Da zurzeit so viele Dinge gleichzeitig auf unserer Welt geschehen, wird es zu einer immer größeren Herausforderung, manchen Ereignissen zu folgen und bestimmten Entwicklungen die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.

Wie soll Lenin angeblich einmal gesagt haben? Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert, und es gibt Wochen, in denen Jahrzehnte passieren. Wenn sich diese gesprochenen Worte auch nicht wirklich auf den russischen Berufsrevolutionär zurückführen lassen, so steckt nichtsdestotrotz eine ganze Menge an Wahrheit in dieser Aussage.

Das große Ganze – Veränderungen allerorten!

Wir scheinen in einer solchen Zeit zu leben. Hinzu gesellen sich Technologieanwendungen, die unser Sein auf eine zunehmende Weise beschleunigen. Hin und wieder empfiehlt es sich deshalb, sich selbst eine Auszeit zu nehmen, um zurückzutreten, nachzudenken oder auch mal komplett abzuschalten, um das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.

So geht es mir beispielsweise gerade angesichts einer Flut von Meldungen und Nachrichten, die auf das Nehmen der nächsten Stufe im Hinblick auf die Herausbildung einer multipolaren Weltordnung schließen lassen. Beginnen wir bei Saudi-Arabien.

So hat sich Saudi Arabien in dieser Woche einer aus China, Indien, Russland, Pakistan und vier anderen zentralasiatischen Nationen bestehenden Handelsallianz angeschlossen. Wie der Finanzsender CNBC gestern berichtete, habe das saudische Kabinett ein jüngst vorgestelltes Memorandum genehmigt, welches den Beitritt des Landes zu einem durch China dominierten Sicherheitsblock vorsieht.

Angesichts der diplomatischen Dispute zwischen Riad und Washington, die über die letzten Jahre signifikant zugenommen haben, erfolgt diese Entwicklung keineswegs überraschend, sondern es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann es offiziell hierzu kommen würde.

Thematisiert wurden diese Dinge unter anderem in dem Bericht Türkei, Saudi-Arabien und Ägypten vor BRICS-Aufnahme? & Joe Biden – Ein peinlicher Auftritt aus dem Monat Juli des letzten Jahres.

Prozess der De-Dollarisierung nimmt nächste Stufe

Dass in dem weiter oben erwähnten Bericht von CNBC geschlussfolgert wird, dass Saudi-Arabien seine Bande mit den Kräften im Osten stärkt, während sich das Land somit weiter von den Vereinigten Staaten wegbewegt, ist unter vielen geopolitischen Beobachtern schon seit geraumer Zeit eine ausgemachte Sache. 

Gerade die vergangenen Wochen haben einmal mehr ein internationales Schlaglicht auf die weltweit zunehmenden Bemühungen einer voranschreitenden De-Dollarisierung geworfen.

Es sind nicht nur Amerikas exorbitant hohe Staatsverschuldung, die explodierenden Budget- und Haushaltsdefizite, wieder aufflackernde Sorgen bezüglich der Schuldenobergrenze und andere makroökonomische Warnindikatoren, welche weite Teile des Rests der Welt nach Alternativen zur Nutzung des US-Dollars Ausschau halten lassen. Es folgt ein Blick auf eine Grafik der Federal Reserve Bank, aus welcher der graduelle Rückgang der durch das Ausland gehaltenen US-Dollar-Reserven seit dem Jahr 2000 hervorgeht. 

Zwischen den Jahren 2000 und 2021 vollzog sich dieser Rückgang beständig, so jedoch auf eine langsame Weise. Es könnte durchaus sein, dass sich dieser Prozess über die kommenden Monate und Jahre jetzt spürbar beschleunigen wird.

Die in den Vereinigten Staaten nach wie vor schwelende und im Kern ungelöste Bankenkrise erweist sich nur als ein zusätzlicher Mosaikstein, der internationales Vertrauen in Amerikas wirtschaftliche Kraft und in den US-Dollar wie Butter in der Sonne schmelzen lassen. 

Der letzte Sargnagel

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die US-Regierung und deren westliche Verbündete den BRICS-Nationen und den Ländern des globalen Südens auf eine arrogante Weise vor Augen geführt haben, dass sich in US-Dollars, Euros, Pfund oder Yen veranlagte Währungsreserven mit einem Mausklick einfrieren und womöglich auch konfiszieren lassen.

Unter anderem Zoltan Pozsar hatte bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt davor gewarnt, dass sich dieses Vorgehen als letzter Sargnagel aus Sicht des bestehenden – und durch den US-Dollar dominierten – Weltwährungssystems erweisen würde.

Und so beobachten wir seit dem Einmarsch von russischen Truppen in die Ukraine eine sich beschleunigende Zusammenarbeit unter den BRICS-Nationen, die im laufenden Jahr ihren Höhepunkt in der Aufnahme von bis zu fünf neuen Mitgliedern finden könnte.

