Gold ist eine der besten Anlageklassen der vergangenen Dekaden. Die im folgenden Chart dargestellte Differenz zwischen der Entwicklung des Goldpreises und dem traurigen Verlauf europäischer Aktien inklusive Dividenden und vor Steuern wird sich auch durch den gesinnungskorrekten Erwerb negativ rentierlicher deutscher Bundesanleihen nicht ausgleichen lassen.

Erkennen, wenn sich die Situation ändert!

Es gibt viele Zeitgenossen, die aus verschiedenen Gründen eine negative Meinung zu Gold äußern oder dies in der Vergangenheit getan haben. Einer von denen, die Gold lange Zeit nichts abgewinnen konnten, ist Warren Buffett, der gemeinsam mit Charlie Munger die Holding Berkshire Hathaway groß gemacht hat. Buffett ist jemand, der klare Meinungen vertritt, an diesen jedoch nicht zwanghaft aus ideologischen Gründen, Unwissenheit oder Gewohnheit festhält.

Buffett ist ein Profi mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung und ist nachweislich dazu in der Lage, seine Meinung zu ändern, wenn sich die Situation ändert. So <link beitrag gold-ist-sinnlos _blank>erwarb Buffetts Holding kürzlich einen Anteil am weltgrößten Goldförderer Barrick Gold. Im Gegenzug <link wirtschaftsfacts beitrag buffett-baut-auch-anteile-an-wells-fargo-in-grossem-stil-ab _blank>veräußerte er nennenswerte Anteile an US-Banken. Wer jetzt sagt, da sei der Herr aber spät dran, sei an zwei Dinge erinnert. Die Entwicklung der US-Bankaktien ist deutlich besser als die der Titel aus dem desolaten europäischen Finanzsektor.

Zudem hängt die Entwicklung der Minenaktien dem Anstieg des Goldpreises noch hinterher. Die fundamentale Bewertung ist in vielen Fällen angemessen und weist reichlich Luft nach oben auf, sollten die Edelmetallpreise auf den erreichten Niveaus verharren oder weiter anziehen.

Von daher ist diese Entscheidung Buffetts nicht nur nachvollziehbar. Sie erfolgt zudem im Vergleich zum Mainstream ziemlich zeitig.

Inkonsistente Risikoeinstufungen sind keine Seltenheit

Andere Kritiker sind nicht so flexibel. Selten sind es Profis, finden Sie sich doch eher bei “Finanzratgebern“ oder in dem, was bei mancher Zeitung noch von der „Wirtschaftsredaktion“ verblieben ist, ihren Platz. In den meisten Fällen wird auch im Wirtschaftsteil beim Ausfüllen der Seiten auf Agenturmeldungen zurückgegriffen.

Der Rest wird nicht selten von Angestellten ohne jegliche Kapitalmarkterfahrung verfasst. Da ist dann ein Derivat immer schlimm, weil Derivate eben schlimm sein müssen, Optionen werden munter mit Optionsscheinen verwechselt, und was man sich unter einem Clearinghouse vorstellt, möchte der Leser lieber gar nicht erst erfahren.

Erschreckend sind die offensichtlichen Inkonsistenzen bei der Betrachtung und Einstufung von Risiken. Ein gutes Beispiel ist das Thema Negativzinsen. Auf der einen Seite wird über diese geklagt, auf der nächsten Seite werden dann dennoch wie seit dreißig Jahren munter Anleihen als risikoarmer Bestandteil eines Portfolios eingestuft.

Darauf folgen Ratschläge für die „attraktive“ Tagesgeldanlage zu 0,35 % bei Banken, deren Namen nicht selten klingen wie ein Gericht aus dem Spezialitätenrestaurant (für die ersten drei Monate, nur bis 20.000 Euro, danach bitte unter *** nachlesen). Wie 2008 sind wir auch heute darüber erstaunt, welch lächerliche Risikoaufschläge Anlegern genügen, um ihre Geldanlagen ohne Prüfung möglicher rechtlicher Konsequenzen munter hin- und herzuschieben.

