Der Kreuzzug gegen verschiedene Wirtschaftsbereiche in der Volksrepublik China setzt sich im Angesicht eines sich abschwächenden Wachstums des heimischen Bruttoinlandsproduktes fort.

Wie es in der vergangenen Woche hieß, habe die Kommunistische Partei inzwischen das Fundament dafür gelegt, um private Investitionen in den heimischen Medienbereich zu verbieten und zu bannen.

Wie es auf der Webseite der Staatlichen Entwicklungs- und Reformkommission (SDRC) hierzu heißt, werde zurzeit in Erwägung gezogen, vor allem private Auslandsinvestitionen in Medienorganisationen in der chinesischen Heimat in der Zukunft mit einem offiziellen Verbot zu belegen.

„Schwarzliste“ im Medienbereich in Ausarbeitung

Zu diesem Zweck sollen Organisationen, die auf keine staatlichen Investitionen in der Volksrepublik China blicken, auf eine Art Schwarzliste gesetzt werden, um fortan von Investitionen im Bereich der Nachrichtenaufbereitung, Nachrichtenbearbeitung sowie Nachrichtenausstrahlung ausgeschlossen zu werden.

Unter die neuen Regeln werden aller Voraussicht nach Nachrichtenagenturen, Radio- und Fernsehsender, Tageszeitungen, Nachrichtenbearbeitungsdienstleister, Verlage sowie Online-Publikationen fallen.

Wie es weiter heißt, soll diese Empfehlung bereits durch die staatlichen Aufsichts- und Regulierungsbehörden für den Film-, Radio-, Verlags-, Presse- und Onlinebereich abgesegnet und unterzeichnet worden sein.

Es handelt sich inzwischen nur um einen weiteren Wirtschaftssektor in der Volksrepublik China, in dessen Anbieter unter Berücksichtigung der bevorstehenden Regeländerungen in der Zukunft keine privaten Investitionen mehr fließen dürfen.

Liste von Firmen und Konzernen in der Volksrepublik China droht immer länger zu werden

Die Liste der hiervon betroffenen Unternehmen und Konzerne droht mittlerweile immer länger zu werden. Neben militärischen, politischen und diplomatischen Organisationen gehören hierzu unter anderem auch bedeutsame Teile des Technologie-, Gesundheits-, Bildungs-, Sport- und Sozialbereichs in der Volksrepublik China.

Selbstverständlich ist mit den bevorstehenden Regeländerungen aus Sicht der Pekinger Regierung das politische Ziel verbunden, die volle Kontrolle und Oberhoheit über den Nachrichtenbereich und die in der Heimat ausgestrahlten oder anderweitig publizierten Informationen auszuüben.

Staatspräsident Xi Jinping setzt seinen Kurs unbeirrt fort

Damit setzt sich in der Volksrepublik China eine Entwicklung fort, die bereits seit der Amtsübernahme von Staatspräsident Xi Jinping im Jahr 2012 begonnen hatte. Kritiker der Kommunistischen Partei Chinas sehen diese Entwicklungen naturgemäß äußerst skeptisch, da sich die „Gehirnwäsche der Bevölkerung“ zukünftig weiter intensivieren werde.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und ihrer kurz darauf erfolgten Machtübernahme habe sich die Kommunistische Partei Chinas darauf fokussiert, neben dem Militär auch Propaganda zum Erreichen der eigenen Zielsetzungen einzusetzen.

Bereits im Jahr 2005 hatte die politische Führung der Volksrepublik China Privatinvestitionen in den heimischen Mediensektor verbieten wollen, was jedoch am Widerstand des zu diesem Zeitpunkt amtierenden Staatspräsidenten Hu Jintao gescheitert war.

Chinas Mainstream-Medien sollten attraktiver gemacht werden

Vielmehr wies Hu seinen damaligen Premierminister Wen Jiabao dazu an, den Mediensektor in der Volksrepublik China attraktiver für die heimischen Verbraucher, die sich in einer stark zunehmenden Zahl einer Fülle von Online-Publikationen zuzuwenden begannen, zu machen.

