Man sollte Aussagen aus Politik und Zentralbank in Sachen Geld immer als „Dauerwerbesendung“ kennzeichnen. Sie bewerben etwas, was keinen Wert hat, aber einen Preis. Das Nichtvorhandensein zugesagter Eigenschaften in Sachen Geld fliegt gerade in der Türkei als Ent-Täuschung auf.

Das Land steckt in großen Schwierigkeiten. Die türkische Lira hat in diesem Jahr gegenüber dem Euro 61 Prozent verloren und fast 70 Prozent gegenüber dem US-Dollar. Vor einer Stunde war es noch weniger. Neulich noch rief der türkische Regierungschef seine Bürger auf, ihre Fremdwährungen und auch Gold in Lira zu tauschen. Passt, Digga!

Türken lieben Gold – aus gutem Grund!

Man misstraut derzeit der türkischen Lira - und das ist das Problem. Sie entpuppt sich als zunehmend wertloser - und nicht nur, weil es immer mehr davon gibt, bei Inflationsraten jenseits der offiziellen zehn Prozent. Die anderen Währungen der Welt und selbst der US-Dollar sind zwar ebenfalls nur bedrucktes Papier, aber man glaubt, dass sie einen Wert haben. Noch. Was kann man tun? Das Geld ausgeben bzw. in etwas Besseres tauschen.

Das Erstaunliche ist jedoch wieder mal, das Gold und Silber ihren Job machen. Sie notieren in der Türkei auf Rekordständen und werden dann auch noch da sein, wenn die Lira verschwunden ist bzw. „reformiert wurde“. Das letzte Mal wurden durch Erdogan 2005 sechs Nullen gestrichen. Auf der Strecke bleiben dann Sparer, die auf Papiergeld als Wertspeicher gesetzt haben. Doch die Türken kennen das und horten diese Lira nicht so gerne wie die Deutschen den Euro. Türken lieben Gold – aus gutem historischen Grund.

Gold kennt keine Krisen…

Hierzulande hat unlängst eine führende Zeitung behauptet, Gold selbst wäre in der Krise. Lachhaft! Gold kennt keine Krise, nur einen Preis für eine Einheit. Dieser wird von der Währung bestimmt. Dass Gold nicht viel macht hierzulande, ist vielleicht sogar eine gute Nachricht, wenn sie denn überhaupt stimmt, denn der Euro hat derzeit einen noch einigermaßen stabilen Wert.

Nicht so ist es in der Türkei. Dort notiert der Goldpreis auf einem täglichen Rekordhoch, was aber an der Schwäche der türkischen Lira liegt. So ging es mit dem Gold in diesem Jahr dort um 58 Prozent aufwärts. Man könnte auch behaupten, die türkische Lira hat im Vergleich zum Gold mehr als die Hälfte abgewertet – und das binnen sieben Monaten.

…zeigt diese aber zuverlässig an

Hierzulande zeigt sich Gold mit einem Minus von drei Prozent einigermaßen stabil, obwohl es sich gefühlt doch mindestens halbiert hat bzw. kaum noch jemand weiß, was Gold ist.

Silber hat in Euroland in diesem Jahr fünf Prozent verloren, in der Türkei aber um 53 Prozent zugelegt. Von wegen langweilig! In der Türkei kann man sogar mit Silber richtig wuchern. Warum nicht dorthin umziehen?

Ach... Das könnte ja letztlich bedeuten, je höher die Preise für die Edelmetalle notieren, desto ungemütlicher wird es – für Leute die nicht so etwas haben – also etwas von ihrer Papierwährung in dieses Zeug umgetauscht haben.

Hätten die Türken schon den Euro…

Führende Meinungsexperten werden nun anmerken, eine schwache Währung sei doch eine gute Währung wegen der größeren Exportchancen eines Landes. Warum aber feiert man dann nicht diese türkische Weichwährung? Und warum kommen gerade die europäischen Banken wegen der Türkei in Bedrängnis? Vielleicht war es doch ein Fehler, die Türkei nicht rechtzeitig in den Euro aufgenommen zu haben. Dann wäre es doch nie zu dieser aktuellen Währungskrise gekommen. Oder?

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