.
"Oder wollen Sie hier an dieser Stelle etwa lesen, [...] ob mein Baum ökologisch korrekt aufwuchs"
Der ist doch hoffentlich vegan und laktosefrei. :D