Vor der Amtsübernahme von Hus Nachfolger Xi Jinping waren private Investitionen in den heimischen Mediensektor noch erlaubt, um insbesondere den Bereich der Mainstream-Medien in der Volksrepublik China attraktiver zu machen.

Kritiker der aktuellen Entwicklung warnen davor, dass sich die potenziellen Regeländerungen im Medienbereich nahtlos in die „profunde Revolution“, die in der chinesischen Wirtschaft auf Geheiß der Pekinger Regierung zurzeit im Gang sei, einpassten.

Abkehr vom Modell der marktorientierten Reformen intensiviert sich

Hiermit verbunden sei nichts anderes als das Ziel einer Abkehr von den marktorientierten Reformen in der Volksrepublik China, welche dazu beigetragen hätten, das Land über die vergangenen Dekaden zu einem neuen Drachen auferstehen zu lassen.

Sobald es zu einer offiziellen Veröffentlichung der „Schwarzliste“ im heimischen Medien- und Onlinebereich durch die Pekinger Regierungsbehörden kommen werde, müsse spätestens ab diesem Zeitpunkt mit signifikanten Veränderungen in diesem wichtigen Sektor gerechnet werden.

Weiter heißt es, dass die Pekinger Staatsregierung damit fortfahre, sowohl der sogenannten Prominenten-Kultur, einer wachsenden Anzahl von chinesischen Milliardären wie auch dem privaten Wirtschaftssektor die eigenen Grenzen aufzuzeigen.

Bestimmte Wirtschaftsbereiche und heimische Milliardäre im Fokus der Pekinger Regierung

Die jüngste Quasi-Verstaatlichung des (Online-)Bildungssektors samt des drastischen Vorgehens gegen die Gründer von privaten Unternehmen wie Didi oder der Ant Group deuteten darauf hin, dass die Pekinger Regierung eine Agenda abarbeite, die noch lange nicht an ihrem Ende angekommen zu sein scheine.

Andererseits haben chinesische Unternehmen über die vergangenen Jahre auf aggressive Weise in den westlichen Medien- und Nachrichtenbereich investiert. Im Jahr 2020 wurden allein in den Vereinigten Staaten durch den zu diesem Zeitpunkt amtierenden Außenminister Mike Pompeo sechs Medienunternehmen in der Heimat mit einem Hinweis markiert, die unter der Kontrolle einer ausländischen Regierung stehen sollen.

Auch Hollywood fällt einer zunehmenden Zensur in der Volksrepublik China zum Opfer

Bereits im Verlauf der vergangenen Jahre hatte die Pekinger Regierung eine wachsende Anzahl von Hollywood-Produktionen auf dem heimischen Markt blockiert. Hieran änderte auch die einst bekanntgegebene Übernahme der Produktionsfirma Legendary Entertainment durch Dalian Wanda nichts.

Wie es in einem Bericht auf der Seite von Nikkei Asia heißt, hatten die großen Hollywood-Studios einst darauf gehofft, die Volksrepublik China zu einem der weltweit größten Märkte für neue Blockbuster-Produktionen zu machen.

Chinas Filmregulierungsbehörden und Zensoren entscheiden darüber, welche ausländischen Produktionen gezeigt werden dürfen – und welche nicht

Diese Hoffnungen scheinen sich bis dato nicht erfüllt zu haben, da chinesische Zensoren sich fast schon auf eine extreme Weise selektiv dabei gäben, welche Filme und Produktionen aus dem Ausland in der Heimat gezeigt werden dürften.

Insbesondere ausländische Produktionen, die sich mit dem aus chinesischer Perspektive hoch sensiblen Thema Taiwans befassten, müssten damit rechnen, in der Volksrepublik China nicht ausgestrahlt werden zu dürfen, was großen Studios Einnahmen in Höhe von Multimillionen US-Dollars zu kosten drohe.

