Mit Meckern aber ist es nicht getan. Ganz unbemerkt findet ein weit größerer finanzieller Aderlass statt - bei den Guthaben. Wer sich mit viel Glück oder noch größeren Entbehrungen etwas fürs Alter zur Seite gelegt hat, erlebt später sein blaues Wunder. Die Inflation wirkt wie ein schleichendes Gift für die Kaufkraft. Kleines Beispiel gefällig?

Wer 50.000 Euro Ersparnis angesammelt hat, der verliert bei fünf Prozent Inflation im Jahr 2.500 Euro Kaufkraft. Das sind 208 Euro monatlich. Einfach weg. Die einen empfinden das als Bestrafung, die anderen als heimliche Steuer. Beides stimmt. Sparen muss sich also nicht lohnen, außer man wirft dem inzwischen schlechter gewordenen Geld noch mehr schlechteres nach. Doch was wird aus den armen Reichen?

Wer gar eine halbe Million aufs Konto schaffen konnte, sitzt mit so viel Geld noch viel tiefer in der Falle. Eine halbe Million bringt ja heute schon ein verkauftes Haus ein - oder auch ein Erbe, wobei eine halbe Million heute viel weniger wert ist als früher.

Nehmen wir an, jemand hat wirklich eine halbe Million, der verliert bei fünf Prozent Inflation 25.000 Euro im Jahr oder im Monat 2.083 Euro. Dazu noch ein halbes Prozent „Strafzinsen“ für fleißiges Sparen? Schon schrumpft der Haufen um rund 2.300 Euro jeden Monat an Kaufkraft. Wer in ähnlicher Höhe netto verdient, schuftet dann einen ganzen Monat fast komplett gegen den Kaufkraftverlust an. Aber es kommt sogar noch schlimmer.

Laut letzten Zahlen haben die Deutschen 7,7 Billionen Euro auf der hohen Kante, davon rund drei Billionen Euro an Bargeld, im unverzinsten Tagesgeld und in anderen Spareinlagen. Viel Brennmaterial für das Siechtum der Kaufkraft. Hinzu kommen noch die kaum rentierlichen Ansprüche gegenüber Versicherungen im Billionenbereich. Diese versprechen zwar später eine Zahl, nicht aber, was man sich dafür noch kaufen kann.

Und die Rentenansprüche? Diese verdampfen ganz gefahrlos auch von selbst. Zudem kommt man an diese erst viel später ran, wenn sie so leicht geworden sind, dass sie sogar in Milch schwimmen oder vom Winde verweht wurden.

Immerhin legten die Deutschen im letzten Jahr mangels Möglichkeiten, sich von seinem Geld zu trennen, 15 Prozent ihrer verfügbaren Euronen zur Seite. Genaue Zahlen erfahren wir im Frühjahr.

Dass die Zahl der Aktionäre und Fondssparer so stark stieg, war nicht ganz grundlos. Und auch das Plus an den Börsen hat Sparer an die Börsen gelockt. Manch Geldschieber lieferte unbestechliche Argumente, sein Geld an die Börse zu schleppen. Dividenden galten und gelten immer noch als neue Zinsen. Dass diese erst einmal verdient sein wollen, wird dabei meist unterschlagen.

Angesichts der steigenden Preise dürfte es für Unternehmen schwerer werden, ihre damit steigenden Kosten an ihre Kunden oder Endverbraucher weiterzugeben. Die auf Jahressicht um 24 Prozent gestiegenen Großhandelspreise lassen erahnen, dass auch 2022 ein teures Jahr für die Verbraucher wird.

„Was bedeutet das für mich konkret!?“

Sollte die Inflation offiziell auf vier Prozent sinken, was ja auch schon etwas schöner wäre als jetzt, verliert der Sparer mit 50.000 Euro auf der hohen Kante dann „nur“ 2.000 Euro im Jahr. Oder 167 Euro Kaufkraft im Monat.

Kein Wunder, dass man immer öfters hört, man sollte sein Geld jetzt ausgeben. Die Frage ist nur wofür. Wer seine Sparschweine zwar immer besser füttert, diese aber trotzdem immer dünner werden, sollte den Schlachttermin mit Bedacht wählen und nicht auf die ganz lange Bank schieben. Geld zu haben, ist heute eine schwere Bürde. Eher kümmern sich Seelsorger an den Tankstellen um die Tankopfer als um die Spar-Opfer.

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