Bekannte, doch selten genannte Argumente

In so einem Umfeld gedeihen die 1000 Blumen der Kritik am Gold prächtig. Sie welken auch dann nicht, wenn über manchen Kritikpunkt bereits der harte Winter der Realität hereingebrochen ist. Wer kennt nicht den Satz „Gold zahlt keine Zinsen!“ Das ist, sieht man von für Privatanleger eher uninteressanten Leasinggeschäften einmal ab, korrekt.

Es überrascht vermutlich keinen Anleger, der sein Gold im Schrank liegen hat. Niemand erwartet, neun Monate nach dem Kauf einer Unze Krügerrand eine frische Zehntelunze im Nest vorzufinden. Dieses Argument nicht im sich verändernden Licht der Zinsentwicklung zu betrachten ist jedoch nachlässig. Der Anteil der negativ rentierlichen Papiere an allen weltweit emittierten Anleihen liegt mittlerweile bei rund 25 %.

Damit rentiert Gold nicht nur höher als ein Viertel aller Zinspapiere. Es hat zudem auch kein Ausfallrisiko und kein Zinsänderungsrisiko. Ein nicht geringer Anteil der Anleihen, die eine vermeintlich attraktive Rendite aufweisen, schaffen es bekanntlich nicht ins Ziel. Im Segment der Hochzinsanleihen erreicht die Kreditausfallrate in Krisen oft zweistellige Prozentwerte. Wenn zehn Prozent eines Anleiheportfolios ausfallen, hilft dem Anleger auch eine vorher ausgewiesene fünfprozentige Rendite nicht weiter.

Diese und viele andere Argumente, die für Gold als Bestandteil der Geldanlage sprechen, sind bekannt. Sie finden aber erstaunlich selten Eingang in Ratgeber und Zeitschriften. Jeder mag für sich beurteilen, ob dies am Desinteresse der Schreiber oder an den Werbekunden liegt, die vom Verkauf von Publikumsfonds und anderen oft teuren Produkten leben.

Gold – nur etwas für Rechtsradikale?

Ein neues und gar putziges Argument gegen Gold ergänzte kürzlich den Reigen. So durften Leser der ZEIT erfahren, Gold finde „gerade in nationalliberalen und rechtsradikalen Milieus seine Anhänger“. Dies ist ein bemerkenswertes Beispiel aus dem Baukasten „Framing für Anfänger“. Dieser implizite Vorwurf wird ja mittlerweile bei beliebigen Themen immer in dem Moment herausgekramt, wenn jemandem argumentativ die Puste ausgeht.

Jemand, der ähnlich simpel gestrickt ist, könnte im Umkehrschluss die Kritiker von Gold-Anlagen als Inflations- und Kreditausfall-Leugner bezeichnen. Aber in diese Richtung verwendet, wäre die Bezeichnung vermutlich auch nicht korrekt. Man kann es den Leuten einfach nicht recht machen.

Vielleicht rufen die Redakteure der ZEIT mal bei den goldaffinen Zentralbanken Russlands und Chinas an und prüfen, ob dort Gesinnung und Haltung noch korrekt sind. Andernfalls muss der weitgehend unbekannte deutsche Außenminister halt den Widerborsten mit einem Exportverbot für Friesentee drohen. Denen schlottern schon die Knie.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Gold ist ein ernstzunehmender Bestandteil eines langfristig ausgerichteten Portfolios. Das gilt insbesondere in Zeiten umfassender Zentralbankeingriffe und einer als Ziel ausgegebenen Steigerung der Inflationsrate. Für die Käufer von Anleihen ist mit guten, aktiv gesteuerten Portfolios eine nominal positive Rendite zu erzielen. Ein Ausgleich des Kaufkraftverlustes ist jedoch mit Zinspapieren alleine illusorisch. Daher sollte man sich wie immer zwar alle Argumente anhören, Sätze wie „Gold zahlt keine Zinsen“ aber nicht allzu ernst nehmen.

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