Die Reste von Amerikas Stahlindustrie befanden sich bislang im Zentrum der Versuche Donald Trumps und des Weißen Hauses, abgehalfterte und größtenteils nach Übersee ausgelagerte Wirtschaftsbereiche in der Heimat wieder salonfähig zu machen.

Schon Obama & EU erhob Sonderzölle zum Schutz vor chinesischer Überproduktion

Bereits unter der Amtszeit von Barack Obama verhängte die US-Regierung teils astronomische Sonderzölle auf bestimmte Stahleinfuhren aus China, um die Reste der Stahlindustrie in der Heimat und deren Arbeitnehmer vor Dumping-Preisen chinesischer Anbieter zu schützen.

China blickt im Stahlbereich auf derart hohe Überkapazitäten, dass chinesischen Anbietern kaum mehr etwas anderes übrig geblieben ist, als ihre heimische Deflation in alle Welt zu exportieren. Auch in der Europäischen Union ließ man sich nicht lange bitten und zog recht bald nach, um die heimischen Stahlzölle bedeutsam anzuheben und Unternehmen wie ThyssenKrupp vor Dumping-Angeboten aus China abzuschirmen.

Stahlpreise nach Sonderzollverhängung gestiegen, aber Kurse purzeln

In den Vereinigten Staaten ist ein messbarer und sich aus der Verhängung von Sonderzöllen resultierender Erfolg im Angesicht der durch das Weiße Haus verfolgten Strategie namens Make America Great Again bislang weitestgehend ausgeblieben. Zwar legten die Stahlpreise nach der Verhängung der Stahlsonderzölle in den USA ursprünglich erst einmal zu.

Trotz allem befinden sich die Kurse der Aktien von amerikanischen Stahlherstellern seit der Einführung der Stahlsonderzölle durch US-Präsident Trump im vergangenen Jahr mehrheitlich im Abschwung.

Wachsende Bedenken unter Akteuren an den Finanzmärkten hinsichtlich einer Intensivierung des Handelskriegs zwischen den USA und China sind längst schon in offene Furcht vor einem sich beschleunigenden Abschwung in der globalen Wirtschaft umgeschlagen.

OECD senkt Wachstumsprognose erneut, drei größte US-Stahlproduzenten mit Gewinnwarnung

Ein potenziell rückläufiges Weltwirtschaftswachstum erweist sich allerdings als Bedrohung aus Sicht der absehbaren Nachfrage nach Rohstoffen aller Art – und Stahl im Besonderen! Nicht von ungefähr haben die drei bedeutendsten US-Stahlproduzenten – namentlich U.S. Steel, Nucor und Steel Dynamics – zuletzt allesamt Gewinnwarnungen mit Blick auf den Verlauf des 3. Quartals abgegeben.

Der weltweite Abschwung im Produzierenden Gewerbe – einschließlich der USA – fordert von den Unternehmen ihren zu erwartenden Tribut. Über Preismacht verfügen Stahlhersteller in den Vereinigten Staaten unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen zudem kaum mehr. Erst in der letzten Woche senkte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) abermals ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft.

Unsicherheit aufgrund des Handelskriegs weiter hoch - Aktie von U.S. Steel im Sinkflug

Nach wie vor ist der Grad der Unsicherheit an den internationalen Märkten aufgrund des anhaltenden Handelskriegs sehr hoch, was sich negativ auf die Unternehmensstimmung und das Vertrauen in die zukünftige Entwicklung und die Investitionen auswirkt.

Es macht sich langsam aber sicher bemerkbar, dass die beobachtbaren Geschehnisse nun auch bei den Industrieendkunden und privaten Verbrauchern angekommen zu sein scheinen. Und so verwundert es auch kaum, dass die Aktie von U.S. Steel zum Ende der vergangenen Woche in den Sinkflug überging, nachdem das Unternehmen Investoren und Analysten im 3. Quartal einen noch höheren Verlust als bislang erwartet in Aussicht stellte.

Zu Beginn der letzten Woche hatte der Konkurrent Nucor im Hinblick auf schlechte Nachrichten vorgelegt, eine Gewinnwarnung aufgrund einer sich verschlechternden Nachfrage aus der Auto-, Agrar- und Energieindustrie abgebend.

Nach Einführung der Sonderzölle wurde Produktion hochgefahren – Preise und sinkende Nachfrage machen Strich durch die Rechnung

Im Vertrauen in die Wirksamkeit der durch das Weiße Haus eingeführten Stahlsonderzölle hatten Amerikas Stahlproduzenten in der Folge ihre Produktionskapazitäten bedeutsam hochgefahren. Diese Entscheidung rächt sich nun, da die Stahlpreise den Unternehmen im Angesicht einer sinkenden Nachfrage und Erwartungen an eine sich weiter abschwächende Weltwirtschaft die Profite vermasseln.

Abschließend sei noch angemerkt, dass der viel beachtete Einkaufsmanagerindex für das Produzierende Gewerbe des Institute of Supply Management (ISM Index) im Monat August auf 49,1 Punkte gesunken ist. Die eingehenden Daten für August erwiesen sich aus dem Blickwinkel der Vereinigten Staaten als noch schwächer als allgemein zuvor unter Analysten erwartet.

Schwäche im Produzierenden Gewerbe nährt Rezessionsängste

Die ausgeprägte Schwäche in Amerikas Energie-, Agrar- und Industriesektor nährt berechtigterweise wachsende Bedenken unter Analysten und Investoren bezüglich eines potenziellen Rezessionsausbruchs in den USA. Nicht von ungefähr befinden sich die Zinsen in den USA – wie auch in weiten Teilen des Rests der Welt – wieder am Sinken.

Auch ein Blick auf den Verlauf von Amerikas großen Stahlaktien gibt Anlass, diese Bedenken Ernst zu nehmen. So hat beispielsweise die Aktie von U.S. Steel Corporation seit Jahresbeginn um rund 40 % an Wert eingebüßt.

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