Es sind nur noch einige Tage hin, bis es zu der gemeinsamen Seemilitärübung zwischen den Marinestreitkräften Südafrikas, der Russischen Föderation und der Volksrepublik China vor den Küsten des Landes am Kap kommen wird.

Grund genug, heute ein wenig eingehender auf dieses unmittelbar bevorstehende Ereignis zu blicken. Denn im Zuge dieser militärisch-trilateralen Seemilitärübung wird eine russische Fregatte der Admiral-Gorschkow-Klasse mit hypersonischen Raketen des Typs Cruise Missile bestückt sein.

Kurz nach der Jahreswende war die Fregatte „Admiral Gorschkow“ von der russischen Marinebasis im syrischen Tartus vom östlichen Mittelmeer in den Atlantischen Ozean aufgebrochen.

Russische Fregatte liegt bereits in Südafrika vor Anker

Experten gehen davon aus, dass hypersonische und auf den Namen Zirkon getaufte Raketen sich mit neunfacher Schallgeschwindigkeit fortbewegen und über eine Reichweite von mehr als 1.100 Kilometern verfügen. Inzwischen ist die Fregatte in Südafrika eingetroffen und liegt dort vor Anker.

Seitens der südafrikanischen Verteidigungsstreitkräfte ist die bevorstehende Seemarineübung bereits vor mehreren Wochen offiziell bestätigt worden. Zwischen dem 17. und 27. Februar soll es so weit sein, wenn die Kanonen vor den südafrikanischen Küsten von Richards Bay und Durban in Kwazulu-Natal donnern werden.

Unter Bezugnahme auf die südafrikanische Marine solle die bevorstehende Militärübung dazu beitragen, die ohnehin schon sehr engen Beziehungen zwischen der Russischen Föderation, der Volksrepublik China und Südafrika weiter zu vertiefen.

Nachdem es im Jahr 2019 bereits zu einer gemeinsamen Seemilitärübung zwischen den drei Nationen gekommen war, werden sich die Augen der Welt in wenigen Tagen auf das Land am Kap richten, wenn es zur zweiten gemeinsamen Veranstaltung dieser Art kommen wird.

Der für die Seemilitärübung gewählte Zeitpunkt erweist sich durchaus als interessant, da es am 24. Februar vor genau einem Jahr zum Einmarsch von russischen Truppen in die Ukraine gekommen war.

Südafrika zwischen den Stühlen – doch mit klarer Entscheidungstendenz

Dass die gemeinsame und durch Südafrika ausgerichtete Seemilitärübung ausgerechnet an diesem Tag stattfinden wird, wird den Washingtoner Strategen wahrscheinlich zu denken geben. In den Vereinigten Staaten wird Südafrika nach wie vor als ein Verbündeter betrachtet.

Es überrascht aus diesem Grunde nicht, dass die südafrikanische Regierung in den letzten Wochen unter zunehmende Kritik aufgrund der Ausrichtung der Seemilitärübung mit dem Namen Operation Mosi II (Rauch) geraten ist.

Des Weiteren wächst der Zorn in Washington ob der Tatsache, dass russischen Kriegsschiffen Zugang zu südafrikanischen Häfen gewährt wird.

Südafrika befand sich im vergangenen Jahr unter jenen mehr als drei Dutzend Nationen, die sich angesichts einer UN-Abstimmung über eine Verurteilung der Annexion von vier ukrainischen Oblasten durch Streitkräfte der Russischen Föderation ihrer Stimme enthielten.

In Washington wächst der Unmut

Mitte Januar hieß es in einem Bericht zu den Reaktionen in den Vereinigten Staaten, dass zwischen den USA und Südafrika nun schon seit mehreren Jahrzehnten eine strategische Partnerschaft bestünde.

Aus diesem Grund sei es verständlich, wenn David Feldman, Sprecher der US- Botschaft in Pretoria, in einer offiziellen Erklärung darauf hingewiesen habe, dass die bevorstehende Seemilitärübung vor der südafrikanischen Küste in seinem Land auf große Bedenken stoße.

Südafrika habe den Plan zu einer Abhaltung dieser trilateralen Seemilitärübung trotz der brutalen, gesetzlosen und anhaltenden Invasion von russischen Streitkräften in der Ukraine weiterverfolgt.

David Feldman rief die Verantwortlichen in der südafrikanischen Regierung dazu auf, auf militärischem Gebiet mit anderen Demokratien zu kooperieren, welche sich darauf berufen, die Menschenrechte und internationales Recht zu achten.

Stattdessen habe Südafrika durch sein derzeitiges Verhalten seine politisch unabhängige Einstellung klar und deutlich zum Ausdruck gebracht. Ferner zeige sich, dass Südafrikas Regierung kein diplomatisches Diktat aufgrund des anhaltenden Krieges in der Ukraine von außen in die Entscheidungen der BRICS-Nationen oder in innenpolitische Fragen wünsche.

In Südafrika selbst bezichtigt die größte Oppositionspartei die ANC-Regierung, sich ob der in den nächsten Tagen abzuhaltenden Seemilitärübung auf die Seite der Russischen Föderation geschlagen zu haben.

So sei der Eindruck entstanden, in dem sich ausweitenden Konflikt zwischen dem Westen und der Russischen Föderation keine neutrale Haltung einzunehmen, sondern sich zugunsten einer Seite entschieden zu haben.

Kobus Marais, Schattenverteidigungsminister der größten Oppositionspartei Demokratische Allianz, wurde zuletzt mit den Worten zitiert, dass Südafrika Gefahr laufe, sich von wichtigen Handelspartnern im Westen zu entfremden.

