Nein, werte Leser, ich bin nicht jener, der das, was Sie in der Überschrift dieses Berichtes gelesen haben, behauptet. Ich bin lediglich der Überbringer dieser unerfreulichen Nachricht.

Auf dem Weg in den „Sozialismus für Reiche“ statt Bereinigung

Ähnlich Worte hatten wir auf dem Höhepunkt der Finanzkrise bereits seitens des amerikanischen Ex-Präsidenten George W. Bush vernommen. Auch Bush äußerte sich im Hinblick auf bis dahin ungesehene Bankenbailouts durch den Staat damals in eben jener Weise.

Wir müssen die kapitalistischen Spielregeln aussetzen, um den Kapitalismus zu retten“, wie es damals aus dem Weißen Haus hieß. Seitdem hat sich nichts geändert. Vielmehr haben sich staatliche Interventionen in die Finanzmärkte und die damit einhergehenden Manipulationen verewigt.

Immer klarer zeichnet sich ab, dass das durch Zentralbanken über die letzten Jahre erzählte Narrativ eines Zurück zur „Normalität“, was immer der Einzelne darunter auch verstehen mag, überhaupt nicht mehr möglich ist.

Nun wird auf eine solche Weise jedoch nicht der Kapitalismus gerettet. Vielmehr ist der Weg in einen neuen Sozialismus und die staatliche Planwirtschaft geebnet worden, die wir vor dreißig Jahren hinter uns gebracht geglaubt zu haben schienen.

Von Francis Fukuyamas „Ende der Geschichte“ kann keine Rede mehr sein.

Es ist noch viel schlimmer, da es sich um einen „Sozialismus für Reiche“, als den ihn Jim Rogers in der Vergangenheit so treffend beschrieben hat, handelt. Ein kapitalistisches System braucht man nicht zu retten. Alles was es zu einer Erneuerung des Kapitalismus benötigt, ist ein Bereinigungsprozess nach Phasen der Exzesse.

Finanzpolitik sorgt für „wachsenden Populismus“

Dass sich Regierungen und Notenbanken spätestens seit der Finanzkrise mit aller Macht gegen einen solchen Bereinigungsprozess stemmen, zeigen die haarsträubenden Entscheidungen, die seitdem getroffen wurden. Folge ist, dass ein aus dieser Sichtweise alternativloser Weg der sich verewigenden Gelderzeugung eingeschlagen wurde.

Fakt ist, dass durch die sich verewigenden Interventionen und Eingriffe von Regierungen und Zentralbanken in die Finanzmärkte und die Wirtschaft eben jene gerettet werden, die auf Basis ihrer vormals getroffenen Entscheidungen eigentlich längst schon hätten bankrott sein sollen.

Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass in eben jenem Aspekt die Wurzel des weltweit „wachsenden Populismus´“ zu finden ist, da sich die getroffenen Entscheidungen unter Regierungen und Notenbanken in einer immer weiter zunehmenden Schieflage und einem wachsenden Ungleichgewicht sowohl in Wirtschaft als auch Gesellschaft widerspiegeln.

Es nutzt uns in der Schlussphase dieser Geschichte alles nichts, wenn am dicken Ende nur noch die Verursacher von Finanzmarktkrisen auf ihren immerfort tönernen Füßen stehen werden, während der Rest des Systems nur noch einen Schatten seiner selbst darstellt oder unter dem politischen Gewicht der Finanzmärkte kollabiert sein wird.

Die einzigen Leute, die sich nach wie vor für eine Fortdauer oder eine Wiederaufnahme von Anleihekäufen durch Zentralbanken stark machen, scheinen sich zunehmend unter verängstigten Kapitalverwaltungsfirmen zu finden.

Merryn Somerset Webb von der Financial Times bringt es auch den Punkt!

Am letzten Wochenende eine Kolumne in der Financial Times schreibend, sparte Money-Week-Chefredakteurin Merryn Somerset Webb nicht mit verbaler Schelte an Vorständen des Kapitalverwalters BlackRock, nachdem diese Personen die Europäische Zentralbank dazu drängten, neben Anleihen in der Zukunft auch Aktien anzukaufen. Merryn Somerset Webb schreibt in einem Auszug aus ihrer Kolumne hierzu wie folgt:

Unsere Sinne sind im Laufe der vergangenen Dekade durch zunehmend extremere Entscheidungen in der Geldpolitik vernebelt worden, so dass wir endlich einen Schritt zurücktreten müssen, um das große Gesamtbild neu zu betrachten. Was hier (seitens BlackRock) vorgeschlagen wird, ist, dass die EZB als Institut in Staatseigentum elektronisch Geld erzeugt, um dieses Geld für Aktienkäufe und den Erwerb von Anteilen an privatwirtschaftlichen Firmen zu nutzen. Um es mit anderen Worten auszudrücken: Der einzige Weg, um den Kapitalismus zu retten, ist, ihn zu verstaatlichen.“

Was soll man dieser treffenden Aussage noch hinzufügen? Eigentlich ist hiermit alles gesagt. Unser Weg ist vorgezeichnet, wenn wir uns als Gesellschaft nicht endlich mehrheitlich gegen eine schleichende Einführung von staatlicher Planwirtschaft aussprechen.

