Das berühmte lateinische Sprichwort "sapere aude", das der Königsberger Philosoph Immanuel Kant zum Motto der Bewegung erhoben hat, bildet nicht nur die Grundlage für das erkenntnisgeleitete Streben nach Wissen über die Welt, sondern steht bis heute als wortgewordenes Bollwerk gegen die Macht des Dogmas, sei es religiöser, politischer oder sonstiger Natur. Es regt dazu an, das sicher Geglaubte und den allgemeinen Konsens in Frage und auf den Prüfstein der eigenen Vernunft zu stellen: „Wage es, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“

Stellt man dem aber den heute immer enger werdenden Meinungskorridor gegenüber, dessen Grenzen nur noch der erfährt, der es wagt, der herrschenden Meinung zu widersprechen, so scheint es fast, als drohten wir im Zeitalter der Cancel Culture wieder in Disharmonie mit den Fortschritten der Aufklärung zu geraten. Der Philosoph Julian Nida-Rümelin hat sich unlängst mit dem Spannungsfeld zwischen maximal legitimer Meinungsvielfalt und dem notwendig Unsagbaren beschäftigt.

Die Frage, ob es überhaupt eine Grenze des Sagbaren geben sollte, wird man sich natürlich auch stellen müssen, wie es der Musiker und Autor ZUBY kürzlich in der Piers Morgan Show getan hat (Link [englisch]: https://x.com/komradeperogie/status/1734704133226045777?s=20). In jedem Fall ist es ein Thema von höchster Bedeutung, das dringend diskutiert werden muss, wenn wir wieder in Einklang mit den bisherigen Grundwerten unserer freien Gesellschaft kommen wollen.

Hier finden Sie einen zugehörigen Artikel auf SWR.de: https://www.swr.de/swr2/literatur/julian-nida-ruemelin-cancel-culture-ende-der-aufklaerung-swr2-lesenswert-kritik-2023-09-21-100.html

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"