Lancierung von staatlicher Digitalwährung soll mit Internationalisierung des Yuan verknüpft werden

Es scheint aus aktueller Sicht tatsächlich zur Etablierung eines Joint Ventures zwischen SWIFT und jener Abteilung der People´s Bank of China (PBoC) zu kommen, die sich für die potenzielle Einführung eines digitalen Yuans/Renminbis in der Verantwortung sieht.

Einiges scheint aus diesem Blickwinkel darauf hinzudeuten, dass die Pekinger Regierung die Absicht verfolgt, die sich abzeichnende Lancierung einer staatlichen Digitalwährung mit einer voranschreitenden Internationalisierung der heimischen Währung verknüpfen zu wollen.

Forderungen nach mehr Unabhängigkeit vom US-Dollar werden lauter

Unter Berücksichtigung der sich verschlechternden Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China werden die Stimmen im Reich der Mitte immer lauter, die die eigene Regierung zu einer Reduzierung der Abhängigkeit vom US-Dollar in globalen Handelsgeschäften auffordern.

Anstelle dessen sollten, so die Forderungen, Fortschritte im Sinne einer sich intensivierenden Internationalisierung der heimischen Währung vollzogen werden. Bislang zeichnet sich noch nicht ab, wie das Joint Venture zwischen SWIFT sowie dem Institut für Digitalwährungsforschung und Chinas Nationalem Abwicklungs- und Clearingzentrum, einer Unterabteilung der PBoC, ausgestaltet werden soll.

SWIFT hält sich neutral

Die potenzielle Lancierung eines digitalen Yuans/RMBs könnte jedoch dazu beitragen, die globale Nutzung der chinesischen Währung enorm zu fördern und die Bestrebungen Chinas zu unterstützen, den Vereinigten Staaten als globaler Wirtschafts- und Währungsmacht den Rang abzulaufen.

Als global aktive und eine neutrale Haltung einnehmende Genossenschaft handele SWIFT stets im Interesse der gesamten Mitgliedergemeinschaft, wie es kürzlich in einer E-Mail seitens SWIFT an die South China Morning Post hieß.

Ferner hieß es, dass SWIFT seit mehr als dreißig Jahren Teil der chinesischen Finanzmärkte sei. Und wie überall, wo SWIFT vor Ort aktiv sei, würden die erforderlichen Anpassungen vorgenommen, um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen und einzuhalten, wie es in dieser E-Mail weiter hieß.

Das Pilotprogramm läuft seit 2014

Im August 2020 veröffentlichte Chinas Handelsministerium weitergehende Detailsin Bezug auf dessen laufendes Pilotprogramm mit dem Ziel einer Nutzerexpansion einer digitalen Währung der PBoC in mehreren Ballungsräumen und urbanen Zentren des Landes.

Diese Nutzerexpansion, die sich in der Greater Bay-Area um Guangdong, Hongkong und Macao, der Region Peking, Tianjin und Hebei bis hin zur Region des Jangtse-Deltas vollzog, habe sich als unvermeidlicher Höhepunkt eines Prozesses, der bereits im Jahr 2014 begann, erwiesen.

People´s Bank of China definierte den digitalen Yuan bereits im Oktober 2020 als integralen Bestandteil der Währung

Im Oktober vergangenen Jahres erfolgte dann der Erlass eines Dekrets durch die PBoC, das zum Ziel hatte, dem DCEP-System (Digital Currency Electronic Payment System) in der Volksrepublik China einen rechtlichen Status zu verleihen.

Unter anderem wurde der digitale Yuan/RMB als ein integraler Bestandteil von Chinas staatlich emittierter Fiat-Währung definiert. Laut South China Morning Post gehe mit dem erlassenen Dekret der PBoC gleichzeitig auch ein Verbot einher, in dessen Zuge es jeder Drittpartei unmöglich gemacht und unter Strafandrohung verboten wird, Yuan/RMB-unterstützte Digital-Token herzustellen oder zu emittieren, um den Yuan/Renminbi auf dem Währungsmarkt zu ersetzen.

Der Prozesslauf nahm einst seinen Anfang in Shenzhen, wo es zu einer durch die Behörden der Regierung durchgeführte Lotterie gekommen war, in deren Zuge die digitale Währung in einem Gegenwert von zehn Millionen Yuan/RMB (rund 1,5 Millionen US-Dollar) an Nutzer verschenkt wurde.

Dieser ursprüngliche Probelauf wurde durchgeführt, um einerseits die der neuen Digitalwährung zugrundeliegende Technologie einem Test zu unterziehen und andererseits die örtlichen Verbraucherausgaben im Angesicht der Pandemie anzukurbeln.

SWIFT-Joint Venture könnte China im Wirtschaftskampf mit den USA mehr Macht verleihen

In der Vergangenheit hatte SWIFT der US-Regierung weitreichende Befugnisse eingeräumt, um wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen der Vereinigten Staaten gegen Drittländer zu verhängen.

Wie auf Knopfdruck können sich hiervon betroffene Nationen plötzlich nicht mehr dazu in der Lage sehen, Zahlungen für Exportlieferungen zu erhalten, selbst Güter und Waren zu bezahlen oder Vermögenswerte auf US-Dollar-Basis zu besitzen.

Washingtons Gedankenspiele zur Abkoppelung Hongkongs wären vom Tisch

Vor exakt diesem Hintergrund scheint jetzt das neue Joint Venture zwischen SWIFT und der PBoC am Entstehen zu sein, da sich auf internationaler Ebene zuletzt Bedenken gemehrt zu haben scheinen, laut denen die US-Regierung die Volksrepublik China und/oder Hongkong vom globalen SWIFT-System abkoppeln könnten.

Diese Bedenken sind nicht von der Hand zu weisen, weil die Administration von Ex-Präsident Donald Trump dazu übergegangen war, Einzelpersonen zu bestrafen, die an der Untergrabung der Autonomie Hongkongs beteiligt waren.

Die Gründung eines Joint Ventures zwischen der PBoC und SWIFT würde der Pekinger Regierung sehr wahrscheinlich dabei Unterstützung leisten, ein solches Resultat zu vermeiden. Wie zuvor erwähnt, dürfte ein weiteres Ziel mit Bemühungen zu einer sich intensivierenden Internationalisierung des Yuans/RMBs verbunden sein.

Joint Venture mit SWIFT ist für Peking der bequemere Weg

Es sei zwar korrekt, dass China in der Vergangenheit den Versuch unternommen habe, ein alternatives System zu SWIFT zu entwickeln, doch aus realistischen Erwägungen heraus sei es aus Sicht eines solchen Systems immer schwierig gewesen, adäquat Fuß zu fassen.

Allein deshalb schon sei es ein weit bequemerer Weg aus Perspektive der Pekinger Regierung, am Aufbau eines gemeinsamen Joint Ventures mit SWIFT zu arbeiten, wie es unter Währungsanalysten heißt.

Sollte einer Internationalisierung des Yuans/RMBs auf diesem Weg Vorschub geleistet werden, könnte die SWIFT-Anbindung der Pekinger Regierung in Folge auch dieselben Befugnisse wie der Washingtoner Regierung einräumen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Alle Nationen, die im Handel auf einen auf globaler Ebene stärker genutzten Yuan/RMB setzten, könnten in diesem Zuge auch stark dem wirtschaftlichen Einfluss der Volksrepublik China unterworfen werden.

In den Vereinigten Staaten scheint es (noch) ziemlich ruhig um diese Entwicklungen zu sein. Wie lange noch?

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