Blick nach Brasilien – Lula da Silva, neuer (alter) Statthalter des BRICS-Gedankens

In Brasilien werden dem (alten) neuen Präsidentenamtsinhaber Lula da Silva im Übrigen ähnliche Vorwürfe gemacht. Im Westen waren große Hoffnungen mit dem Amtswechsel verbunden, doch die jüngste Reise des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz nach Brasilien hat aufgezeigt, wie Lula da Silva die westlichen Erwartungen hat auflaufen lassen.

Niemand braucht ob dieser Entwicklung wirklich überrascht zu sein, da man die Situation in Moskau und Peking augenscheinlich auf eine weitaus realere Weise eingeschätzt hat. Nicht zuletzt wurde dort in den letzten Wochen wiederholt darauf hingewiesen, dass Lula da Silva einst zu den Mitgründern des Blocks der BRICS-Nationen gehört habe.

Lula da Silva sei diesem Gedanken auch heute stark verbunden, weshalb eine fortschreitende Integration Brasiliens in diesen Länderblock in den nächsten Jahren unter Experten als eine der wahrscheinlichsten Varianten erachtet wird.

Südafrikas Außenministerin warnt vor Doppelstandards

Die Ankündigung zu der abzuhaltenden Seemilitärübung war übrigens kurz vor dem jüngsten Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow in Südafrika erfolgt. In diesem Zuge hatte der südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor die getroffene Entscheidung zur gemeinsamen Abhaltung einer Seemilitärübung mit Russland und China vehement gegen jede Kritik verteidigt.

Ferner rief Naledi Pandor die afrikanischen Staaten dazu auf, sich den in anderen Nationen vorherrschenden Doppelstandards zu widersetzen. Naledi Pandor wurde in diesem Zuge mit folgenden Worten zitiert:

Was ich selbst tue, ist okay aus meiner Sicht, doch andere können sich nicht auf eine solche Weise verhalten, weil es sich bei ihnen entweder um sich entwickelnde Schwellenländer oder um Nationen auf dem afrikanischen Kontinent handelt. Es handelt es sich um einen Missbrauch von internationalen Praktiken.“

Der südafrikanische Staatspräsident Cyril Ramaphosa hatte im Anschluss an das im Jahr 2019 im russischen Sotchi abgehaltene Afrika-Russland-Gipfeltreffen mitgeteilt, dass aus Russland und China stammende Investitionen den afrikanischen Kontinent auf eine positive Weise veränderten.

„Abkehr vom ausbeuterischen Verhalten der westlichen Kolonialländer“

Hierbei handele es sich laut Cyril Ramaphosa um eine Abkehr der afrikanischen Nationen von den ausbeuterischen Verhaltensweisen der westlichen Kolonialmächte. Im vergangenen Jahr erklärte Cyril Ramaphosa im Rahmen der 14. Zusammenkunft der BRICS-Nationen, dass die südafrikanischen Exporte an andere BRICS-Länder im Jahr 2021 inzwischen einen Anteil von 17 Prozent ausgemacht haben.

Die südafrikanischen Importe aus diesen Ländern beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf 29 Prozent. Lag der Außenhandel Südafrikas mit den BRICS-Ländern im Jahr 2017 noch bei 487 Milliarden Rand, so hat sich dieser Wert bis zum Jahr 2021 auf über 700 Milliarden Rand gesteigert. Allgemein wird damit gerechnet, dass diese Zahlen weiter steigen werden.

Die in den BRICS-Nationen geschätzte Einwohnerzahl beläuft sich aktuell auf knapp 2,9 Milliarden Menschen oder einen Anteil von gut 42 Prozent an der Weltbevölkerung. Im laufenden Jahr soll es erstmals seit langer Zeit zu einer Neuaufnahme von Mitgliedsländern in den BRICS-Block kommen.

Der Iran, Argentinien und Algerien haben ihre Bewerbungen für eine Neuaufnahme bereits formal eingereicht. Daneben haben die Türkei, Ägypten und auch Saudi-Arabien zuletzt wiederholt ihr Interesse an einer Aufnahme in den Block der BRICS-Nationen bekundet.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite von mercopress.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Als Afrika-Veteran kann ich bestätigen, dass die durch Cyril Ramaphosa ausgesprochenen Worte nicht nur vielerorts im eigenen Land, sondern auch in einer ganzen Reihe von anderen afrikanischen Nationen auf fruchtbaren Boden gefallen sind und diese Sichtweise geteilt wird.

In Kenia, Tansania, Mozambique, Sambia, Simbabwe oder Angola sehen die Dinge kaum anders aus, wenn die intellektuelle Klasse und das zarte Pflänzchen einer heranwachsenden Mittelschicht dieser Länder sich einfach nur keine Einmischung durch westliche Staaten in die eigenen inneren Angelegenheiten mehr wünscht.

In vielen dieser Nationen des afrikanischen Kontinents ist lange schon die Entscheidung zu einer Vertiefung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit der Volksrepublik China getroffen worden. Dies mag auch daran liegen, dass westlichen Regierungen auf dem afrikanischen Kontinent vielerorts einfach nicht mehr geglaubt wird.

In Cyril Ramaphosas Worten oder den in diesem Bericht zitierten Aussagen von Naledi Pandor spiegeln sich diese wachsenden Vorbehalte auf eine recht anschauliche Weise wider.

Abschließend sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass ich die voranschreitende Durchdringung des afrikanischen Kontinents durch China am Beispiel Kenias mittels dieses eigenen Videoberichtes vor einiger Zeit für Sie in Bild und Ton geschildert hatte.

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