Zu einem solchen Zwischenfall sei es jüngst im Hinblick auf die Produktion „Fast & Furious 9“ gekommen, in deren Rahmen sich Film-Star John Cena bei seinen chinesischen Fans dafür entschuldigt habe, dass Taiwan in einem Promotion-Trailer zum Film als eigenständige und souveräne Nation dargestellt worden sei.

Auch Marvel-Filme verstärkt im Fokus der Regulierer

Obwohl sich beispielsweise Marvel-Filme in der Vergangenheit als sehr erfolgreich in China erwiesen haben, drohe der neuen Produktion „Eternals“ eine Blockade durch die chinesischen Zensoren. Der Grund?

Wie es im Bericht von Nikkei Asia hierzu heißt, sei die chinesisch-stämmige Oscar-Gewinnerin Chloe Zhao im Rahmen eines Interviews vor mehreren Jahren aufgrund von einigen nicht hinnehmbaren Kommentaren über deren Heimatland auffällig geworden.

Berichterstattungen über Chloe Zhaos Oscar-Prämierung seien aus diesem Grunde nicht nur in der heimischen Presse, sondern auch im Internet durch die chinesischen Behörden blockiert worden.

Investoren im Filmbereich sollten gewarnt sein!

Investoren werden aus diesem Grund mittlerweile verstärkt dazu aufgerufen, sich über diese Entwicklungen Gedanken zu machen. Denn der zuvor erhoffte und oftmals fest eingeplante Zugang zum chinesischen Markt sei aufgrund dieser zunehmenden Entwicklungen bedroht, was aus Sicht von Studios und Investoren mit horrenden Einnahmeausfällen einhergehen könne.

Hieraus eine Strategie abzuleiten, sei überaus schwierig, da Studios und Investoren in einem sich intensivierenden Ausmaß vom Wohlwollen der chinesischen Filmregulierungsbehörden abhängig seien. Insbesondere teure Produktionen, die einen chinesischen Marktzugang zuvor fest eingeplant hätten, könnten ihr blaues Wunder erleben.

Ohnehin erlaubten die chinesischen Filmregulierungsbehörden und Zensoren zum aktuellen Zeitpunkt nur eine Ausstrahlung von gerade einmal vierunddreißig Produktionen aus dem Ausland in Festlandchina pro Jahr.

Peking bestimmt über Ausstrahlung von Produktionsinhalten

Auch eine sich verschärfende Regulierung des heimischen Unterhaltungsbereichs ließe darauf schließen, dass die Pekinger Regierung eine klare Strategie verfolge, welche Produktionen in chinesischen Kinos ausgestrahlt und gezeigt werden dürften.

Mehr und mehr herrsche in der Volksrepublik China das Mantra vor, dass alles, was aus dem Ausland komme, gefährlich sei. Auch Hollywood sähe sich nicht dazu in der Lage, sich dieser Entwicklung zu entziehen. Problematisch sei aus Sicht der Studios in Hollywood, dass über die letzten Jahre ein wachsender Anteil der Einnahmen in der Volksrepublik China generiert worden sei.

Hollywood braucht Peking – doch Peking braucht Hollywood nicht

Doch umgekehrt brauche die Pekinger Regierung Hollywood für rein gar nichts, was im eigenen Land vor sich gehe. Vielmehr hätten sich heimische Produktionshäuser zuletzt dazu in der Lage gesehen, eigene Blockbuster-Filme zu produzieren, die unter den chinesischen Verbrauchern auf eine hohe Nachfrage träfen.

Über den Verlauf der vergangenen sechs Jahre hätten sich heimische Produktionen als die jeweils finanziell erfolgreichsten unter allen gezeigten Produktionen erwiesen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Es lässt sich nicht absehen, wann der durch die Pekinger Regierung gegen bestimmte Wirtschaftsbereiche geführte Kreuzzug einem Ende entgegensehen wird. Insbesondere aus Sicht von potenziell ins Auge gefassten Investments in China sollte die aktuelle Entwicklung verfolgt und im Auge behalten werden.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"