Enteignungsdebatten, frech lancierte Verstaatlichungsvorschläge von Fluggesellschaften unter dem Deckmantel des Klimawandels und die Zerstörung der Autoindustrie sind nur die abschreckendsten Beispiele, die uns in Deutschland Tag um Tag im Angesicht dieses Irrwegs präsentiert werden.

Hinzu gesellt sich die zunehmende Überwachung, was uns im Westen im Falle des Ausbruchs einer großen Wirtschaftskrise über Nacht plötzlich wieder in einem System mit totalitären Elementen aufwachen lassen könnte. Genau gegen diesen drohenden Ausblick habe ich mich in den vergangenen Jahren so vehement ausgesprochen.

Lassen sich die unzähligen Preisblasen ohne gleichzeitigen Ausbruch einer globalen Liquiditätskrise deflationieren?

Dass global aktive Kapitalverwalter abermals ihr Klagelied aufgrund des aus der Bilanzschrumpfung und den erfolgten Zinserhöhungen der Federal Reserve resultierenden Liquiditätsabzugs – wenn man das Auslaufen der Anleihekäufe durch die EZB noch mit einbezieht – anstimmen, ist aus deren rein egoistischer Perspektive verständlich.

Denn ein Ende von QE geht auch mit einem Ende konstant kletternder Vermögenspreise an den Finanzmärkten einher. Wenn die Vermögenspreise erst einmal sinken, wie sich dies an vielen hochpreisigen Immobilienmärkten in den USA gerade beobachten lässt, werden die Kreditmärkte praktisch über Nacht wieder zu einem Problem.

Doch lassen sich die unzähligen Vermögenspreisblasen eigentlich ohne den gleichzeitigen Ausbruch einer globalen Liquiditätskrise deflationieren? Dass an den Finanz- und Kapitalmärkten derart lautstark nach Zinssenkungen samt einer Wiederaufnahme von QE durch große Zentralbanken gerufen wird, legt den Schluss nahe, dass dem nicht so ist.

Die Situation ist nur durch fortlaufende Manipulation aufrecht zu erhalten

Die nun durch BlackRock ins Spiel gebrachte Forderung nach Aktienankäufen durch die EZB scheint augenscheinlich darauf abzuzielen, eine Wiederholung der Ereignisse in den Jahren 2007 bis 2009 zu verhindern. Doch was verbirgt sich hinter dem bereits offensichtlich erfolgten Einknicken der Notenbanken vor den Forderungen der großen Finanzmarktakteure?

Leitet sich daraus nicht eine baldige Auflage neuer Spezialvehikel nach Art der Maiden-Lane-„Rettungsfonds“ ab, um nicht mehr handelbare Schrottpapiere aus der Schusslinie zu bringen, und Investoren gleichzeitig mit einem Mehr an Liquidität zu versorgen?

Die kurzfristige Liquiditätslage an den Finanzmärkten einmal beiseite lassend, lässt sich davon ausgehen, dass das zugrundeliegende – und wahre – Motiv unter Zentralbanken in Bezug auf erneute Zinssenkungen sehr wahrscheinlich nichts mit dem allgemeinen Wirtschafts- oder Jobwachstum zu tun hat.

Vielmehr zeichnet sich die Insolvenz unter großen Industrienationen immer deutlicher ab. Italien, Japan, die USA oder auch das massiv überschuldete China bilden hierbei nur die Spitze des Eisbergs.

Es ist allein der Tatsache geschuldet, dass mittlerweile 14 Billionen US-Dollar (!) an umlaufenden Staatsanleihen eine negative Rendite abwerfen, wodurch eine dringend notwendige Schuldenrestrukturierung in den Industrienationen in die Zukunft verschoben wird.

Selbst im Angesicht dieser negativen Renditen zeigt sich, welch ein großer Teil der globalen Schuldenmärkte für jedermann ersichtlich völlig verzerrt und fälschlich ausgepreist ist. Diese Situation lässt sich nur noch über anhaltende Manipulationen aufrechterhalten..

Wann wird der Reset-Knopf gedrückt?

Frage aller Fragen ist nur noch, wann der große Neustart tatsächlich kommen wird. Werden Regierungen und Zentralbanken irgendwann einsehen, dass ihr eingeschlagener Weg ebenso zu einem Systemkollaps führen wird wie es im Falle eines deflationären Einbruchs der Fall wäre?

Oder wird die Zunahme der Systemschockanfälligkeit den politisch Verantwortlichen die Dringlichkeit für einen echten Systemneustart vor Augen führen? Warten wir es ab.

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