Befreiungsschlag oder Schwäche der Fed?

War es tatsächlich ein Befreiungsschlag, den Fed-Chef Jerome Powell in der laufenden Woche landete, indem er ankündigte, demnächst eine „Zinspause“ einzulegen, um den Zinsanhebungszyklus der Fed im nächsten Jahr unter Umständen zu beenden?

Ich habe da so meine Zweifel und berufe mich auf zuvor getätigte Aussagen. Erstens könnte es gut und gerne sein, dass die politische Unabhängigkeit der Fed seitens der Finanzmärkte fortan angezweifelt wird. Und zweitens könnte die Ankündigung von Jerome Powell dazu führen, dass die Stimmung an den Finanzmärkten vollends kippt, indem aktuelle Wachstumsprognosen ganz plötzlich mit großer Skepsis betrachtet werden.

Geht es der US-Wirtschaft tatsächlich so gut wie es die Fed und die US-Regierung über ihre medialen Finanzanhängsel in diesen Tagen verbreiten? Einmal mehr möchte ich Sie auf die desaströsen Aussagen von Ben Bernanke im Jahr 2005 verweisen.

Zum damaligen Zeitpunkt noch ökonomischer Top-Berater der US-Regierung, konstatierte Bernanke zu Zeiten des Platzens an Amerikas Häusermärkten, dass es der Wirtschaft in den USA so gut wie nie ginge und die heimischen Häuserpreise „auf ewig klettern“ könnten.

Was daraufhin zwischen den Jahren 2006 und 2010 geschah, ist den meisten unter uns nur noch allzu gut im Bewusstsein. Irgendwann funktioniert das Hochreden der Wirtschaft nicht mehr, woraufhin der Wind an den Finanzmärkten zu drehen beginnt.

Ob wir abermals an einem solchen Punkt in der Welt stehen, dürfte sich spätestens ab Beginn des neuen Jahres zeigen. Auch bei Phoenix Capital kann man der jüngsten Ankündigung von Jerome Powell rein gar nichts abgewinnen.

Viel eher werden dessen Aussagen als Schwäche denn als Stärke interpretiert. Die plötzliche 180-Grad-Wende der Fed wird dort mit ebenso großer Skepsis gesehen.

Denn über einen Zeitraum von elf Monaten blieb Fed-Chef Powell in seinen öffentlichen Statements stets bei seiner Ansicht, laut der die US-Wirtschaft boome, weshalb die Fed ihren Leitzins weiter anheben werde – und zwar bis Ende des Jahres 2019.

Powell pochte auf die Korrektheit seiner Sichtweise, obwohl die Schwellenländermärkte in die Knie gingen. Die dortigen Börsen sind über die letzten Monate um durchschnittlich 30 Prozent eingebrochen – und befinden sich technisch gesehen in neuen Bärenmärkten.

Auch die wachsende Kritik, laut der die Geldpolitik der Fed das globale Wachstum zerstöre, schien Jerome Powell bis zu seiner dieswöchigen Ankündigung nicht sonderlich zu kratzen. Zuverlässige ökonomische Alarmgeber wie der Kupferpreis & Co. sind inzwischen ebenfalls in neue Bärenmärkte abgedriftet.

Überdies mehren sich die Anzeichen, laut denen die Gewinnentwicklung unter Amerikas Unternehmen ihren Höhepunkt überschritten haben dürfte. Vieles deutet darauf hin, dass das Hoch im zweiten Quartal 2018 erreicht wurde.

Marktakteure sehen plötzliche Ankündigung kritisch

Nichts davon spielte aus Sicht von Powell in den vergangenen Monaten auch nur irgendeine Rolle. Und exakt aus diesem Grund wird die plötzliche Ankündigung zu einer möglichen Zinspause der Fed unter vielen Marktakteuren auch äußerst kritisch gesehen.

Warum? Ganz einfach deshalb, weil sich abzuzeichnen beginnt, dass sich in Wirtschaft und Finanzsystem abermals schlimme Entwicklungen zusammenzubrauen scheinen. Sonderbar ist doch allein die Tatsache, dass die Powell-Fed ein Abdriften der meisten Emerging-Markets-Börsen in neue Bärenmärkte wissentlich und in vollem Bewusstsein hingenommen hat.

Gleichzeitig wurde ignoriert, dass ökonomisch hoch sensitive Takt- und Alarmgeber wie der Kupferpreis gecrasht sind. Bei Phoenix Capital hat man am Tag der Powell-Ankündigung den Blick auf wichtige Signalgeber nicht aus den Augen verloren.

Beispielsweise hat der US-Dollar am Tag der Powell-Ankündigung kaum auf dessen Aussage zu einer möglichen Zinspause reagiert. Vielmehr ließ sich beobachten, dass der US-Dollar noch nicht einmal um ein Prozent nachgegeben hat. Der GROSSE US-Dollar-Absturz, der am Tag der Powell-Ankündigung durch die Finanzmedien beklagt wurde, erweist sich im Chart betrachtet als nicht mehr als ein laues Lüftchen.

     

Alarmsignal - Kaum Bewegung an den Anleihemärkten

Falls die Entscheidung des Fed-Chefs zu einer Aufgabe der eigenen „Falkeneinstellung“ an den Währungsmärkten als etwas Gutes interpretiert würde, wäre der US-Dollar an besagtem Tag wahrscheinlich um bis zu zwei Prozent abgestürzt. Tatsache ist allerdings, dass sich der Rückgang auf nicht einmal einen halben Prozentpunkt (!) belief.

Und dies wird unter einer wachsenden Anzahl von Beobachtern mittlerweile in einer Weise interpretiert, dass sich Ungemach zusammenbraut. Denn auch an den Staatsanleihemärkten Amerikas kam es nach der Powell-Ankündigung kaum zu Bewegungen. So beendete der Zins auf den richtungsweisenden Regierungsbond mit einer Laufzeit von 10 Jahren den Handel an besagtem Tag nahezu unverändert.

     

Stillstand deutet auf missliche Stimmung

Würde es sich im Fall der dieswöchigen Fed-Ankündigung um etwas Gutes handeln, wären die Zinsen in den USA sehr wahrscheinlich weiter nach oben geklettert, da die Erwartungen davon allgemein von einer einsetzenden Inflation/Reflation ausgegangen wären. Doch dazu kam es nicht.

Nicht nur an den Währungsmärkten, sondern auch an den Bondmärkten scheint die Stimmung nach den Aussagen Powells keineswegs gut zu sein. Vielmehr scheint Powell – aus welchen Gründen auch immer – auf den „Panikknopf“ gedrückt zu haben, was durchaus dazu führen könnte, dass es an den Aktienmärkten demnächst zu starken Rückgängen kommen könnte.

      

Vielleicht nehmen Sie sich die Zeit, um die Dinge als Anleger auch aus diesem (kritischen) Blickwinkel zu betrachten, um die Entwicklung so aufmerksam wie möglich zu verfolgen. Ihr Depot mag es Ihnen zu gegebenem Zeitpunkt danken!

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