Noch immer zeichnen sich in Japan keine Veränderungen in der Geldpolitik der Bank of Japan ab. Im Gegenteil machte der Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, kürzlich darauf aufmerksam, dass eine ultralockere Geldpolitik in Japan aufrechterhalten werden müsse, um die heimische Wirtschaft bestmöglich zu unterstützen.

Kerninflationsrate steigt bereits im siebten aufeinanderfolgenden Monat

Was den japanischen Notenbankern dabei jedoch so gar nicht in den Kram passen dürfte, ist die Tatsache, dass die für den Monat Oktober gemeldeten Inflationsdaten erneut für Unruhe an Japans Finanz- und Bondmärkten gesorgt haben.

Danach ist die japanische Kerninflationsrate im Monat Oktober im Vergleich mit derselben Periode des Vorjahres auf ein 40-Jahres-Hoch von 3,6 Prozent geklettert. Wie kaum anders zu erwarten, haben die in vielerlei Bereichen nach wie vor hohen Rohstoffpreise samt der sich fortsetzenden Yen-Schwäche die Importpreise in die Höhe getrieben. Aus der nachfolgenden Grafik von tradingeconomics.com geht der Verlauf der japanischen Kerninflationsrate hervor.

 

In diesem Zuge hat sich das japanische Handelsdefizit im Monat Oktober noch deutlich stärker ausgeweitet als unter Analysten an den internationalen Finanzmärkten prognostiziert. Der Hauptgrund hierfür leitet sich anhand der Tatsache ab, dass die steigenden Importkosten das heimische Exportwachstum inzwischen überflügeln.

Für ein Land wie Japan, dessen Wirtschaft – ähnlich wie jene in Deutschland – auf dem sogenannten Exportmotor fußt, sind dies gewiss keine guten Neuigkeiten.

Japans Wirtschaft schrumpft im dritten Quartal

Hinzu kommt, dass die japanische Wirtschaft im dritten Quartal geschrumpft ist. Hierbei handelt es sich um eine Entwicklung, die zuvor kaum ein Analyst an den Finanzmärkten prognostiziert und auf dem Schirm gehabt hatte. Aus der nachfolgenden Grafik von tradingeconomics.com geht der Wachstumstrend der japanischen Wirtschaft auf Quartalsbasis hervor.

 

Angemerkt sei, dass die für den Monat Oktober eingehenden Kerninflationsdaten das eigens gesetzte Zielinflationsband der Bank of Japan von maximal zwei Prozent nun schon den siebten aufeinanderfolgenden Monat übertroffen haben.

Allein an dieser Entwicklung wird deutlich, welchen Herausforderungen sich die Bank of Japan im Hinblick auf ihre betriebene Geldpolitik ausgesetzt sieht. Denn der Druck im Kessel steigt zusehends, da die Forderungen nach einer Anpassung beziehungsweise Anhebung der nach wie vor ultraniedrigen Zinssätze wachsen.

Holt der US-Dollar zurzeit nur Atem?

Ein wenig Entspannung zeichnete sich angesichts einer anhaltenden Korrektur des US-Dollars am heimischen Währungsmarkt ab. So konnte sich die japanische Währung gegenüber dem US-Dollar zuletzt wieder ein wenig auf rund 141 Yen pro US-Dollar erholen.

Währungsanalysten trauen dem Braten allerdings nicht so recht, da sich die berechtigte Frage stellt, ob der US-Dollar gegenüber anderen Fiat-Währungen wie dem japanischen Yen oder dem Euro momentan einfach nur Luft holt, um vielleicht schon in absehbarer Zeit zu einer neuen Rallyebewegung anzusetzen.

Beendigung des Moral Hazards, den Notenbanken selbst hervorgerufen haben…

Wie dem auch sei, so hat der ehemalige stellvertretende Gouverneur der Bank of Japan, Hiroshi Nakaso, in der vergangenen Woche dazu aufgerufen, dass Zentralbanken – inklusive der Bank of Japan – ihre Notunterstützungsmaßnahmen aufgeben müssten, um einem Moral Hazard an den internationalen Finanzmärkten entgegenzuwirken.