Indische Medien zitierten gestern die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor, die zuvor offiziell darüber sprach, dass neben Saudi-Arabien auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Algerien, Nigeria, Argentinien, Mexiko und eine weitere Anzahl von Staaten dem BRICS-Verbund beitreten möchten. Hinzu gesellen sich diese Meldungen vom heutigen Tage.

Brasilien und China treffen Vereinbarung zur Abwicklung des bilateralen Handels auf Basis ihrer eigenen Währungen

Saudi-Arabien: Dialogpartner der SCO

Um auf Saudi-Arabien zurückzukommen, so wird die Regierung in Riad unter Bezugnahme auf den CNBC-Bericht fortan den Status eines Dialogpartners innerhalb der durch China dominierten Shanghai Cooperation Organisation (SCO) inne haben.

Nach Unterzeichnung eines militärischen Abkommens mit der Russischen Föderation lässt sich davon ausgehen, dass sich Saudi-Arabien zukünftig nicht nur strategisch, sondern auch militärisch in einem zunehmenden Ausmaß in die Organisationsstrukturen seiner „neuen“ Partner im Osten einbinden lassen wird.

Erwähnt sei an dieser Stelle noch einmal, dass die SCO unter anderem auch eine enge militärische Abstimmung unter den einzelnen Mitgliedsländern der Organisation vorsieht. Für den Moment wird Saudi-Arabien den Status eines Dialogpartners inne haben, doch wie lange mag es noch dauern, bis sich hieran in Richtung einer Vollaufnahme etwas ändern wird?

Wozu braucht es aus Sicht der Saudis also noch die Vereinigten Staaten von Amerika, zumal Peking momentan alles in seine diplomatische Waagschale zu werfen scheint, um die beiden Erzrivalen Saudi-Arabien und Iran zu einer Normalisierung ihrer bilateralen Beziehungen zu bewegen?

China und Frankreich wickeln erstes LNG-Geschäft auf Yuan-Basis ab

Doch hiermit nicht genug. So erreicht uns die Nachricht, dass es zwischen der Volksrepublik China und Frankreich erstmals zur Abwicklung eines Energiegeschäfts auf Basis des Yuans / Renminbis kommen wird. 

Übersetzung: „Andere Märkte wenden sich dem Yuan (Renminbi) zu, da China zu einer immer einflussreicheren Supermacht avanciert. – China wickelt erstes Yuan-basiertes Flüssiggasgeschäft (mit Frankreich) ab.“

Saudi-Aramco expandiert in China – Öllieferungen auf Yuan-Basis werden wohl folgen

Auch der saudische Erdölriese Saudi-Aramco hat kürzlich eine Vereinbarung mit Partnern in China unterzeichnet, um sich finanziell am Bau einer neuen Ölraffinerie und petrochemischen Projektes zu beteiligen.

Die neue Ölraffinerie im Nordosten Chinas soll im Jahr 2026 ihren Betrieb aufnehmen und rund 300.000 Fass Rohöl pro Tag bevorraten. Um die Projekte auf den Weg zu bringen, wird es zu Investitionen in Höhe von knapp 84 Milliarden Yuan oder umgerechnet 12,2 Milliarden US-Dollar kommen

Auch die Russische Föderation wendet sich im Handel mit China in einem zunehmenden Ausmaß dem Yuan zu. Hiermit gehen selbstverständlich auch Risiken einher. Doch was bleibt der Moskauer Kreml-Regierung angesichts der eigens verfolgten Strategie, den US-Dollar nur noch in den dringendsten Fällen zu akkumulieren (nebst jenen durch die Vereinigten Staaten und den Westen verhängten Sanktionen) anderes übrig?

Und so fordert der russische Staatspräsident Wladimir Putin eine sich intensivierende Internationalisierung des chinesischen Yuans / Renminbis. Bereits zum aktuellen Zeitpunkt werden gut zwei Drittel des bilateralen Handels zwischen Russland und China auf Basis der eigenen Landeswährungen (Yuan und Rubel) abgewickelt.

Geht es nach Wladimir Putin, so soll der chinesische Yuan / Renminbi auch schon bald als Abwicklungswährung im Handel Russlands mit Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika zum Einsatz kommen.

Im Rahmen des jüngsten Staatsbesuchs des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Moskau ist es unter anderem zur Unterzeichnung von 14 weitreichenden Wirtschaftsabkommen zwischen den Staatsführern der beiden Länder gekommen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus basiert unter anderem auf einem Bericht auf der Seite von cnbc.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Um sich gewahr darüber zu werden, an welchem Punkt sich unsere Welt befindet, reicht es aus, sich das nachfolgende auf Twitter gefundene Video anzuschauen. Wladimir Putin verabschiedet Xi Jinping nach dessen Staatsbesuch in Moskau, um durch Xi Jinping die folgende Rückversicherung zu erhalten:

 

„Veränderungen kommen, die es im Verlauf der vergangenen 100 Jahre nicht mehr gegeben hat. Und wir beide forcieren diese Veränderungen gemeinsam.“ 

Danach sieht es momentan auch aus.

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