Entgegen den am Wochenende im Rahmen eines Gastbeitrages getätigten Aussagen von Jim Rickards zu einem absehbaren Strategiewechsel der Federal Reserve, der im Zuge der gerade zu beobachtenden Personalwachablösung mit erneut sinkenden Zinsen einhergehen dürfte, ist sich Bond-Papst Jeff Gundlach dagegen sicher, dass die QE-Ära ihrem Ende entgegen blickt.

Nun, ich lese die Beiträge und folge beiden Protagonisten recht gerne. Gundlach warnt vor allem Aktien- und Junkbondinvestoren vor einem definitiven Auslaufen der QE-Ära, da beide Segmente mit dem Ankauf von Staatsanleihen und Hypothekenbonds durch die Fed in hoher Weise korreliert waren und sind.

Vorstellung der Fed-Pläne noch im September

In jüngster Zeit hatte die Fed von der Auflage eines QE-Programms Nummer IV abgesehen, reinvestierte allerdings weiterhin Erträge aus zeitlich auslaufenden Anleihen in den Ankauf von neuen Bonds.

Wie Jeff Gundlach in seinem nahezu wöchentlich publizierten Webcast mitteilte, werden Risikoinvestoren zu den ersten gehören, welche die sich verändernden Dynamiken an den Finanzmärkten zu spüren bekommen werden.   

Nach wie vor gehen die allgemeinen Markterwartungen davon aus, dass die Federal Reserve im Rahmen ihrer September-Zinssitzung einen Zeitplan mit dem Ziel einer Schrumpfung des eigenen Bilanzbuchs bekannt geben wird. Ich hatte über diese Pläne bereits zuvor berichtet, und Ihnen mitgeteilt, dass diese Bilanzschrumpfung bis zum Jahr 2025 graduell ablaufen soll.

Verschiedene Einschätzungen

Auf dem Höhepunkt des Programms ist vorgesehen, das Fed-Bilanzbuch um $50 Milliarden pro Monat zu schrumpfen. Selbstverständlich würde den Finanzmärkten auf diese Weise ein hoher Grad an US-Dollarliquidität entzogen. Wer wird die Dinge letztendlich richtig deuten? Jim Rickards oder Jeff Gundlach?

Was mir Schwierigkeiten bereitet, den Prognosen von Jeff Gundlach in diesem Fall zu folgen, ist der erklärte Wille von US-Präsident Donald Trump, auf einen im Außenwert schwachen US-Dollar pochen zu wollen.

Noch selten bis überhaupt nicht in der Historie der Vereinigten Staaten hat sich ein US-Präsident auf derart dezidierte Weise zur anvisierten US-Dollarpolitik seiner Regierung öffentlich geäußert.

Warum Trump einen schwachen Dollar braucht

Doch eines ist auch klar. Beabsichtigt Trump, seine politische Agenda durchzusetzen, dann wird ihm nicht viel anderes übrig bleiben, als auf einen schwachen US-Dollar zu setzen. Schließlich ist der neuen US-Administration insbesondere das ausufernde Handelsdefizit mit dem Rest der Welt ein mächtiger Dorn im Auge.

Wir warten also weiter geduldig ab, um zu beobachten, was US-Präsident Donald Trump von seiner Agenda wird umsetzen können. Bislang ist dies unter dem Strich nicht allzu viel. Doch geben wir ihm einfach „the benefit of the doubt“, auch wenn sich längst abgezeichnet hat, wie viele erklärte Feinde Donald Trump in seiner eigenen Republikaner-Partei und selbst in seiner Regierung hat, die ihm Knüppel zwischen die Beine werfen, wo es nur geht.

Gundlach erwartet einen schnellen QE-Ausstieg – und Turbulenzen am Markt

Um zu Gundlach zurückzukommen, so rechnet der Chef des Kapitalverwalters bereits im Rahmen der September-Zinssitzung der Fed mit der Ankündigung, Erträge aus auslaufenden Anleihen nicht mehr reinvestieren zu wollen. Und damit würde die Bilanzschrumpfung der Fed dann auch schon beginnen.

Wenn die Erträge aus auslaufenden Anleihen nicht mehr in Form von anderen Anleihen reinvestiert werden, würde die angedachte Bilanzschrumpfung der Fed ab September de facto beginnen. Gundlach rechnet aus diesem Grunde auch mit ein „wenig mehr Turbulenzen“ an den Finanzmärkten im Jahr 2018.

Schwache Märkte, starker Dollar …

Würde Gundlach recht behalten, sehe ich kaum etwas, was den US-Dollar von einem erneuten Klettern gegenüber anderen Papierwährungen abhalten sollte. Gundlach verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Tatsache, dass die Komponenten des S&P 500 Index schon sehr schwach auf der Brust seien, die noch über deren 200-Tage-Durchschnitten notierten.

Gundlach beharrt darauf, dass dies potenziell ein Zeichen für bevorstehende Turbulenzen an den Aktienmärkten sein könnte. Ähnlich wie Fondsmanager Marc Faber rechnet auch Gundlach damit, dass der US-Dollar für den Moment einen kurzfristigen Boden ausgebildet haben dürfte.

Aus diesem Blickwinkel müsse jederzeit mit einer Gegenbewegung in Reaktion auf den seit Jahresbeginn zu beobachtenden Wertverlust des US-Dollarindex in Höhe von rund 10% gerechnet werden. Alles in allem erwecke der momentan zu beobachtende US-Dollarhandel jedoch einen recht schwachen Eindruck.

"Bitcoin ein Betrugssystem"

Auch zu Bitcoin äußerte sich Gundlach abermals dezidiert, um abermals davor zu warnen, dass es sich im Fall der Kryptowährung um „ein Betrugssystem“ handele, das „hochgehen“ werde. Allerdings machte Gundlach auch die Einschränkung, dass er sich persönlich nicht gerne der Spekulation, sondern vielmehr dem echten Investieren, hingebe.

Von daher sei es ihm eigentlich egal, was in diesem Sektor weiter geschieht. Ihm vielleicht, vielen Banken hingegen allerdings wohl nicht. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand und wurden in den vergangenen Monaten wiederholt diskutiert und angesprochen.

Abzuwarten bleibt momentan auch, welche Beobachtungen und Sichtweisen sich im Hinblick auf den weiteren US-Dollarverlauf als richtig erweisen werden. James Rickards vs. Jeff Gundlach. Oder wie stets: Ein Markt und tausend Meinungen…,-)

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