In dieser Forderung spiegelt sich ein hoher Grad an Ironie, da es die Bank of Japan höchst selbst gewesen ist, die den Moral Hazard einschließlich MMT institutionalisiert hat. Seit gut dreißig Jahren verharrt der japanische Leitzins nun schon um die Marke von null Prozent.

Gleichzeitig bediente sich die Bank of Japan als erste Notenbank der Welt eines permanenten Anleihekaufprogramms (QE), das aus heutiger Sicht dazu geführt hat, dass die Bank of Japan anteilig mehr als die Hälfte der am heimischen Staatsanleihemarkt (JGB-Markt) ausstehenden Bonds in ihrem Portfolio hält.

Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass auch nur der kleinste Hinweis auf einen Entzug der Liquiditätsbowle durch die Bank of Japan zum Ausbruch einer fulminanten Schulden- und Finanzkrise in Japan zu führen droht.

Alle Augen richten sich auf Japans Pensions- und Rentensystem

Die größte Sorge, die das japanische Finanzministerium in diesen Tagen umtreibt, leitet sich anhand der Befürchtung eines möglichen Kollapses des heimischen Pensionssystems ab. Eine potenzielle Abkehr der Bank of Japan von der seit dreißig Jahren in der Heimat verfolgten Geldpolitik würde unter Bezugnahme auf Finanz- und Währungsanalysten wohl unmittelbar zu einer solchen Entwicklung führen.

In einem in der vergangenen Woche publizierten Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hieß es, dass sich Hiroshi Nakaso unter den Top-Anwärtern auf die Amtsnachfolge des aktuellen BoJ-Gouverneurs Haruhiko Kuroda befindet.

Hiroshi Nakaso ist zusätzlich der Auffassung, dass es einer Zentralbank leichter fallen wird, sich von der Strategie einer ultralockeren Geldpolitik zu verabschieden, wenn die Wirtschaft eines Landes erst einmal unterhalb ihres Wachstumspotenzials vor sich hin dümpelt.

Wird Hiroshi Nakaso in einem hohen Amt noch zu seinen Aussagen stehen?

Analysten nehmen diese Worte zwar zur Kenntnis, machen jedoch auch darauf aufmerksam, dass es aus Sicht von Hiroshi Nakaso leicht sei, eine solche Ansicht zu vertreten, da Hiroshi Nakaso momentan keine Verantwortung für die geldpolitische Entwicklung in seiner Heimat zu übernehmen brauche.

Sollte Hiroshi Nakaso die Amtsnachfolge von Haruhiko Kuroda antreten, so dürften sich dessen aktuelle Forderungen wahrscheinlich schon kurz nach dessen Amtsantritt relativieren. Erwähnt sei an dieser Stelle, dass Hiroshi Nakaso über seine Grundansichten im Verlauf der letzten Dekade keinen Hehl gemacht hat.

Danach habe sich die über Jahre intensivierende Sichtweise unter Investoren als korrekt erwiesen, die darauf fuße, dass Zentralbanken den internationalen Finanzmärkten im Fall einer Krise stets zu Hilfe eilen würden.

Zuletzt habe sich dies, so Hiroshi Nakaso, einmal mehr anhand der Covid-Krise – und den außergewöhnlichen Maßnahmen mit dem Ziel einer Bekämpfung dieser Krise – beobachten lassen.

Nichtsdestotrotz bestünde „die Notwendig zu einer sofortigen Beendigung dieses Moral Hazards“, wenn eine akute Krise als überwunden angesehen wird.

Hiroshi Nakaso wies im Anschluss an seine Ausführungen im Rahmen eines an der Universität von Tokio zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds abgehaltenen Seminars einschränkend darauf hin, dass dies allerdings leichter gesagt als getan sei. Schließlich handele es sich hierbei um zueinander in Widerspruch stehende Argumente.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von todayonline.com. Eine Fortsetzung dieses Berichts folgt in einem zweiten Teil. Darin wird es am entsprechenden Berichtsende dann auch zu einer persönlichen Einschätzung der Situation kommen.

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