Schlittern wir wieder in eine Finanzkrise? Ach was! Im Radio hieß es doch, man solle sich keine Sorgen machen. Politik ist eine Kunst, die Leute daran zu hindern, sich um das zu kümmern, was sie am meisten angeht. Und wenn man es genau betrachtet, sind Parkbänke schon wieder die sichersten Bänke, selbst in der Nacht mitten im März. Aber auch Leute mit mehr Geld schlafen in ihren sündhaft teuren Boxspringbetten derzeit unruhig. Es geht wieder mal um ihr liebes Geld und/oder dessen Wert.

Verzockt?

Wie es so ist mit den sichersten Dingen auf der Welt, also dem Tod und der Steuer, läuft ohne die Banken nichts. Etliche Mitarbeiter in den oberen Positionen taugen zur Nutzung als Vorbildfunktion von gesellschaftlicher Relevanz - als abschreckendes Beispiel.

Es ist verflixt. Trotz strengerer Regulierung dieser Industrie weiß derzeit niemand so genau, was in den Kellern der Finanzindustrie noch so alles so herumliegt, und welche Werte die Werte noch haben. Manche Papiere taugen nur für Schönwetterzeiten. Wenn es aber regnet, werden sie schnell weich, wie derzeit sogar die Staatsanleihen. Sie sind aufgrund der Zinswende tief gesunken, während die Renditen stiegen. Das letzte Jahr war ein Horror in diesem Sektor, der größte Horror seit einem Jahrhundert. Wie geht es eigentlich den Hypothekenpapieren?

Jedes Versprechen halbiert sich wieder mal doppelt im Quadrat zur angepriesenen Sicherheit. Wenn diese Papiere, früher gekauft, aber verkauft werden müssen, laufen Verluste auf. So sollen die US-Banken allein über 600 Milliarden US-Dollar nicht realisierte Verluste vor sich herschieben. Die Silicon Valley Bank hat es neulich erwischt. Ihre Kunden zogen Gelder ab. Deshalb wurden die ach so sicheren Staatsanleihen verkauft und führten so zu einem Verlust von 1,8 Milliarden US-Dollar. Geld wollte niemand nachschießen und das Totenglöckchen läutete.

Die gestiegenen Zinsen führen zu den ersten Gewittern und Erinnerungen an die letzte Finanzkrise. Sie wissen ja: Zinsen steigen so lange, bis etwas kaputtgeht. Die Notenbanken kommen jetzt sehr schnell mit Notfallkoffern bzw. Milliardenpaketen um die Ecke und spannen Schutzschirme auf. Beruhigungspillen werden verteilt. Alles sei sicher. Das ist es auch, solange Zentralbanken und Regierungen ihr Hände selbst über den größten Schmutz halten.

Die gute alte Credit Suisse...

Früher war es ein Privileg, dort Kunde zu sein. Im Small Talk machte das was her. Erst musste die „CS“, wie sie so liebevoll genannt wurde, um 50 Milliarden Schweizer Franken bei der Schweizer Notenbank bitten, was offenbar nicht reichte. Immerhin konnte die Großbank in den letzten 20 Jahren rund 42 Milliarden Franken als Boni auszahlen, haben Experten ausgerechnet. Früher brachten Kriege ein Land an die Klippe. Heute reicht dafür eine einzige Großbank. Sie sind die modernen Neutronenbomben in finanzieller Art. Die „Neue Züricher Zeitung“ titelt: „Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht.

In den USA stehen dagegen die Regionalbanken im Feuer, nachdem die Silicon Valley Bank gestürzt ist. Seitdem dürfen US-Banken auch minderwertig gewordene Anleihen als Sicherheiten zum Nominalwert, nicht zum Marktwert bei der US-Notenbank für neues Geld einreichen. Bald auch getragene Kleidung? Soweit zu erfahren war, wurden aus dem Notfenster der FED mehr Geld verborgt als die 110 Milliarden US-Dollar zu besten Zeiten der letzten Finanzkrise. Solange es aber eine Notenbank als Lender of last Resort gibt, muss man sich doch nur wenig Sorgen machen. Nur später um den Geldwert.

Verspätete Lehren

Was soll man tun? Dem Markt Raum zu geben, dass der über das Preisgefüge dafür sorgt, dass die Zombies endlich verschwinden? Zu spät. Nun sind sie eben da. Tritt man heute aber die Glutnester nicht in Windeseile aus, greifen die Funken auf die anderen Banken über und alles fängt Feuer. Niemandem darf etwas passieren, weil sonst allen etwas passiert.

Die Notenbanken stecken im Dilemma und kämpfen gleichzeitig an zwei Fronten. Einerseits wollen sie die durch die Inflation bedrohte Geldwertstabilität erhalten. Andererseits gefährden ihre höheren Zinsen wiederum die Finanzmarktstabilität. Heben die Notenbanker die Zinsen weiter an, geht etwas kaputt. Tun sie das nicht, flammt die Inflation auf. Der Weg des geringsten Widerstandes wird wohl irgendwann wieder eine weitere Flutung der Märkte mit noch mehr Geld sein. Ach, tut man ja! Die Bilanz der FED kletterte in der letzten Woche um 300 Milliarden US-Dollar.

Beruhigungspillen werden verteilt. Niemand soll sich Sorgen machen. Warum dann die Aufregung? Unterdessen ist eine Flucht in sicheren Häfen zu beobachten: Staatsanleihen, Gold und Bargeld, vor allem in den USA. Ist der Bitcoin eine sichere Anlage? Er ist in der letzten Woche um 35 Prozent teurer geworden.

Es bleibt dabei: Wer Geld zur Bank trägt, hat ihr einen Kredit gegeben und dann eine Forderung ihr gegenüber. Geht etwas schief, greift die Einlagensicherung bis 100.000 Euro ein. Sollten dort aber wie bei einer Großbank viele Leute in der Schlange stehen, ist der Topf so schnell leer wie ein Bananenregal in der damaligen DDR. Was ist mit höheren Beträgen? Die werden, so hört man, in kurzlaufende Staatsanleihen umgeschichtet. Dort werfen sie sogar noch etwas mehr Zinsen als Tagesgeld ab. Zudem ist dann nicht die Bank der Schuldner, sondern der Staat. Dieser geht bekanntlich nicht bankrott, sondern höchstens seine Bürger.

 

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